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Ein Pkw mit doppeltem Auspuff steht auf einem Parkplatz.

© dpa/Oliver Berg

Autohersteller im Rückwärtsgang: Haben Verbrenner doch eine Zukunft?

Volkswagen plant länger mit Verbrennern, Trump will die E-Förderung bremsen, und die Zulassungszahlen von Elektroautos sind hierzulande eingebrochen. Welche Auswirkungen hat das auf die Verkehrswende?

Von
  • Wiebke Zimmer
  • Wolf-Dieter Hoppe
  • Monika Griefahn

Stand:

Die Autohersteller Volkswagen und Audi erwägen, einzelne Verbrennermodelle in Europa länger laufen zu lassen. Auf EU-Ebene gibt es ohnehin Widerstand am geplanten Verbrennerverbot ab 2035 festzuhalten und auch in den USA stehen unter einem US-Präsidenten Donald Trump die Weichen auf Wende von der Verkehrswende.

Was heißt das für die Verkehrswende? Hat der Verbrenner doch noch eine Zukunft? Drei Expertinnen und Experten geben Einschätzungen. Weitere Folgen des Formats 3 auf 1 finden Sie hier.


Die Zukunft des Autos ist batterieelektrisch

Der Eindruck täuscht. Der Ruf nach einer Verlängerung für den Verbrenner, wie er gerade in Deutschland zu hören ist, macht noch lange keine Zukunftsmusik. Im Gegenteil, er droht den Ruf der Zukunft zu übertönen und damit auch wirtschaftlichen Schaden anzurichten.

E-Pkw werden im Gesamtkostenvergleich also immer vorteilhafter.

Wiebke Zimmer, stellvertretende Direktorin von Agora Verkehrswende

Denn wenn es um das Geschäftsmodell geht, ist das Rennen gelaufen: Die Zukunft des Autos ist batterieelektrisch. Die Märkte stellen sich darauf ein. Weltweit ist der Absatz an Elektrofahrzeugen im vergangenen Jahr um etwa 25 Prozent gestiegen, allen voran in China.

Mit Elektromobilität hat die deutsche Automobilindustrie am ehesten die Chance, ihre Rolle im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Hinzu kommt, dass die Preise für Benzin und Diesel in den kommenden Jahren steigen werden und die Automobilindustrie kleinere und günstigere E-Modelle angekündigt hat. E-Pkw werden im Gesamtkostenvergleich also immer vorteilhafter. Gut so, denn ohne einen schnellen Markthochlauf werden die Klimaziele im Verkehr krachend verfehlt.


Der Verbrenner bleibt vorerst notwendig

Totgesagte leben länger: Der Verbrenner bleibt vorerst notwendig, da es in vielen Regionen und Anwendungsbereichen keine Alternative gibt. Technologisch ist er leistungsfähig und mit E-Fuels potenziell klimaneutral – deren begrenzte Skalierbarkeit erfordert einen schnellen Hochlauf der Elektromobilität.

Batterieelektrische Fahrzeuge sind effizient und werden günstiger, stoßen aber bei Rohstoffen und Ladeinfrastruktur noch an Grenzen. Aber die Umstellung der Bestandsflotten auf CO₂-Neutralität bleibt eine globale Herausforderung, da weiterhin Millionen neuer Verbrenner verkauft werden.

Eine zukunftsfähige Strategie braucht daher beides: Den schnelleren Ausbau der Elektromobilität mit besserer Ladeinfrastruktur und günstigeren Batterien sowie eine rasche Skalierung alternativer Kraftstoffe. Die dafür nötigen Investitionen erfordern klare politische Rahmenbedingungen und globale Kooperationen. Entscheidend bleibt eine technologieoffene Regulierung, welche die CO₂-Bilanz statt Antriebstechnik bewertet.


Verbrenner sind ein Teil der Zukunft

Wir sehen bei den Automobilherstellern strategische Unterschiede: Während sie in der EU dem Verbrenner den Rücken kehren, fließen in die weltweiten Märkte weitere Investitionen – denn ein gesetzliches Verbot des Verbrennungsmotors gibt es nur in der EU.

Betrachten wir den globalen Fahrzeugbestand, bildet der Verbrenner in den kommenden Jahrzehnten einen Großteil der Bestandsflotte ab, bis mindestens 2040 auch in der EU. Verbrenner sind ein Teil der Zukunft – auch wenn wir uns in Europa diesem Gedanken oft verschließen.

Es geht nicht darum, eine Technologie zu retten, sondern der Wahrheit ins Auge zu blicken. Und die Wahrheit ist: Die Elektrifizierung ist zentral, das ist indiskutabel. Doch während wir uns in Europa weiter schwerfällig elektrifizieren, setzen die großen Konkurrenzmärkte, insbesondere China, auf Hybridisierung und Vielfalt. Wir sind in der Pflicht, flächendeckend nachzuziehen. Das muss die deutsche sowie die europäische Politik begreifen und umsetzen.

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