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Der neue Agrarminister Christian Schmidt (CSU) will sich den Herausforderungen seines Amtes fern aller Ideologie stellen.

© dpa

"Ich bin kein Ideologe": Massentierhaltung für Agrarminister Christian Schmidt "unabdingbar"

Massentötungen von männlichen Hühnerembryonen will er vermeiden, den Biolandbau in Deutschland ausweiten, doch die Massentierhaltung hält der CSU-Politiker für "unabdingbar".

Eines ist dem Neuen wichtig: „Ich bin kein Ideologe“, sagt Christian Schmidt (CSU). Seit Februar ist der Franke Agrarminister. Er rückte nach, als sein Landsmann und Parteifreund Hans-Peter Friedrich wegen der Edathy-Affäre seinen Hut nehmen musste.

"Wir dürfen unsere Standards nicht absenken"

Was Schmidt von Friedrich geerbt hat, sind viele offene Fragen, denen er sich nun ideologiefrei stellen will – dazu gehören der Streit um den Genmais 1507, die Ausgestaltung der europäischen Agrarförderung und die Verhandlungen über das transatlantische Freihandelsabkommen. „Wir dürfen unsere Standards nicht absenken“, mahnt Schmidt hier mit Blick auf die Lebensmittelsicherheit in Europa, will aber zugleich der exportstarken deutschen Agrar- und Ernährungsindustrie den helfen. Waren im Wert von 66 Milliarden Euro haben die Deutschen im vergangenen Jahr in alle Welt exportiert – ein Freihandelsabkommen mit den USA läge daher durchaus im deutschen Interesse. Der Krim-Konflikt habe übrigens bislang noch nicht zu Einbußen bei den Exporten geführt, berichtete Schmidt am Donnerstag abend in Berlin.

Ideologiefrei will sich Schmidt auch der Frage stellen, wie die Landwirtschaft in Deutschland aussehen soll. Er hätte gern mehr Biobauern und mehr Öko-Ware aus heimischem Anbau, betont der CSU-Parteivize. Gerade einmal sechs Prozent steuern deutsche Biobauern derzeit zum Ökoumsatz bei. Schmidt sieht die Schuld bei der Bürokratie und der aufwendigen Zertifizierung. Daher fürchtet er die geplante Verschärfung der Bio-Verordnung in Brüssel, die den bürokratischen Druck noch erhöhen werde. Ein Gegner der Intensivlandwirtschaft ist Schmidt aber nicht. Die sei „unabdingbar“, meint er.

Ein Start-up, das Küken auf ihr Geschlecht scant - Schmidt gefällt's

Allerdings will sich der Minister für eine Verbesserung des Tierwohls einsetzen. Die Tierwohlinitiative, bei der große Supermarktketten Landwirten höhere Preise zahlen, wenn diese ihre Schweine oder Hühner besser halten, will Schmidt „prioritär“ mitbesprechen. Und auch die Massentötungen von männlichen Küken, die naturgemäß für die Legehennenhaltung nicht geeignet sind, beschäftigen den Franken. Auch hier sucht er nach pragmatischen Lösungen – auf eine ist er kürzlich bei seinem Staatsbesuch in Israel gestoßen. Dort hat Schmidt ein Start-up kennen gelernt, das mit einer einfachen Analysetechnik schon im Ei feststellen kann, welches Geschlecht das Embryo hat. So etwas gefällt Schmidt.

Viele Probleme, eine Lösung: ideologiefrei denken

Viele Fragen sind noch offen. Ob der Restauranthygiene-Smiley bundesweit eingeführt wird, will Schmidt bis zur Sommerpause klären. Auch das Problem, dass Großinvestoren landwirtschaftliche Betriebe kaufen und die klassischen Bauern verdrängen, muss gelöst werden. Ideologiefrei.

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