
© Imago/Daniel Scharinger
Besonders Frauen wollen schärfere Sanktionen: Viele Autofahrer wünschen härtere Strafen für Verkehrssünder
Die Zahl der entzogenen Führerscheine in Deutschland war 2024 rückläufig. Eine Umfrage zeigt nun: Gegen Verstöße auf den Straßen sollte schärfer vorgegangen werden, findet eine Mehrheit.
Stand:
Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, die Zahl der Opfer im Straßenverkehr von 2021 bis 2030 um 40 Prozent zu senken. Doch Experten kritisieren immer wieder, dass die Zahl der Verkehrskontrollen zu gering sei. Eine Auswertung offizieller Zahlen zeigte zudem, dass die Zahl der entzogenen Führerscheine in Deutschland sinkt.
Eine Mehrheit der Autofahrer in Deutschland spricht sich einer Umfrage zufolge dafür aus, dass bei Verstößen im Straßenverkehr härter durchgegriffen wird. Dies zeigt eine repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) unter 1010 deutschsprachigen Autofahrern, über die der „Spiegel“ am Freitag berichtete.
Mehr Kontrollen sind notwendig.
Manfred Wirsch, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR)
76 Prozent der Befragten forderten demnach häufigere Kontrollen gegen Fahrer, die am Steuer ihr Handy nutzen. Ähnlich viele wünschten sich mehr Alkohol- und Drogentests. Auch Drängler, Raser oder Rot-Fahrer werden nach der Meinung vieler unzureichend überwacht. Eine Minderheit fand die derzeitigen Kontrollen ausreichend, noch weniger waren für ein lascheres Durchgreifen.
Zudem fanden 52 Prozent der Befragten, Verstöße im Straßenverkehr sollten schärfer geahndet werden. Allerdings stimmten nur 47 Prozent der männlichen Fahrer der Aussage zu, eine knappe Mehrheit von ihnen hielt die derzeitigen Bußgelder oder Fahrverbote für ausreichend. Dagegen sprachen sich 57 Prozent der Autofahrerinnen für härtere Sanktionen aus, auch Jüngere und Großstadtbewohner befürworteten diese.
Frühere Fahrverbote für Wiederholungstäter oder sogar eine Beschlagnahmung der Tatfahrzeuge stießen auf mehr Zustimmung als eine deutliche Erhöhung der Bußgelder.
Geringe Strafen im Vergleich zu Nachbarländern
Zuletzt wurden die deutschen Bußgelder 2021 deutlich erhöht. Experten zufolge bewirkte die Reform wenig, weil zu wenig kontrolliert werde. Das Magazin weist darauf hin, dass im Vergleich zu einigen Nachbarländern die Strafen in der Bundesrepublik gering ausfallen. So erhielten in der Schweiz Raser, die mit 70 Kilometern pro Stunde durch eine Tempo-30-Zone fahren, grundsätzlich eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr.
Fachleuten zufolge verstoßen Autofahrer häufiger gegen Regeln, wenn sie davon ausgehen, nicht erwischt zu werden. „Mehr Kontrollen sind notwendig“, sagte DVR-Präsident Manfred Wirsch dem Blatt.
Weit mehr Männer verloren Führerschein
Der Unterschied zwischen dem Verhalten der Geschlechter im Straßenverkehr spiegelt sich auch in amtlichen Zahlen wider. Im vergangenen Jahr wurden 464.945 Männern und 107.833 Frauen die Führerscheine entzogen. Dies teilte das Portal billiger-mietwagen.de gerade auf Grundlage der Verkehrssünderdatei mit. Die Gesamtzahl der entzogenen Fahrerlaubnisse sei damit rückläufig.
Dass mehr als dreimal so häufig Männer von der Strafmaßnahme betroffen sind wie Frauen, war demnach bereits im Jahr davor der Fall. Gründe für Fahrverbote sind Alkohol- und Drogenfahrten, erhebliche oder wiederholte Geschwindigkeitsüberschreitungen oder Unfallfluchten.
Nach Bundesländern betrachtet verlieren in Brandenburg prozentual die meisten Führerscheinbesitzer die Fahrerlaubnis. Die wenigsten Fahrerlaubnisse wurden demnach in Schleswig-Holstein entzogen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: