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Wirtschaft: Russland: Wirtschaft gewinnt an Fahrt

Die russische Wirtschaft zieht wieder an. Im ersten Halbjahr 2000 sind die Investitionen gegenüber dem Vorjahreszeitraum kräftig angestiegen, wie der Chef des staatlichen Statistikamtes Wladimir Sokolin sagte.

Die russische Wirtschaft zieht wieder an. Im ersten Halbjahr 2000 sind die Investitionen gegenüber dem Vorjahreszeitraum kräftig angestiegen, wie der Chef des staatlichen Statistikamtes Wladimir Sokolin sagte. Dennoch sei auch bei einem Wachstum von 14,2 Prozent in den ersten sechs Monaten diesen Jahres nicht mit einem regelrechten Investitionsboom zu rechnen. Allerdings erwartet Sokolin einen Rückgang der Schattenwirtschaft, sobald die Steuerreform im kommenden Jahr greift.

Die investierten Gelder stammten laut Goskomstat vor allem aus russischen Quellen: Sie seien zunächst außer Landes geschafft und dort "im Schutz eines ausländischen Staates" - sprich in Offshore-Zonen wie Zypern oder den Kanal- und Cayman-Inseln - angelegt worden. Jetzt flössen sie aber wieder nach Russland zurück, wie Sokolin sagte. Auch die großen Auslandsinvestitionen in die russische Ölindustrie seien im wesentlichen rückkehrendes Fluchtkapital.

Jüngst waren beispielsweise von dubiosen zypriotischen Offshore-Firmen größere Anteile an Russlands größtem Ölkonzern Lukoil gekauft worden. Dem Konzern wird vorgeworfen, in großem Umfang Steuern hinterzogen und Gewinne über Offshore-Firmen im Ausland geparkt zu haben.

Insgesamt steigerte die Öl- und Gasindustrie im ersten Halbjahr ihre Produktion um 4,5 bis 6,3 Prozent. Seit Mai sinke sie jedoch bereits wieder, wie Goskomstat weiter berichtet. Auch der Gaskonzern Gazprom hatte in der vorigen Woche eine anhaltende Produktionssenkung für die letzten Monate bekannt gegeben.

Was das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr betrifft, so konnte Sokolin aber von Wachstumsraten berichten: Demnach ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 7,3 Prozent gestiegen, die Industrieproduktion sei sogar um 10,0 Prozent angezogen - und das vor dem Hintergrund schon guter Vorjahresdaten nach der Wirtschaftskrise 1998. Wie es weiter hieß, habe die Inflation im Juli zwei Prozent betragen und werde im Jahresschnitt zwischen den im Haushalt eingeplanten 18 Prozent und der jüngsten Prognose des Wirtschaftsministeriums von 20 Prozent liegen. Sokolin konnte außerdem von einem großen Haushaltsüberschuss für die ersten fünf Monate berichten: Gegenüber einem Haushaltsdefizit im vergleichbaren Vorjahreszeitraum von 39,7 Milliarden Rubeln (rund drei Milliarden Mark) sei bis Mai diesen Jahres ein Überschuss von 81,6 Milliarden Rubel erwirtschaftet worden. Die Einnahmen haben demnach 415,5 Milliarden Rubel (Januar bis Mai 1999: 173,7 Milliarden ) betragen. Die Ausgaben wurden mit 333,9 Milliarden (213, 4 Milliarden) Rubeln beziffert.

An Steuern wurden bis einschließlich Mai 365,2 Milliarden Rubel eingetrieben. Die größten Ausgabepunkte waren die Bedienung der Schulden in einer Größenordnung von 70,9 Milliarden und Verteidigungsausgaben von 70,1 Milliarden Rubeln. Die Steuerrückstände gegenüber dem Bundeshaushalt wurden zum 1. Juni auf 314,5 Milliarden Rubel beziffert.

mbr

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