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Reisende sind vor einem ICE-Zug in einem Bahnhof zu sehen.

© Imago/Imagebroker/Walter G. Allgöwer

Update

„Weiterer Imageverlust für Bahn“: Union und SPD rügen Abschaffung der Familienreservierung – Kritik auch von Minister

Der Unmut über die Pläne der Bahn wächst in der Koalition. Familien-Angebote müssten gestärkt, nicht gestrichen werden, heißt es. Der Bund als DB-Eigentümer hat Zweifel, will aber nicht eingreifen.

Stand:

Ab Sonntag fällt bei der Deutschen Bahn die günstigere Sitzplatzreservierung für Familien weg. Nun wächst auch in der Regierungskoalition der Unmut über diese Entscheidung des Staatskonzerns. Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Steffen Bilger, sagte der „Bild“, „mit der Abschaffung der Familienreservierung riskiert die Bahn leichtfertig einen weiteren Imageverlust“.

Die Maßnahme treffe ausgerechnet diejenigen, die auf bezahlbare Mobilität angewiesen seien und auf Sitzplatzreservierungen nicht verzichten könnten. „Bahnreisen muss familienfreundlich sein“, sagte Bilger. „Wer mehr Menschen für die Bahn begeistern will, muss familienfreundliche Angebote stärken, nicht streichen.“

Die Bahn ist nicht so attraktiv, dass man sich solche Preissprünge einfach mal leisten kann.

Matthias Miersch, SPD-Fraktionschef 

SPD-Fraktionschef Matthias Miersch sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Ich hoffe, dass es noch ein Umdenken gibt. Die Bahn ist nicht so attraktiv, dass man sich solche Preissprünge einfach mal leisten kann.“ Bundesverbraucherschutzministerin Stefanie Hubig (SPD) hatte zuvor bereits erklärt: „Preiserhöhungen speziell zu Lasten von Familien passen überhaupt nicht in die Zeit.“

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Diese Entscheidung trifft Familien empfindlich“, kritisierte auch der AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Reichardt. „Wer mit Kindern reist, ist auf zusammenhängende Sitzplätze angewiesen – gerade in vollen und oft überfüllten Zügen.“ Ähnlich äußerte sich die Linken-Abgeordnete Mandy Eißing: „Wer mit kleinen Kindern reist, ist auf feste Sitzplätze angewiesen.“ Die DB mache so das Auto als Alternative zur Bahn attraktiver.

Die bundeseigene Bahn will ungeachtet wachsender Kritik an der Neuregelung festhalten. „Die Familienreservierung werden wir ab dem 15. Juni nicht mehr anbieten“, hatte eine Konzernsprecherin bekräftigt. Es bleibe jedoch dabei, dass Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahren in Begleitung kostenfrei reisen.

Verkehrsminister Schnieder sieht falsches Signal

Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) kritisierte das Aus für die Familienreservierung. „Ich halte es für ein falsches Signal“, sagte Schnieder am Freitag dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Es handele sich dabei um eine unternehmerische Entscheidung der DB, keine der Politik, betonte er. „Gleichwohl muss man kritisieren, was da passiert.“

Grundsätzlich sei die Bahn ein sehr familienfreundliches Verkehrsmittel. „Das ist sie auch nach wie vor.“ Über die Bahncard und die kostenlose Mitnahme von Kindern bis 14 Jahre sei die Bahn weiterhin attraktiv. „Aber ich setze ein großes Fragezeichen dahinter, ob man sich jetzt in der Hauptreisezeit und zu einem Zeitpunkt, wo wir viele Aufgaben vor uns haben, das Bahnfahren attraktiver zu machen, damit einen Gefallen tut“, sagte Schnieder. Kommunikativ sei das „kein Meisterstück“ gewesen.

Neben dem Wegfall der Familienreservierung steigt zusätzlich der Preis für eine Reservierung in der zweiten Klasse um 30 Cent und liegt dann bei 5,50 Euro. In der ersten Klasse kostet der feste Platz dann 6,90 Euro statt 6,50 Euro.

Für Familien wird das Bahnfahren mit reservierten Plätzen dadurch deutlich teurer. Bislang konnten Familien für Fahrten im Fernverkehr zum Fixpreis von 10,40 Euro Sitzplätze für alle Familienmitglieder reservieren.

Zwar fahren Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahren im DB-Fernverkehr in Begleitung eines Erwachsenen weiterhin kostenlos, ab diesem Sonntag kostet eine Sitzplatzreservierung jedoch für jedes Kind extra. Beispielsweise für ein Paar mit zwei Kindern werden so 22 Euro fällig.

Der Konzern schreibt tiefrote Zahlen, mit dem Sanierungsprogramm S3 sollen unter anderem die Finanzen wieder auf Vordermann gebracht werden.

„Wir wollen die Mitnahme von Kindern und Jugendlichen auch weiterhin kostenfrei anbieten“, sagte eine Bahn-Sprecherin der Nachrichtenagentur dpa. „Klar ist aber auch: Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage, in der wir uns aktuell befinden, müssen wir unsere Angebote wirtschaftlich tragbar gestalten.“

Der Effekt auf die Finanzen durch den Wegfall der Familienreservierung dürfte jedoch begrenzt sein. 2024 machte die Bahn unterm Strich ein Minus von 1,8 Milliarden Euro. (lem)

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