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Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) bei der Vorstellung des Jahreswirtschaftsbericht 2023 der Bundesregierung.

© dpa/Michael Kappeler

Mehr soziale und ökologische Faktoren: Habeck will Wohlstand neu vermessen

Das Wirtschaftsministerium sucht nach Wegen, Wohlstand jenseits der Wachstumszahlen zu definieren. Bevölkerung, Wissenschaft und Wirtschaft sind zur Teilnahme aufgerufen.

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Die Bundesregierung will ein umfassenderes Bild über die Entwicklung der gesellschaftlichen Wohlfahrt bekommen. Dafür hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) heute eine Online-Umfrage gestartet.

Bis zum 6. September können Interessierte anhand von zwölf Fragen ihre Meinung zur bisherigen Wohlstandsmessung abgeben sowie eigene Vorschläge einbringen. Die Ergebnisse sollen in der zweiten Jahreshälfte von Fachleuten diskutiert werden und in den Jahreswirtschaftsbericht 2024 einfließen.

„Das Bruttoinlandsprodukt zeigt nur die ökonomische Leistung“, sagte BMWK-Staatssekretär Sven Giegold (Grüne). Doch neben der materiellen habe der Wohlstand noch weitere Dimensionen: „Nicht alle davon werden im Bruttoinlandsprodukt abgebildet“. Fortschritte in den Bereichen Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit, so Giegold, seien in traditionellen wirtschaftspolitischen Kennzahlen wie dem Bruttoinlandsprodukt nicht erkennbar.

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Wohlstand ist ungleich verteilt

Doch genauso wenig sind es die Rückschritte. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Wirtschaft in Deutschland von 1950 bis 2022 im Durchschnitt um stolze 3,1 Prozent pro Jahr gewachsen. Durchschnittlich wurde Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten also immer reicher.

Doch nicht alle Bevölkerungsschichten profitierten gleichermaßen von dieser Entwicklung: Auch die Armutsquote wächst seit zwanzig Jahren fast kontinuierlich. Dazu geht Wachstum häufig mit zunehmenden Umweltbelastungen durch Abgase, Abfall oder Artensterben einher. Diese externen Kosten werden in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht berücksichtigt.

Wir wollen daher jetzt weitere Daten zur Lebensqualität erheben, die das Bruttoinlandsprodukt ergänzen.

Sven Giegold, Staatssekretär Bundeswirtschaftsministerium

Die Idee, Wohlfahrt neu zu messen, ist dabei nicht neu. Einer der bekannteren Indikatoren ist der seit 1990 veröffentliche Human Development Index (HDI) der Vereinten Nationen. Er kombiniert Lebenserwartung, Bildung und Einkommen.

Auch in Deutschland gibt es mit dem Nationalen Wohlfahrtsindex (NWI) seit 2008 einen Indikator, der neben wirtschaftlichen Faktoren auch Verteilungsfragen und Umweltkosten adressiert sowie gesellschaftliches Ehrenamt und Sorgearbeit einbezieht. Doch Kritiker bemängeln, der NWI sei zu komplex und zu anfällig für politische Instrumentalisierung.

Das BMWK verfolgt seit 2022 das Ziel, Wohlfahrt neu zu messen. Dafür wurde der Jahreswirtschaftsbericht mit über 30 Einzelindikatoren um das Sonderkapitel „Wohlfahrtsmessung und gesellschaftlicher Fortschritt“ ergänzt. So informiert die Bundesregierung unter anderem über die Entwicklung von Reallöhnen, Wohnkosten und Klimaschutzinvestitionen.

Nachdem das Kapitel im diesjährigen Jahreswirtschaftsbericht bereits überarbeitet wurde, sollen nun neue Impulse für die Weiterentwicklung eingeholt werden.

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