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Audi

© AFP

Detroit: Schwacher Dollar bringt Gegenwind für deutsche Autobauer in den USA

Auf den ersten Blick scheint die Welt in Ordnung zu sein: Die deutschen Autofirmen haben sich in den USA in einer kleinen Nische ausgebreitet. Doch auf der Autoshow in Detroit bestimmt der Dollar die Diskussionen über den künftigen Kurs.

Eigentlich könnte alles so schön sein für die deutschen Hersteller in den USA. Während die japanischen Autobauer den amerikanischen Platzhirschen vor allem auf dem Massenmarkt zusetzen, bedienen Porsche, BMW, Mercedes, Audi und VW überwiegend das Oberklassen-Segment und fahren bislang nicht schlecht damit.

Zuletzt lag ihr Marktanteil in den Vereinigten Staaten bei rund 5,9 Prozent - und er soll weiter wachsen. In der Oberklasse geben die Deutschen mit einem Anteil von 41 Prozent den Ton an. Doch vor und hinter den Kulissen der Autoshow in Detroit bestimmt die US-Währung die Diskussionen über den künftigen Kurs der deutschen Autobauer.

Starker Euro - schwacher Dollar

Zuletzt kostete der Euro knapp 1,48 Dollar - zuviel, wenn man wie die Deutschen überwiegend im Euro-Raum produziert, aber in den USA verkauft. Der Höhenflug des Euro und die anhaltende Schwächephase des US-Dollar drohen die Erfolge der Deutschen in Übersee weiterhin schwer zu belasten. Bisher wird jedes vierte Auto einer deutschen Marke, das in den USA verkauft wird, auch in Nordamerika gebaut. Von der Währungsseite sei 2008 keine Entspannung zu erwarten, betonte der Chef des Branchenverbandes VDA, Matthias Wissmann, in Detroit. Er sprach mit Blick auf die Erträge von "Gegenwind" für die Deutschen.

Um so wichtiger werde "Natural Hedging". Im Prinzip heißt das nichts anderes, als dort zu produzieren, wo man auch verkauft. Doch das ist leichter gesagt als getan. Neben dem teuren Aufbau von Produktionsstätten, Lackierereien und anderem muss vor Ort auch ein Netz von verlässlichen Zulieferern aufgebaut werden. Dies ist zwar aus Sicht von BMW-Finanzvorstand Michael Ganal der unbequemere Weg. Wenn BMW aber wie angekündigt die Produktion im Ausland und speziell auf dem wichtigsten Absatzmarkt in den USA ausbauen wolle, sei dies unvermeidlich. ""Natural Hedging" ist die beste Strategie."

Vor allem den Münchnern macht der schwache US-Dollar zu schaffen. Die USA sind der wichtigste Absatzmarkt von BMW. Etwa jedes fünfte Fahrzeug des Konzerns rollt auf den US-Markt. Durch den Höhenflug des Euro wird das Geschäft zunehmend unrentabler. Da der Großteil der Produktion in Deutschland erfolgt, bekommt BMW die Folgen des schwachen Dollar besonders stark zu spüren. Zwar sollen die Belastungen in diesem Jahr unter dem Vorjahresniveau von 666 Millionen Euro liegen, dürften aber immer noch erheblich sein.

VW setzt auf Mexiko

Den anderen Herstellern geht es im Prinzip nicht anders. Volkswagen forciert neben dem Werk im mexikanischen Puebla auch die Suche nach einem Standort in den USA. Gerechnet wird mit dem Bau eines Werkes im Südosten des Landes. Die Marke Volkswagen hat in den USA in den vergangenen Jahren Milliardenverluste angehäuft, auch 2007 kamen die Wolfsburger nicht aus den roten Zahlen heraus. Als Grund nannte US-Chef Stefan Jacoby vor allem den schwachen Dollarkurs.

VW muss dabei aber stets auf seinen mächtigen Betriebsrat schauen. Dessen Chef Bernd Osterloh hat mehrfach betont, vor dem Bau eines Werks in den USA müsse zunächst einmal die Fabrik in Mexiko ausgelastet werden, zudem brauche VW für den US-Markt maßgeschneiderte Fahrzeuge.

Der Chef der VW-Tochter Audi, Rupert Stadler, denkt darüber nach, den in den USA besonders gefragten Geländewagen Q7 und seine Ableger vor Ort zu produzieren. "Langfristig könnte die Produktion der Q-Reihe in den USA durchaus Sinn ergeben." Dabei müsse man nicht nur einzelne Komponenten, sondern auch wertschöpfungsintensive Teile wie Motor und Getriebe in die Überlegungen miteinbeziehen. Daimler hat die Produktion seines US-Werkes in Alabama zuletzt vor zwei Jahren verdoppelt. Daher gebe es momentan keine Pläne, die Kapazität noch weiter auszubauen, sagte Konzernchef Dieter Zetsche in Detroit.

Porsche bleibt Ausnahmeerscheinung

Für den Sportwagenbauer Porsche ist eine US-Fabrik dagegen kein Thema. "Schon vom Volumen her nicht", sagt US-Sprecher Bernd Harling mit Blick auf "nur" 35 000 in Nordamerika pro Jahr verkaufte Autos -im Vergleich zu den Stückzahlen anderer Autobauer. Porsche habe zudem den Dollarkurs durch Währungsgeschäfte auf Jahre hinaus abgesichert. Noch wichtiger aber sei: "Das Etikett "Made in Germany"."

Michael Friedrich[dpa]

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