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Sanierung von Europas größter Güterbahn: DB-Cargo-Chef Bernhard Osburg ist einen Schritt weiter
Der Bahntochter DB Cargo droht die Zerschlagung, wenn 2026 keine schwarze Null erreicht wird. Sigrid Nikutta ist an der Sanierung gescheitert. Ihr Nachfolger hat nun die erste Hürde genommen.
Stand:
Als Bahnchefin Evelyn Palla vergangene Woche ihr Sanierungskonzept für den strauchelnden Staatskonzern präsentierte, sparte sie die Güterverkehrstochter DB Cargo in ihren Erläuterungen aus.
Palla wollte damit Bernhard Osburg, der erst am 15. November den Chefposten bei DB Cargo übernommen hat, die Chance geben, zum passenden Zeitpunkt selbst zu erläutern, wie er bei der hochdefizitären Transporttochter die Wende schaffen will.
Diese ist dringend nötig. Denn seit 2015 erwirtschaftet DB Cargo jedes Jahr hohe Verluste – meist im dreistelligen Millionenbereich. Dass die bundeseigene Deutsche Bahn AG diese stets klaglos übernahm, wertete die EU-Kommission in einem Wettbewerbsverfahren als unzulässige staatliche Beihilfe.
Die Brüsseler Wettbewerbshüter verhängten zwar keine Strafzahlungen, machten aber harte Auflagen. Der Bahnkonzern darf die Verluste von DB Cargo ab dem kommenden Jahr nicht mehr übernehmen, stattdessen muss die Güterverkehrstochter Ende 2026 aus eigener Kraft wieder profitabel sein. Ansonsten droht DB Cargo die Zerschlagung.
Eine positive Zwischenbewertung
Bei der Restrukturierung von Europas größter Güterbahn ist Bernhard Osburg nun einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Die Unternehmensberatung Oliver Wyman bescheinigte ihm als unabhängiger Gutachter, dass sein Sanierungskonzept für DB Cargo grundsätzlich tragfähig ist. Das teilte der Bahnkonzern mit.
Zuvor hatte Oliver Wyman über das Sanierungskonzept von Sigrid Nikutta, der früheren Chefin von DB Cargo, geurteilt, es sei „nicht objektiv geeignet, eine nachhaltige Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit der DB Cargo AG mit überwiegender Wahrscheinlichkeit sicherzustellen“. Die neue Bahnchefin Evelyn Palla verlor daraufhin das Vertrauen in Nikutta, weshalb diese den Bahnkonzern am 30. Oktober verließ.

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Nach einem Monat im Amt musste der branchenfremde Osburg, der früher den Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel Europe geleitet hat, jetzt den Vorstand der Deutschen Bahn überzeugen, dass er die Güterverkehrstochter in die richtige Richtung führt. Deshalb wurde Oliver Wyman mit einer Zwischenüberprüfung beauftragt, die positiv ausfiel.
Bis Ende des Jahres wird Osburg nun sein Sanierungskonzept fertigstellen. Anschließend wird es bis Ende Januar umfassend von Oliver Wyman begutachtet. Der Bahnkonzern will es Ende Februar final beschließen.
Beschäftigte fordern Zukunftsperspektive
Details zum Sanierungskonzept von Osburg wurden nicht bekannt. Auch Nikutta setzte bei DB Cargo bereits harte Einschnitte durch. Sie trennte sich nicht nur von unwirtschaftlichen Transportaufträgen, sondern mutete auch der Belegschaft viel zu. So schlug Nikutta vor, die Zahl der Beschäftigten auf 10.000 zu reduzieren. Ende 2024 beschäftigte das Unternehmen noch knapp 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Eine der schwierigsten Aufgaben von Osburg im kommenden Jahr wird es deshalb sein, die Beschäftigten bei der alternativlosen Sanierung des Unternehmens mitzunehmen. Nikutta war das zuletzt nicht mehr gelungen.
Die Bahngewerkschaft EVG warf ihr vor, sich zu sehr darauf zu fokussieren, Ende 2026 eine schwarze Null zu erreichen. Nikutta und die DB-Cargo-Finanzvorständin Martina Niemann setzten dafür unter anderem auf den Verkauf von Unternehmenswerten. So wurden etwa Lokomotiven und Waggons verkauft und teilweise zurückgeleast. Die Auflagen der EU-Kommission in diesem Bereich sollen dem Vernehmen nach in den Plänen des bisherigen Vorstands weit übertroffen worden sein.
Die Arbeitnehmervertreter vermissten deshalb eine Perspektive, wie DB Cargo langfristig wieder wachsen will. Diese wird Osburg bieten müssen, wenn er sich den Rückhalt der Belegschaft sichern will. Womöglich helfen dem 57-jährigen gebürtigen Duisburger dabei seine Erfahrungen in der Schwerindustrie. Denn in der Stahlbranche stehen schwierige Transformationsprozesse regelmäßig auf der Tagesordnung.
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