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Im Jahr 2022 haben nur noch rund 52.100 Auszubildende eine Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann begonnen.

© epd/Juergen Blume

Update

Personalnot wächst weiter: Zahl der Auszubildenden in der Pflege sinkt um sieben Prozent

Zwei Fakten zeigen das Ausmaß der Krise in der Pflege: Während der Bedarf an Pflegekräften deutlich steigen wird, wollen immer weniger in dieser Branche arbeiten.

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Erst Ende März legte das Statistische Bundesamt eine Berechnung zur Situation in der Pflege in Deutschland vor – das Ergebnis: Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen dürfte allein durch zunehmende Alterung bis 2055 um 37 Prozent zunehmen.

Umso alarmierender neue Fakten, die die Statistiker am Donnerstag veröffentlichten. Im Jahr 2022 haben nur noch rund 52.100 Auszubildende eine Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann begonnen – ein Rückgang um sieben Prozent.

Über alle Ausbildungsjahre hinweg machten zum Jahresende 2022 insgesamt rund 143.100 Menschen eine Ausbildung als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann.

Die Ausbildungsoffensive in der Pflege scheint zum Erliegen gekommen zu sein. 

Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz

Der Frauenanteil der Auszubildenden lag den Angaben zufolge bei 74 Prozent. Unter den neuen Auszubildenden des Jahres 2022 waren 13.500 Männer und 38.600 Frauen.

Die Ausbildung zur Pflegefachfrau beziehungsweise zum Pflegefachmann wird seit 2020 angeboten. Damals wurden die bis dahin getrennten Ausbildungen in den Berufen Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger sowie Altenpfleger zusammengeführt.

Das Durchschnittsalter bei Ausbildungsbeginn im Bereich Pflege lag im Jahr 2022 bei 21 Jahren. Damit stieg das Alter bei Ausbildungsbeginn im Vergleich zu 2020 um ein Jahr.

Eine Besonderheit der Ausbildung in der Pflege ist nach Angaben des Bundesamtes, dass sie häufig auch im mittleren Alter begonnen werde. So nahmen elf Prozent oder 6000 Frauen und Männer im vergangenen Jahr ihre Ausbildung im Alter von 30 bis 39 Jahren auf, sieben Prozent begannen sie erst im Alter ab 40 Jahren.

Die Bundesregierung wollte durch die Reform die Ausbildung attraktiver machen, weil Betroffene leichter zwischen Alten- und Krankenpflege wechseln können.

Außerdem ging es um eine Anpassung an europäische Normen. Angesichts der wachsenden Personalnot in der Pflege ist die Steigerung der Ausbildungszahlen ein zentrales Anliegen von Politik und Pflege.

„Die Ausbildungsoffensive in der Pflege scheint zum Erliegen gekommen zu sein“, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, am Donnerstag zu den Zahlen des Bundesamtes.

„Ob sich die Trennung von Alten- und Krankenpflege bewährt, bleibt damit offen. Es wird kurzfristig darauf ankommen, möglichst viele Beschäftigte in Vollzeit zu halten.“

Bernd Meurer, der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa), bezeichnete die Zahlen als „Drama“ insbesondere für pflegebedürftige Menschen. „Schon jetzt fehlen zehntausende Pflegekräfte in Deutschland und viele gehen bald in Rente“, sagte er. „Wenn nun die Zahlen bei den Auszubildenden in der Pflege einbrechen, klafft bald eine noch viel größere Personallücke.“

Die generalistische Pflegeausbildung sei kein Erfolgsmodell und verstärke offensichtlich den Personalmangel in der Langzeitpflege, kritisierte Meurer. (dpa, KNA)

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