
© dpa/Sebastian Kahnert
Gender Pay Gap stagniert: Frauen erhalten 4,24 Euro weniger pro Stunde als männliche Kollegen
Der Gender Pay Gap in Deutschland liegt auch 2025 unverändert bei 16 Prozent. Auch bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit bleibt ein Unterschied.
Stand:
Frauen in Deutschland haben auch 2025 deutlich weniger verdient als Männer. Mit 22,81 Euro pro Stunde erhielten sie im Schnitt 4,24 Euro weniger als ihre männlichen Kollegen. Die Lohnlücke blieb damit unverändert bei 16 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Auch bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit verdienen Frauen sechs Prozent weniger.
2024 war dieser auch als Gender Pay Gap bezeichnete Wert im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte geschrumpft. 2006 hatte der Verdienstunterschied noch 23 Prozent betragen.
Der Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern fällt regional sehr unterschiedlich aus. In Ostdeutschland liegt er bei lediglich fünf Prozent, in Westdeutschland dagegen bei 17 Prozent. Auch zwischen öffentlichem Dienst und Privatwirtschaft gibt es erhebliche Unterschiede: Im öffentlichen Dienst beträgt die Lohnlücke vier Prozent, in der Privatwirtschaft 17 Prozent.
60 Prozent der Lücke sind strukturell erklärbar
Rund 60 Prozent des Verdienstunterschieds lassen sich durch strukturelle Faktoren erklären, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Der wichtigste Faktor ist Teilzeitarbeit: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, was in der Regel mit geringeren Stundenlöhnen einhergeht. Dieser Effekt erklärt 19 Prozent der Lohnlücke – das entspricht 0,81 Euro.
Zudem sind Frauen häufiger in Branchen und Berufen tätig, in denen allgemein weniger gezahlt wird. Das macht rund 18 Prozent des Unterschieds aus (0,75 Euro). Etwa 13 Prozent der Verdienstlücke (0,55 Euro) gehen darauf zurück, dass Frauen häufiger in Berufen mit niedrigerem Anforderungsniveau arbeiten.
Sechs Prozent Unterschied ohne eindeutige Erklärung
Die verbleibenden 40 Prozent des Verdienstunterschieds – das entspricht 1,71 Euro – können die Statistiker nicht durch die verfügbaren Merkmale erklären. Dieser bereinigte Gender Pay Gap von sechs Prozent bedeutet: Auch bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie verdienen Frauen pro Stunde sechs Prozent weniger als Männer.
Interessanterweise fällt dieser bereinigte Gap in Ostdeutschland mit neun Prozent höher aus als in Westdeutschland mit sechs Prozent. Wie das Statistische Bundesamt erläutert, liegt das vor allem daran, dass der Teilzeiteffekt im Osten kaum ins Gewicht fällt und Frauen dort häufig sogar besser qualifiziert sind als Männer – dennoch aber weniger verdienen.
Die Behörde geht davon aus, dass weitere lohnrelevante Faktoren eine Rolle spielen, die statistisch nicht erfasst werden: etwa Erwerbsunterbrechungen durch Schwangerschaft, Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen. Der bereinigte Gender Pay Gap stelle daher eine „Obergrenze“ für eine mögliche Verdienstdiskriminierung dar.
Gewerkschaftsnahe Stiftung sieht mehrere Ursachen
Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sieht mehrere Gründe dafür, warum die Lohnlücke größer sei als in vielen anderen Ländern. „Einerseits liegt es an fehlenden Möglichkeiten, Erwerbs- und Sorgearbeit zu vereinbaren“, sagte WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch. Da Frauen immer noch den überwiegenden Teil der Sorgearbeit erledigten, schränke dies ihre Erwerbsbeteiligung ein – nicht nur in der Phase der Kindererziehung, sondern etwa auch bei der Pflege von Angehörigen.
Andererseits seien vermeintlich weibliche Tätigkeiten wie Pflegen oder Erziehung oft schlechter entlohnt. „Und natürlich werden Frauen auf dem Arbeitsmarkt auch oft diskriminiert und für dieselben Tätigkeiten schlechter bezahlt als Männer“, so Kohlrausch. (Tsp/dpa/AFP/Reuters/KNA)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: