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Umsatz beim kriselnden Konzern steigt: Deutsche Bahn fährt im ersten Halbjahr dreistelligen Millionenverlust ein
Das Sanierungsprogramm der Bahn wird länger dauern als geplant und die Züge kommen unpünktlich. Auch um die Finanzen steht es weiter schlecht. Einen Mini-Lichtblick bietet die Halbjahresbilanz allerdings.
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Die Deutsche Bahn hat im ersten Halbjahr 2025 einen dreistelligen Millionenverlust eingefahren, aber deutlich besser abgeschnitten als im Vorjahreszeitraum. Der bundeseigene Konzern verzeichnete nach Ertragssteuern einen Verlust von rund 760 Millionen Euro, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Im ersten Halbjahr 2024 lag der Fehlbetrag bei 1,6 Milliarden Euro.
Der Konzernumsatz stieg im Vergleichszeitraum auf 13,3 Milliarden Euro, ein Plus von 3,4 Prozent. Der operative Verlust vor Zinsen und Steuern (preisbereinigtes EBIT) lag bei 239 Millionen Euro. Bahn-Chef Richard Lutz veröffentlicht die Halbjahresbilanz am Donnerstag.
Die kriselnde Bahn versucht derzeit, mit einem umfangreichen Sanierungsprogramm wieder in die Spur zu kommen. Zuletzt mangelte es bei dem Verkehrsunternehmen nicht nur an der Pünktlichkeit im Betrieb, auch wirtschaftlich lief es schlecht. Hinzu kommt eine marode Infrastruktur, auf der für den stetig steigenden Verkehr kaum noch Platz ist.
Das Programm soll in allen drei Bereichen – Infrastruktur, Betrieb, Finanzen – bis Ende 2027 Verbesserungen bringen. Das soll unter anderem mit der umfassenden Sanierung von rund 40 hochbelasteten Strecken gelingen.
Die nächste dieser umfassenden Streckenmodernisierungen beginnt am 1. August. Dann wird die wichtige Verbindung zwischen Berlin und Hamburg für neun Monate komplett gesperrt.
Unter Bahn-Experten gilt diese Generalsanierung als erster richtiger Härtetest für das Baukonzept, da die Strecke verhältnismäßig lang und die Umleitungsmöglichkeiten schwieriger sind als etwa bei der Generalsanierung zwischen Frankfurt und Mannheim.
Bahn fährt Pünktlichkeitsziel hinterher
Dass sich nach der Sanierung der Strecke Hamburg-Berlin die Pünktlichkeit der Bahn schon deutlich verbessern wird, ist unwahrscheinlich. Dafür sind alles Voraussicht nach noch weitere Generalsanierungen nötig, 2026 stehen vier auf dem Programm.
Besserung ist aus Sicht der Fahrgäste dringend nötig. Im Juni wurden lediglich 57,1 Prozent der Fernverkehrshalte pünktlich erreicht, also mit einer maximalen Verspätung von 5:59 Minuten.
Die Deutsche Bahn hatte sich allerdings für dieses Jahr einen Zielkorridor von 65 bis 70 Prozent für die Pünktlichkeit im Fernverkehr vorgenommen. An diesem Ziel hielt der Bahnchef zuletzt fest. „Das ist nicht so weit weg, dass wir unsere Ziele und unsere Ansprüche, die wir formuliert haben, aufgeben“, sagte Lutz kürzlich der dpa. „Das wird aber ein täglicher Kampf bleiben.“
Streckenmodernisierungen dauern mindestens fünf Jahre länger als geplant
Mitte Juli hatte die Bahn angekündigt, die umfassende Sanierung besonders wichtiger Strecken um ein weiteres Jahr verlängern zu wollen – also bis 2036. Die Modernisierung von mehr als 40 viel befahrenen und dringend sanierungsbedürftigen Strecken wird damit mindestens fünf Jahre länger dauern als ursprünglich geplant.
Die Bahn betrachtet die Generalsanierung der wichtigsten Schienenkorridore als zentrales Konzept für die Zukunft der Schieneninfrastruktur. Ende Juni hatte der bundeseigene Konzern bereits vorgeschlagen, die Baumaßnahmen um vier Jahre bis ins Jahr 2035 zu strecken.
Die Fahrgäste müssen damit wohl deutlich länger mit dem maroden Netz und in der Folge hoher Unpünktlichkeit bei der Bahn klarkommen. Nach Angaben der Bahn ist das marode Schienennetz der Hauptgrund für die schlechte Pünktlichkeitsquote. (dpa)
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