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Wirtschaft: Norsk Hydro kauft Eon-Tochter VAW

Nach monatelangen Spekulationen wurde am Montag der Grundstein für die Bildung von Europas größtem Aluminium-Hersteller gelegt. Der deutsche Energiekonzern Eon verkauft seine Tochtergesellschaft VAW Aluminium an den norwegischen Öl-, Düngemittel- und Metallproduzenten Norsk Hydro für 3,1 Milliarden Euro.

Nach monatelangen Spekulationen wurde am Montag der Grundstein für die Bildung von Europas größtem Aluminium-Hersteller gelegt. Der deutsche Energiekonzern Eon verkauft seine Tochtergesellschaft VAW Aluminium an den norwegischen Öl-, Düngemittel- und Metallproduzenten Norsk Hydro für 3,1 Milliarden Euro. In dem Kaufpreis sind Pensionsrückstellungen und Verbindlichkeiten in Höhe von 1,2 Milliarden Euro enthalten. Die Übernahme von VAW durch die Norweger muss noch von den Kartellbehörden genehmigt werden.

"Mit dem Verkauf realisieren wir eine gute Lösung für die VAW-Mitarbeiter und erzielen zugleich einen attraktiven Kaufpreis", erklärte Eon-Vorstandschef Ulrich Hartmann. Die frei werdenden Mittel will das Unternehmen für den weiteren Ausbau des Kerngeschäfts nutzen. Eon konzentriert sich dabei ganz auf die Sparte Energiedienstleistungen (Strom, Wasser, Gas). Durch die Abgabe von knapp einem Dutzend von Beteiligungen - unter anderem Schmalbach-Lubeca, Veba Oel, E-Plus, Viag Interkom, MEMC, Cablecom - hat Eon in den vergangenen Jahren mehr als 25 Milliarden Euro erlöst. Im Gegenzug war der Düsseldorfer Konzern beim schwedischen Konkurrenten Sydkraft eingestiegen und hat dort mittlerweile die Mehrheit erworben. Zum Verkauf stehen noch zwei Telekom-Beteiligungen (Österreich und Frankreich), weitere Anteile an der Logistiktochter Stinnes sowie mittelfristig auch die Immobilienfirma Viterra und die Chemietochter Degussa.

Norsk Hydro will VAW mit seiner eigenen Leichtmetallsparte zur Hydro Aluminium zusammenlegen und so zu Europas Nummer eins und - nach dem US-Konzern Alcoa Inc. und der kanadischen Alcan - zum drittgrößten Alu-Hersteller der Welt werden. Die Norweger rechnen damit, dass die Übernahme noch im ersten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden kann. Der konsolidierte Umsatz von Hydro Aluminium wird bei rund 10 Milliarden Euro liegen. Überschneidungen gibt es nach Auskunft der Norweger kaum. Allerdings kündigte Norsk Hydro-Chef Eivind Reiten an, er wolle den VAW-Bereich "Flexible Verpackungen" verkaufen, da er nicht zum Kerngeschäft gehöre. Außerdem sollen insgesamt rund 1100 Stellen, davon etwa 300 in Norwegen, abgebaut werden. Es war noch nicht klar, in welchen Bereichen die Stellenstreichungen durchgeführt werden sollen.

Reiten verspricht sich ab 2004 jährliche Synergien durch die Bildung des neuen Alu-Riesen von rund 200 Millionen Euro. Der Hauptsitz des neuen Unternehmens soll in Norwegen liegen. Hydro Aluminium beschäftigt nach der VAW-Übernahme, die zu den größten Akquisitionen in der norwegischen Wirtschaftsgeschichte gehört, über 30 000 Mitarbeiter. Das von VAW und der kanadischen Alcan gemeinsam betriebene Aluminium-Werk Norf im deutschen Neuss soll mit Norsk Hydro als neuem 50-ProzentPartner weiterbetrieben werden.

Reiten betonte in Oslo, dass mit dem Kauf von VAW die Voraussetzungen für die Bildung eines weltweit führenden Aluminium-Konzerns geschaffen seien. "Es ist ein großer Tag für Norsk Hydro und VAW", erklärte er. Weniger enthusiastisch reagierten Börsianer. Der Kurs der Norsk Hydro-Aktie gab ebenso wie der Eon-Titel leicht nach, obwohl Analysten in Oslo den Deal positiv beurteilten. Eon-Aktien lagen zuletzt bei 56,61 Euro knapp über dem Freitagswert.

Mit der Übernahme von VAW wird Norsk Hydro auch bei Leichtmetallen eines der weltweit führenden Unternehmen. Im Düngemittel-Sektor zählen die Norweger bereits zu den Marktführern, und auch im Öl- und Gasbereich ist der Konzern einer der Großen in Europa. Dem Düngemittel-Bereich wurde in den vergangenen Jahren allerdings eine umfassende Sanierungskur verordnet. Heute gilt die Sparte als mögliches Verkaufsobjekt. Bereits an diesem Dienstag wird Norsk Hydro, an dem der norwegische Staat noch immer 44 Prozent hält, auf seinem Kapitalmarkt-Tag möglicherweise Hinweise geben, wie die Zukunft des Konzerns aussehen kann. Reiten hatte in letzter Zeit wiederholt angedeutet, dass er den staatlichen Eigneranteil "unter 40 Prozent" sehen möchte.

hast, HB

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