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Russische Rubel liegen auf einem Tisch.

© picture alliance/dpa/XinHua

Putin vor drastischer Maßnahme?: Russen befürchten offenbar Einfrieren ihrer Konten

In Russland halten sich hartnäckige Gerüchte, dass Bankkunden bald nicht mehr an angelegtes Geld kommen. Die Zentralbank sieht sich zu einem Dementi gezwungen.

Stand:

Der Krieg gegen die Ukraine wird für die Menschen in Russland auch fernab der Front immer spürbarer – und zwar in finanzieller Hinsicht. Die Inflation stieg im Dezember weiter um 9,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das ist deutlich über dem von der russischen Zentralbank angestrebten Ziel von vier Prozent.

Hintergrund des anhaltend hohen Preisanstiegs sind nach Angaben von Experten die massiv gestiegenen Staatsausgaben, die Kremlchef Wladimir Putin für das Militär benötigt. Außerdem wirken sich die westlichen Sanktionen aus. Zudem herrscht in Russland durch die Invasion ein eklatanter Personalmangel, weil hunderttausende Männer nun in der Armee dienen. Dadurch sind die Lohnkosten erheblich gestiegen, denn Unternehmen müssen attraktive Gehälter anbieten, um Arbeitskräfte zu finden.

Um der hohen Inflation entgegenzuwirken, hob die Zentralbank in Moskau den Leitzins auf mittlerweile 21 Prozent an. Dies hatte eine besondere Konsequenz, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet: Die russischen Banken häuften in den vergangenen Monaten Billionen von Rubel aus Einlagen von Privatpersonen an.

Viele Russen legten ihr Geld bei den Banken an, um von den kurzfristigen Einlagenzinsen von bis zu 30 Prozent zu profitieren. Ersparnisse wurden auf der Suche nach den besten Renditen zwischen den Banken hin und her geschoben. Dies wiederum erzeugte die Sorge vor einer Blase. Sparer bekamen Angst um ihr Geld.

Die Angst der russischen Sparer: Werden Konten eingefroren?

Nun halten sich dem Bericht zufolge Gerüchte, dass die Einlagen von Privatkunden möglicherweise eingefroren werden könnten. Die Gerüchte sind offenbar so hartnäckig, dass sich die Zentralbank zu einem Dementi genötigt sah.

„Diese Idee ist absurd. Abgesehen davon, dass sie eine grobe Verletzung der Rechte der Bürger und Unternehmen auf die Verwaltung ihres Vermögens darstellt, würde ein solcher Schritt die Grundlagen des Bankensystems und die finanzielle Stabilität des Landes untergraben“, erklärte die Regulierungsbehörde demnach auf ihrem Telegram-Kanal.

Die Chefin der Zentralbank Russlands: Elwira Nabiullina.

© Reuters/Shamil Zhumatov

Chefin der Zentralbank ist die Ökonomin Elwira Nabiullina, die Putin im März 2022 kurz nach Beginn seines Krieges gegen die Ukraine für eine dritte Amtszeit bestätigte. Es ist selten, dass Putin einer Person in seinem Umfeld so lange so viel Macht zugesteht. Aber Nabiullina gilt verschiedenen Medien wie unter anderem „Business Insider“ zufolge als Vertraute des Kremlherrschers.

Dementi dürfte Sorgen weiter befeuern

Dass Putin die Zentralbank auf die Gerüchte reagieren lässt, dürfte die Sorge der Russinnen und Russen um ihr Geld allerdings weiter verschärfen. „Je stärker die Behörden etwas dementieren, desto wahrscheinlicher wird es eintreten“, behauptet der ukrainische Aktivist Anton Gerashenko auf Bluesky.

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Reuters weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass viele Menschen in Russland ihre Ersparnisse durch die Hyperinflation nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 und erneut während des Zusammenbruchs des Bankensektors in der russischen Finanzkrise 1998 verloren haben.

Die Krisen in den Jahren 2008, 2009 und 2014 habe das Bankensystem allerdings weitgehend überstanden. Auch nach dem Beginn der russischen Militäraktion in der Ukraine im Jahr 2022 wurden alle großen russischen Banken mit westlichen Sanktionen belegt, was haben bisher ebenfalls nicht zu ernsthaften Schwierigkeiten oder gar Insolvenzen geführt habe.

Doch der russische Rubel durchlebte Turbulenzen. Er hat seit Anfang August 2024 bis Ende des Jahres fast ein Viertel seines Wertes verloren. Weniger wert war der Rubel zuletzt kurz nach Beginn des Einmarschs in die Ukraine.

Putin hatte auf seiner jüngsten Jahrespressekonferenz behauptet, dass die russische Wirtschaft stabil ist. Er gab aber Probleme wegen der hohen Teuerungsrate zu, die ein beunruhigendes Signal sei.

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