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Verschwörungstheoretiker? Joseph Wilhelm sorgt im Netz für Irritationen.

© Rapunzel Naturkost AG

Pandemie angeblich ein „Hype“: Rapunzel-Chef verbreitet Corona-Verschwörungsmythen

Er produziert Biokost der Marken Rapunzel und Zwergenwiese – doch nun äußerte sich Joseph Wilhelm zur Coronakrise. Er zweifelt an der Gefahr der Pandemie.

Von Ragnar Vogt

Joseph Wilhelm, Chef der Biokostanbieter Rapunzel und Zwergenwiese, sorgt mit Verschwörungsmythen rund um das Coronavirus für Empörung.

In seiner „Wochenbotschaft“ auf der Rapunzel-Webseite breitet er mit der für Verschwörungstheoretiker typischem Mischung aus Geraune, Andeutungen und in den Raum gestellten Fragen die Theorie, dass die Coronakrise vor allem ein Hype sei. Der Text ist Montagmittag von der Webseite entfernt worden, zuvor war er mehrere Tage abrufbar. 

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Wilhelm behauptete darin etwa, dass sich aus einer „lokalen Grippe-Viren-Epidemie“ in Wuhan eine „sogenannte“ Pandemie entwickelt habe. Schon diese Ausgangsbehauptung stimmt an zwei zentralen Punkten nicht: Der Krankheitsausbruch in Wuhan wurde nicht durch Grippeviren ausgelöst, sondern durch das neue Coronavirus Sars-Cov-2. 

Der Erreger verbreitete sich anschließend rund um die Welt, ein solches weltweites Krankheitsgeschehen wird per Definition Pandemie genannt. Mit dem Wort „sogenannt“ zieht Wilhelm in Zweifel, dass es sich bei Covid-19 um eine globale Bedrohung handelt – dabei bezweifelt genau das kein ernstzunehmender Experte. 

Aus Sicht des Rapunzel-Chefs aber ist die Coronakrise lediglich ein „lokales Ereignis“, das im Internet und in Social Media zu einem „Hype“ gepusht worden sei.

[Verfolgen Sie in unseren Liveblogs die aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus in Berlin und zum Coronavirus in Deutschland und der Welt.]

Hintergrund seien „Einzelinteressen von Personen, Firmen, Institutionen und Regierungen“, raunt er. Die Macht in Deutschland sei abgegeben worden „an einen Chef-Virologen, der in dieser Situation seine Chance sieht und ergreift und damit zum Dominator der politischen Entscheidungen wird“. 

Die Maskenpflicht ist aus seiner Sicht ein „Synonym einer ‚Maulkorb-Pflicht’“. Damit bedient er die bei Verschwörungsmystikern übliche Erzählung, dass die Meinungsfreiheit in der Coronakrise eingeschränkt sei. Tatsächlich gibt es pandemiebedingt Grundrechtseinschränkungen, etwa die beschränkte Versammlungsfreiheit. Die Meinungsfreiheit aber ist nicht eingeschränkt. 

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Als selbsterklärter Experte gibt der Rapunzel-Chef aber auch einen positiven Ausblick: „In ein paar Wochen oder spätestens Monaten wird dieser Spuk vorbei sein.“ Für diese gewagte These gibt er keine Belege.

Auch hier widerspricht er der Sicht der Wissenschaft: Dort herrscht die Überzeugung, dass die Pandemie erst vorbei ist, wenn ein Großteil der Bevölkerung entweder die Krankheit erlitten hat oder geimpft ist. Das wird noch mindestens ein Jahr dauern, schließlich gibt es noch keinen Impfstoff.

Rapunzel hatte Werbepartnerschaft mit Attila Hildmann

So ganz stringent bleibt Wilhelm aber nicht bei seiner Theorie, dass die Coronakrise lediglich ein Hype sei. An anderer Stelle gesteht er zu, dass das Virus viele Todesopfer fordern wird. Doch gleichzeitig behauptet er, dass dadurch die Sterberate eines Landes nicht beeinflusst werde. Auch hier liegt er falsch: In Regionen mit massivem Ausbruch, etwa in Italien, Frankreich und Spanien, war die Sterberate in der Hochphase deutlich erhöht. 

Zwischen der Marke Rapunzel und einem der krudesten Verschwörungstheoretiker in Deutschland – Attila Hildmann – gab es vor der Coronakrise eine Werbepartnerschaft. Noch immer lassen sich auf der Rapunzelseite Rezeptideen finden, die mit dem Konterfei des Fernsehkochs werben.

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