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Sprachlicher Kurswechsel beim Autokonzern: Audi schafft Gender-Zeichen wieder ab
Der Gender-Beschluss aus Ingolstadt von 2021 erregte Aufsehen. Kurz darauf verteidigte der Autokonzern die Strategie sogar juristisch. Doch mittlerweile hat Audi seine Kommunikation neu justiert.
Stand:
Der deutsche Autohersteller Audi hat sich nach mehreren Jahren von der geschlechtergerechten Sprache größtenteils wieder verabschiedet.
Die umstrittenen Gender-Regeln gelten in ihrer ursprünglichen Gänze bereits seit 1. Juli vergangenen Jahres nicht mehr, wie der Ingolstädter Konzern dem Tagesspiegel bestätigte.
Die Änderung umfasst diesen Angaben zufolge sowohl die interne als auch die externe Kommunikation von Audi. Zwar kommuniziere das Unternehmen „grundsätzlich gendersensibel und inklusiv“, teilt eine Audi-Sprecherin mit. „In erster Linie sollen Texte dabei verständlich und lesbar sein.“
VW-Tochter verzichtet auf Gender-Gap
Demnach wird in der Kommunikation der Volkswagen-Tochter mittlerweile auf den sogenannten Gender-Gap – also einen wortinternen Unterstrich als Mittel gendersensibler Schreibung – verzichtet.
Zugleich betont der Konzern, man setze „weiterhin auf etablierte, gendersensible Formulierungen, die unsere Werte von Gleichstellung und Inklusion betonen“.
Statt „Mitarbeiter_innen“ schreibe Audi nun „Beschäftigte“, „Team Audi“ ersetze die eigene Wortschöpfung „Audianer“. Zudem achte man auf generisch neutrale Formulierungen wie „Studierende“.
Die Empfehlungen zu gendersensiblen Formulierungen habe der Konzern auch „im allgemeinen Styleguide integriert“, erklärt die Audi-Sprecherin.
Kommunikative Barrieren bewegten Audi zum Kurswechsel
Als Hauptmotiv für die sprachliche Neuausrichtung führt der Autobauer kommunikative Hürden in der Vergangenheit an. So seien von Audi gegenderte Begriffe einerseits in der medialen Berichterstattung nicht übernommen worden.
Zum anderen habe der Gender-Gap beim Autokonzern, der mit dem Slogan „Vorsprung durch Technik“ wirbt, auch zu Software-Problemen geführt – etwa „im Kontext von Übersetzungs-Tools und Screenreadern“.
Als gesellschaftlichen Rückschritt möchte Audi die Kehrtwende jedoch nicht verstanden wissen. „Als globales Unternehmen machen wir keine Unterschiede hinsichtlich sozialer Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung unserer Mitarbeitenden“, betont die Unternehmenssprecherin. Entsprechend werde eine gendersensible Sprache in der Kommunikation empfohlen.
Audi hatte Gendersprache juristisch verteidigt
Audi zählt eigenen Angaben zufolge an seinen deutschen Standorten Ingolstadt, Neckarsulm, Zwickau insgesamt rund 65.800 Mitarbeitende. Für sie galten die Gender-Regeln etwa drei Jahre lang.
Ursprünglich eingeführt hatte Audi die bisherigen sprachlichen Vorgaben im Jahr 2021 und erklärt, „gendersensible Formulierungen von nun an in der internen und externen schriftlichen Audi Kommunikation allgegenwärtig machen“ zu wollen. Der Schritt erregte großes Aufsehen – und verlangte dem Autobauer auch juristische Anstrengungen ab.
Weil sich ein Mitarbeiter der Konzernmutter VW bei der Zusammenarbeit mit seinen Audi-Kollegen an der geschlechtergerechten Sprache gestört hatte, zog er im Sommer 2022 vor Gericht. Allerdings befand das Landgericht Ingolstadt den Leitfaden für geschlechtergerechte Sprache bei der Audi AG für rechtmäßig.
Auch das Oberlandesgericht München im Jahr 2023 erklärte, dass das Gendern keinen Rechtsverstoß darstelle. Mehr als ein Jahr nach diesem juristischen Erfolg hat Audi seinen sprachlichen Kurs dennoch korrigiert.
Anm.d.Red.: Die ursprüngliche Version dieses Textes war irreführend betitelt. Daher wurde die Überschrift dem Inhalt entsprechend korrigiert.
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