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„Noch nicht über den Berg“: Windindustrie kommt nur langsam aus der Krise
Die IG Metall fordert von der Bundesregierung, bei Ausschreibungen stärker auf heimische Wertschöpfung zu achten. Betriebe haben große Probleme, Fachkräfte zu finden.
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Die Windindustrie bewegt sich langsam aus der Krise heraus, doch die IG Metall befürchtet zunehmend chinesische Anbieter auf dem deutschen Markt und appelliert deshalb an die Politik, für mehr Wertschöpfung hierzulande zu sorgen. „Die Windkraftindustrie ist noch nicht über den Berg“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste am Mittwoch bei der Vorstellung von Umfrageergebnissen. Danach gehen 67 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 66 Prozent) aktuell von einer positiven Marktentwicklung aus.
Große Unternehmen wie Siemens Energy und Enercon hatten in den vergangenen Jahren staatliche Hilfen gebraucht, um die Folgen explodierender Materialkosten und Marktprobleme aufzufangen. Und trotz der weltweit hohen Ausbauziele für Windenergie kommen derzeit 15 Prozent (Vorjahr: 14 Prozent) der Firmen zu einer negativen Einschätzung, was die zukünftige Entwicklung angeht.
Das ergab eine Befragung von Betriebsräten aus 30 Unternehmen mit 28.600 Beschäftigten. Insgesamt hat die Windbranche rund 120.000 Mitarbeitende hierzulande.
„So richtig Ruhe ist noch nicht eingekehrt in den Betrieben“, sagte Studienautor Stefan Timm. „Große Mängel im Ausschreibungsdesign der Bundesregierung“ kritisierte der Gewerkschafter Friedrich. Es werde noch immer zu stark auf den Preis geschaut, was Anbieter aus China anlocke, und zu wenig auf regionale Wertschöpfung. Man sei dazu mit dem Bundeswirtschaftsministerium im Gespräch.
Die heimische Windindustrie muss über die gesamte Wertschöpfungskette gestärkt werden.
Daniel Friedrich, Bezirksleiter Küste der IG Metall
Mehr als die Hälfte der Betriebe (52 Prozent) führten der Umfrage zufolge in den vergangenen zwölf Monaten Restrukturierungen oder Umstrukturierungen durch oder planen diese. Zudem hätten zahlreiche Betriebe Verlagerungen vorgenommen. „Das zeigt, dass die heimische Windindustrie über die gesamte Wertschöpfungskette gestärkt werden muss. Wir benötigen die Technologie hier in Deutschland, um eine unabhängige Energieversorgung zu sichern“, sagte Friedrich.
In jedem dritten Betrieb soll die Beschäftigung bis Ende des Jahres leicht ansteigen. Dabei haben 82 Prozent der Betriebe Schwierigkeiten, Arbeitskräfte zu bekommen, und auch bei der Ausbildung konnten nur 41 Prozent der Betriebe alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. In den vergangenen Jahren habe sich das Image einer „Problembranche“ verfestigt, meinte Studienautor Timm. Die Ausbildungsquote liegt nur bei 3,2 Prozent.
Einen Fortschritt gab es laut Befragung zuletzt bei der Tarifbindung. In den vergangenen Monaten konnten weitere Tarifabschlüsse erzielt werden, darunter der Windanlagenhersteller Vestas und der Offshore-Windparkbetreiber Örsted.
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