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Drohende Kurzarbeit wegen Halbleiter-Engpässen: VW steuert offenbar auf Produktionsstopp von Golf und Tiguan zu
Ausgerechnet bei den beliebten VW-Modellen Golf und Tiguan könnte bald die Produktion ruhen. Grund ist ein Streit um die Chipfirma Nexperia. Die Bundesregierung ist besorgt.
Stand:
Die Bundesregierung ist besorgt über Berichte von Lieferschwierigkeiten von Halbleitern für die deutsche Industrie. „In der Tat sind wir da mit allen Beteiligten, mit der Industrie, mit unseren europäischen Partnern, mit der Kommission und auch mit der chinesischen Regierung, in engem Austausch“, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums am Mittwoch in Berlin.
„Wir sind besorgt, dass da mögliche Lieferkettenschwierigkeiten eintreten.“ Chips seien aus modernen Produkten nicht wegzudenken. „Insofern könnte das große Auswirkungen haben.“ Weitere Details nannte er nicht.
Zuvor hatte die „Bild“ berichtet, dass der Konflikt um den für die Lieferketten der Autoindustrie wichtigen Chiphersteller Nexperia dem deutschen Volkswagen-Konzern deutlich zusetzt. Wie die Zeitung unter Berufung auf Insider aus der Zuliefererindustrie berichtete, bereitet VW einen Baustopp wichtiger Modelle vor.
Damit einhergehend prüft das Unternehmen dem Bericht zufolge, Kurzarbeit für Teile der Belegschaft zu beantragen. Davon wären demnach zunächst einige Tausend, später womöglich Zehntausende Angestellte betroffen. Der Konzern habe deshalb bereits Kontakt mit der Agentur für Arbeit aufgenommen.
Nexperia selbst hat Autobauer und Zulieferer unlängst darüber informiert, dass es seine Lieferungen nicht mehr garantieren könne. Angaben des europäischen Autoverbands ACEA vom Donnerstag zufolge reichen die Chip-Bestände nur noch wenige Wochen – danach drohen Produktionsstopps.
Das trifft nicht nur VW: Die Chips von Nexperia werden in elektronischen Steuergeräten von Fahrzeugen zahlreicher weiterer europäischer und US-amerikanischer Unternehmen verbaut – aber auch große Zulieferer wie Bosch, Aumovio oder Valeo sind darauf angewiesen.
Erst Stillstand beim Golf, dann beim Tiguan?
Volkswagen hatte bereits Anfang Oktober erklärt, dass Nexperia kein direkter Lieferant sei. Aber Bauteile steckten in Komponenten, die VW von Zulieferern erhält.
In dem nun erschienenen „Bild“-Bericht heißt es unter Berufung auf Konzernkreise weiter, die für die Produktion notwendigen Halbleiter könnten bereits in der kommenden Woche verbaut sein. Bei fehlendem Nachschub müsste die Produktion dann für einige Modelle gestoppt werden.

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Als Erstes betroffen wäre wohl die „Golf“-Produktion im Stammwerk Wolfsburg, mutmaßt das Blatt. Bei anhaltenden Lieferengpässen könnte es demnach in der Folge die Produktion des „Tiguan“-Modells treffen.
Grundsätzlich kämpft die Autobranche vor allem mit einer Absatzflaute und Konkurrenz aus China. Viele Unternehmen befinden sich auf einem radikalen Sparkurs mit teils drastischem Stellenabbau oder Reduzierung von Schichten.
Allerdings waren im Wolfsburger VW-Stammwerk zuletzt Sondereinsätze an fast allen Wochenenden angekündigt worden, weil die Nachfrage nach den dort gebauten Verbrennern „Golf“, „Tiguan“ und „Tayron“ hoch sei.
In Zwickau und Dresden hingegen war die Fertigung wegen schwacher Nachfrage an den dort gefertigten E-Autos für eine Woche stillgelegt worden. (Tsp, Agenturen)
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