zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Kein frischer Fang

Eine Packung mit guten Fischen zu erwischen, ist eher Zufall. Nur zwei Sorten überzeugen

Ein typisches Ritual in den Niederlanden sieht so aus: Den Kopf in den Nacken legen und ein Matjesfilet Bissen für Bissen in den Mund gleiten lassen. Zugegeben: Nur wenige Niederländer essen ihren Matjes auf diese Art und Weise. Und nicht nur unsere Landesnachbarn verspeisen den Hering, der noch nicht gelaicht hat, gern, sondern auch hierzulande wird Matjes viel gegessen; und zwar am häufigsten Matjesfilets nordische Art.

17 Produkte dieser Sorte hat die Stiftung Warentest untersucht. Das Ergebnis: Nur zwei Produkte schnitten mit einem „Gut“ ab. Das waren die Filets der Marken Woldemar und Friesenkrone. „Die verlässliche Güte hat allerdings auch ihren Preis“, sagt Ursula Loggen von der Stiftung Warentest. Mit 17,60 Euro pro Kilo sind die Matjesfilets von Woldemar aus Schweden die teuersten im Test. Der ebenfalls „gute“ Fisch von Friesenkrone ist etwas günstiger. Er kostet 13,20 Euro pro Kilo.

Zehn der getesteten Produkte landeten im Mittelfeld, vier von ihnen erhielten nur ein „Ausreichend“. Einer der ausschlaggebendsten Gründe: Einzelne Proben derselben Marke schmeckten extrem verschieden. Gravierende Unterschiede gab es nicht nur von Packung zu Packung; auch innerhalb ein und derselben Packung schwankte die Qualität der Filets mitunter erheblich. „Die Konsistenz reichte von normal bis musig, von zart bis tranig-schleimig oder ausgefranst“, sagt Loggen. So waren die Matjes von Netto und Tip „teilweise gelb-braun verfärbt“, einige schmeckten gar tranig. Bei Penny war der Fisch nicht immer gut im Salz durchgereift und roch teilweise leicht metallisch, das Produkt von Lidl wurde mal als weichzerfallend, mal als zäh beschrieben. Viele Matjesfilets waren schlecht hergerichtet und lagen zerrissen oder gar ausgefranst in der Packung. Das war etwa bei den Fischen von Nadler der Fall. Fazit der Tester: Der Käufer kann sich nur selten auf die Qualität in der Packung verlassen.

Zudem fanden die Tester in sechs der Produkte Stoffe, die nicht in Lebensmittel hineingehören: Weichmacher. In der Industrie machen sie Kunststoffe wie PVC weich. Beim Menschen können sie die Fortpflanzungsfähigkeit sowie Leber und Nieren schädigen. Mit Weichmachern belastet war das Öl der geprüften Produkte von Larsen, Lidl, Marktkauf, Edeka, Nadler und Lisner. Die Menge, die in den Produkten gefunden wurde, war zwar so gering, dass sie als nicht gesundheitlich bedenklich eingestuft wurde und die Weichmacher waren auch nicht in den Fisch übergegangen. „Dennoch gehören sie einfach nicht in Lebensmittel“, sagt Loggen.

Einen ausschlaggebenden Grund, trotzdem weiterhin Matjes zu essen, sieht die Stiftung Warentest aber in einer besonderen Eigenschaft der Fischart: Sie enthält besonders viele Omega-3-Fettsäuren. Die spielen bei der Prävention von Herzkrankheiten eine besondere Rolle. Für den Menschen sind diese Fettsäuren lebensnotwendig. Da sie der menschliche Körper nicht selbst bilden kann, muss man sie zuführen. Matjes zu verzehren, ist da ideal. „Bei den meisten untersuchten Filets reichen 100 Gramm, um den empfohlenen Tagesbedarf an Omega-3-Fettsäuren zu erreichen“, sagt Loggen. „Das ist bestechend.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false