Wirtschaft: Porsche bringt VW-Aktie ins Rutschen
Sportwagenbauer erhöht Anteil am Wolfsburger Konzern auf 30,9 Prozent und setzt Kurs unter Druck / Deutsche Bank rät zum Verkauf
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Berlin - Nach dem zuletzt rasanten Anstieg der VW-Aktie haben Anleger am Montag Kasse gemacht. Der Kurs rutschte bis Handelsschluss um 3,2 Prozent auf 113,95 Euro. Allein in der vergangenen Woche war die Aktie um knapp 13 Prozent bis auf 117 Euro geschnellt. Porsche stockte am Montag – wie am Wochenende angekündigt – seinen Anteil an VW auf knapp 31 Prozent auf. Der Sportwagenbauer teilte am Morgen mit, eine Option zum Erwerb von 3,6 Prozent an VW sei ausgeübt und damit der Anteil an dem Unternehmen auf 30,9 Prozent erhöht worden. Die Aufstockung habe rund eine Milliarde Euro gekostet.
Der Sportwagenbauer muss den übrigen VW-Aktionären nun anbieten, ihre Aktien aufzukaufen. Dafür will Porsche den gesetzlichen Mindestpreis von voraussichtlich 100,92 Euro zahlen – also deutlich weniger, als die Aktie am Montag im Handel kostete. Dass kaum ein VW-Aktionär das magere Angebot annehmen wird, liegt ganz im Interesse von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Er will nach eigener Auskunft VW derzeit gar nicht übernehmen, sondern nur seinen Einfluss bei Europas größtem Autohersteller ausbauen. Dies kann in den kommenden Monaten durch weitere Anteilskäufe geschehen, ohne dass Porsche die Öffentlichkeit darüber informieren muss. Dieses taktisch geschickte Vorgehen wurde am Montag von der Börse honoriert: Die Porsche-Aktie sprang im Handelsverlauf auf ein Allzeithoch von 1168 Euro, fiel dann aber wieder zurück.
Über die Gründe des Kursrutsches der VW-Aktie gingen die Meinungen der Experten am Montag weit auseinander. Die meisten Analysten verwiesen auf das niedrige Pflichtangebot. Einige Banken setzten die Aktie auf ihre Verkaufsliste, so zum Beispiel die Deutsche Bank. US-Investmenthäuser wie Morgan Stanley, Goldman Sachs oder Lehman Brothers raten hingegen zum Kauf des Papiers.
Die Bundesregierung wollte das Vorgehen von Porsche nicht bewerten. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm wies lediglich darauf hin, „dass die Aktionärsstruktur bei VW mit der Aufstockung weiter stabilisiert wird“. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sieht durch die Erhöhung des Porsche-Anteils keine grundlegenden Auswirkungen auf den Automobilstandort Deutschland. Glos sagte in einem Fernsehinterview, dies sei eine Entscheidung privater Firmen.
Kartellrechtlich hat die Erhöhung des VW-Anteils von Porsche vorerst keine Auswirkungen. „Wir haben keine Anmeldung von Porsche vorliegen“, hieß es beim Bundeskartellamt. Eine Anmeldung wäre notwendig, wenn mit dem Aktienkauf auf Grund des Gesellschaftervertrages besondere Rechte wie beispielsweise Sperrminoritäten verbunden wären.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) teilte auf Anfrage mit, sie behalte die Bewegungen der VW-Aktie im Auge. Eine genauere Prüfung der zuletzt auffälligen Kursentwicklung sei aktuell aber nicht vorgesehen. „Wir warten nun ab, bis Porsche seine Unterlagen einreicht“, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel. Nach Eingang bei der Behörde prüfe die Aufsicht die Unterlagen, der gesetzliche Mindestangebotspreis für die ausstehenden VW-Aktionäre werde anschließend formal von der BaFin berechnet. Nach der offiziellen Vorlage des Angebots laufe eine Annahmefrist von vier bis zehn Wochen, sagte die Sprecherin.
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