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Angela Merkel nannte die Wirtschaftsentwicklung auf der Jahrestagung der Maschinenbauer "besorgniserregend".

© dpa

IWF-Wachstumsprognose: Deutschland fällt hinter Frankreich zurück

Nur noch um 0,5 wächst Deutschland, die Weltwirtschaft um 3 Prozent. Es sind die schlechtesten Werte seit der Finanzkrise. Merkel nennt das "besorgniserregend".

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China lastet weiter auf der Weltwirtschaft. Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte seine Wachstumsvorhersage für das Jahr 2019 – das vierte Mal in Folge – auf nunmehr drei Prozent, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Prognose hervorgeht. Im Juli hatte der IWF noch ein Wachstum von 3,2 Prozent vorausgesagt.

Diese Zahlen künden einen ein drastischer Abschwung an, denn nach Angaben des IWF wächst die Weltwirtschaft damit so langsam wie seit der globalen Finanzkrise nicht mehr. Als Gründe dafür nannte der Weltwährungsfonds zunehmende Handelsbarrieren und wachsende Unsicherheit in Folge geopolitischer Risiken. Für das kommende Jahr fällt die Vorhersage zwar besser aus. Aber auch sie schraubte der IWF leicht herunter – auf jetzt 3,4 Prozent. 2018 war die Weltwirtschaft noch um 3,6 Prozent gewachsen.

Die Stimmung an den Finanzmärkten könnte sich nach Einschätzung des IWF nicht nur durch eine Zunahme von geopolitischen Spannungen und Handelskonflikten verschlechtern, sondern auch durch einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ohne ein Abkommen. Der Klimawandel trübe die Wachstumsaussichten für die Wirtschaft ebenfalls ein, insbesondere für davon bedrohte Länder.

Auch für Deutschland wurde die Konjunkturprognose nach unten korrigiert. Nun wird ein Wachstum von lediglich 0,5 Prozent erwartet. Im kommenden Jahr soll das Plus dann 1,2 Prozent betragen. Das sind 0,5 Prozentpunkte weniger als in der vorangegangenen IWF-Prognose im Juli - es ist die deutlichste Prognose-Absenkung aller Industrienationen. Damit fällt Deutschland deutlich hinter Frankreich zurück. Hier geht der IWF in diesem Jahr immerhin noch von einem Wachstum von 1,2 Prozent aus. Für die gesamte Eurozone sagt der IWF ein Wachstum von 1,2 Prozent voraus. Im Juli lag die Prognose bei 1,3 Prozent. 2020 soll die Wirtschaft um 1,4 Prozent wachsen.

Passenderweise war Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am heutigen Dienstag beim Jahrestreffen einer Branche zu Gast, deren Kennzahlen immer als gute Konjunkturindikatoren gelten: Die Maschinenbauer. Dort bezeichnete sie die Konjunkturentwicklung als „besorgniserregend“. Merkel verwies ebenfalls auf die internationalen Handelskonflikte und Unsicherheiten über den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union.

„Wir werden bis zur letzten Minute daran arbeiten, dass ein geregelter Austritt Großbritanniens erfolgt“, sagte sie in Berlin. Deutschland sei aber auch auf den anderen Fall vorbereitet. Merkel warb erneut für weltweit offene Märkte. Mit Blick auf den Kurs von US-Präsident Donald Trump sagte sie, es gebe derzeit erhebliche Schwierigkeiten beim Multilateralismus. Sie werde sich mit aller Kraft dagegen stemmen.

Und auch die Maschinenbauer selbst zeigten sich in ihren Branchendaten pessimistisch. Aktuell verfehle die Produktion ihr Vorjahresniveau nach vorläufigen Zahlen um 1,6 Prozent. Der Auftragseingang liege um 9 Prozent niedriger. Insgesamt geht der Verband VDMA in diesem sowie im nächsten Jahr von je 2 Prozent Produktionsrückgang aus. "Noch ist unklar, ob wir uns nur in einer konjunkturellen Schwächephase oder am Beginn einer echten Rezession befinden. Aber ein schneller Aufschwung ist definitiv nicht in Sicht“, sagte Verbandspräsident Carl Martin Welcker. (dpa/mum)

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