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Massengeschäft. Jeden Woche werden inzwischen auch hierzulande ein paar Millionen FFP2-Masken produziert.

© dpa

Wie sicher sind die FFP2-Masken?: Made in Germany als Qualitätsversprechen

Die Berliner Firma Jonas & Redmann produziert Maschinen zur Maskenherstellung. Das Geschäft läuft gut, die Kapazitäten werden ausgebaut.

Wie dicht sind die Masken? Je mehr Anbieter auf dem Markt auftauchen, desto nachdrücklicher stellt sich diese Frage. Vor allem die relativ teuren FFP-Masken (für „filtering face piece“) versprechen Sicherheit vor dem Virus, und die neuen Anbieter werben mit „Made in Germany“ als Qualitätsausweis. Der Berliner Maschinenbauer Jonas & Redmann zum Beispiel. „Unsere Maschinen produzieren jeden Monat sechs Millionen Masken. Jede von diesen Masken wird schon in der Maschine automatisch geprüft. Sicherer geht es nicht“, sagt Lutz Redmann, Geschäftsführer der Jonas & Redmann Group dem Tagesspiegel. Wichtiger als das vermeintliche Qualitätssiegel CE sei der Produktionsprozess und die Güte des verarbeiteten Materials.

"CE-Kennzeichnung ist kein Gütesiegel"

Die CE-Kennzeichnung bestätigt, dass ein Produkt europäischen Richtlinien entspricht. Wenn die Maske auch überprüft wird, folgt auf das CE-Kennzeichen eine vierstellige Nummer. Jonas & Redmann (J&R) baut nicht nur Maschinen zur Maskenherstellung, sondern ist auch selbst mit einem Berliner Partner (Tungsten Consulting), in die Produktion eingestiegen. Wie viele andere Hersteller lassen auch die Berliner die Masken-Zertifizierung durch die in der Türkei ansässige Universal Certification erledigen.

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Dadurch bekommt jede Maske die Identifikationsnummer CE 2163. Ob und wie die zertifizierende Stelle kontrolliert wird, weiß J&R nicht. „Die CE-Kennzeichnung ist rechtlich kein Gütesiegel, sondern dokumentiert die Einhaltung der gesetzlichen Mindestanforderungen“, heißt es bei J&R. Für die Vergabe der Prüfnummer durch die notifizierende Stelle würden nur „wenige Muster betrachtet“. Trotzdem greife „die aktuelle Debatte um die CE-Kennzeichnung zu kurz“, meint Lutz Redmann. Entscheidend für die Qualität der Maske sei die Produktion.

94 Prozent der Viren müssen rausgefiltert werden

„Einmal im Jahr wird jede Produktion durch die benannte Stelle geprüft“, heißt es bei J&R. Das kann zum Beispiel der Tüv sein. Darüber hinaus prüften die Abnehmer der Masken die Qualität. „Das letzte Audit durch einen großen deutschen Konzern wurde mit einem Rating von über 98 Prozent Produktionsgüte abgeschlossen“, teilt J&R mit. Wichtig sei die Herkunft der verwendeten Filterfließe (Meltblown), aus deutscher oder europäischer Produktion, und die Rückverfolgbarkeit der Filtermaterialien. Die Masken würden geprüft nach der EU-Norm EN149: Mindestens 94 Prozent der Partikel oder Coronaviren müssen im Filter hängen bleiben. Zusätzlich zur Filterleistung hätten die Masken einen „sehr hohen Dichtsitz“.

„Die hohe Sicherheit und Qualität einer FFP2-Maske ist in jedem Fall sichergestellt, wenn die Maske in Deutschland produziert wurde“, sagt Redmann. Hierzulande werde „die Produktion engmaschig überwacht beziehungsweise durch öffentliche Stellen auditiert."

Weitere Maschinen werden aufgestellt

Derzeit laufen in der Gemeinschaftsproduktion von J&R mit Tungsten Consulting fünf Linien, zwei weitere sind in Planung. Das Geschäft läuft auch deshalb so gut, weil das Berliner Konsortium die nationale Reserve der Bundesregierung beliefert. Bei der in Reinickendorf ansässigen Firma „Your Mask“ laufen derzeit drei Maschinen von Jonas & Redmann. Weil die Nachfrage enorm ist, wird auch diese Produktion ausgebaut.

Der Sondermaschinenhersteller J&R beschäftigt rund 500 Mitarbeiter und hat kürzlich eine neue Zentrale in Adlershof bezogen. Groß geworden ist die Firma vor allem mit hochtautomatisierten Anlagen für die Solarindustrie. Als die sich von Deutschland und Europa zunehmend nach China verlagerte, stellte sich die Berliner Firma bereits vor Jahren breiter auf und machte im Frühjahr 2020 aus der Not ein Geschäft: Zur Pandemiebekämpfung musste die Verfügbarkeit von Schutzmasken sehr schnell verbessert werden, und J&R entwickelte binnen weniger Wochen eine Produktionsanlage, die dann auch von Marktneulingen ohne industrielle Erfahrung gekauft wurde.

Vom Lieferanten zum Produzenten

Zu dem eigentlichen Auftrag gehört dann nicht nur die Lieferung der Anlage, sondern auch Beratung und Qualitätsmanagement. Im Falle des Kunden Tungsten Consulting ergab sich sogar eine Produktionskooperation. „Unsere Maschinen aus Berlin sind Maskenmaschinen der neusten Generation“, betont das Unternehmen. Das heißt hohe Automatisierung, damit viele Masken an einem Tag produziert werden können, sowie Prüfstationen in der Maschine um jede FFP2- Maske zu kontrollieren. Schließlich würden Bauteile „von führenden deutschen Anbietern“ eingesetzt, die eine flüssige Produktion mit wenig Stillstand und wenig Ausschuss gewährleiste. „Made in Germany“ sei eben das entscheidende Qualitätsmerkmal, sagt Firmenchef Lutz Redmann.

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