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In Berlin hat alles begonnen, ist sogar ein Stadtteil (Siemensstadt) noch immer nach dem Konzern benannt.

© imago/Jürgen Heinrich

200-jähriges Jubiläum: Siemens feiert Geburtstag in Berlin

Festakt zum 200. Jubiläum in der historischen Zentrale an der Nonnendammallee in Berlin-Siemensstadt.

Auf der Einladung zur „Gala-Veranstaltung“ ist als Ort die „Siemens Hauptverwaltung“ an der Nonnendammallee in Berlin angegeben. Klingt gut, entspricht aber nicht der Wirklichkeit. Nach Krieg und Teilung von Stadt und Land hat der Konzern seinen Sitz 1949 nach München verlegt. Berlin kommt indes auch heute noch ein bisschen mehr als symbolische Bedeutung zu: 11 500 Personen arbeiten hier für Siemens und machen die Stadt damit zum größten Produktionsstandort. Und die Grundlagen des Weltkonzerns wurden eben auch hier gelegt von Werner von Siemens, der am 13. Dezember 1816 im niedersächsischen Lenthe geboren wurde. Anlässlich des bevorstehenden 200. Geburtstags lädt der aktuelle Siemens-Vorstandsvorsitzende Jo Kaeser am Dienstagabend in die Mosaikhalle der historischen Hauptverwaltung. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält die Festrede.

Siemens Karriere begann beim Militär

Werner von Siemens, Sohn eines Gutspächters war ein talentierter Tüftler und Erfinder. Da die erbärmliche wirtschaftliche Situation – nach dem Umzug auf ein Gut in Mecklenburg ging es bergab mit der Familie – ein Studium nicht zuließ, ging Werner zum preußischen Militär, wo er es nicht nur zum Artillerie-Leutnant brachte (1838), sondern auch beim Ingenieurskorps ausgebildet wurde. Das herausragende mathematische Talent hatte zuvor bereits auf dem Lübecker Katharineum den jungen Werner eine Klasse überspringen lassen.

Werner Siemens hat zusammen mit Johann Georg Halske das Unternehmen 1847 in Berlin gegründet.
Werner Siemens hat zusammen mit Johann Georg Halske das Unternehmen 1847 in Berlin gegründet.

© dpa

Bis 1849 blieb Siemens beim Militär; zwischendurch musste er ein paar Jahr in Magdeburg in Festungshaft, weil er als Sekundant bei einem Duell zugegen war. Auf der Zitadelle Magdeburg richtete er sich ein Versuchslabor ein, in dem er unter anderem die elektrische Galvanisierung erfand. Noch während der Militärzeit, 1847, gründete er mit dem Mechaniker Johann Georg Halske die „Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske“, die Gründerfirma der heutigen Siemens AG mit ihren gut 350 000 Beschäftigten in aller Welt.

1848 war Siemens eine Start-up

Siemens hatte die Ideen und experimentierte gerne, Halske konstruierte die Werkstücke und Werkzeuge, die notwendig waren, um aus den Ideen praktisch nutzbare Geräte zu machen. 1848 baute das Start-up die Telegraphenleitung von Berlin nach Frankfurt am Main, wo in der Paulskirche die Nationalversammlung tagte. Siemens gilt als der Erfinder der Elektrotechnik, und bis heute ist der Konzern auf dem Gebiet und beim Thema Stromerzeugung und -verteilung weltweit vorn.

Das zeigt auch das Berliner Produktionsportfolio. 3600 Beschäftigte bauen in Moabit die modernsten Gasturbinen überhaupt. Die Belegschaft des Schaltwerks in Siemensstadt umfasst 3000 Köpfe. In Treptow werden alle möglichen Signal- und Steuerungsanlagen für den Schienenverkehr mit 1000 Arbeitskräften gebaut, das Messgerätewerk beschäftigt 900 und das Dynamowerk 800 Personen. Ferner unterhält Siemens in Berlin ein Ausbildungszentrum mit rund 1300 jungen Leuten und hat 1100 Personen in Forschung und Entwicklung. Von Berlin in die Welt: Rund 90 Prozent der hier gefertigten Produkte sind für ausländische Märkte bestimmt.

Der Konzern hat sich stark verändert

Konzernchef Kaeser wird am Dienstagabend ebenso wie der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme die Zukunftsfähigkeit des Konzerns betonen, der sich oft verändert hat und in jüngster Zeit zum Industriekonzern wurde, der keine Konsumgüter mehr im Programm hat. Unterhaltungselektronik, Computer und Telefone gibt es nicht mehr mit dem Siemens-Logo. Und auch die weiße Ware, die viele Jahre im Gemeinschaftsunternehmen Bosch-Siemens-Hausgeräte entstand, ist inzwischen komplett bei Bosch gelandet. An Osram schließlich, einstmals Weltmarktführer in der Lichttechnik, hält Siemens nur noch eine Minderheit, die Kaeser so bald und so teuer wie möglich verkaufen möchte.

Konzernchef Kaeser baut Siemens um. An Osram zum Beispiel hält der Konzern nur noch eine Minderheit.
Konzernchef Kaeser baut Siemens um. An Osram zum Beispiel hält der Konzern nur noch eine Minderheit.

© AFP

Unter Kaeser wurde der Konzern in neun Divisionen organisiert, darunter eine für Erneuerbare Energien und eine für Mobilitätsdienstleistungen inklusive Schienenfahrzeuge. Die profitable Medizintechnik läuft eigenständig, weil Kaeser für diese Sparte, ähnlich wie einst bei Osram, einen Teilverkauf an der Börse erwägt. Kaeser, viele Jahre Finanzvorstand und im Sommer 2013 an die Spitze gerückt, nachdem der glücklose Vorstandschef Peter Löscher nach einer Gewinnwarnung von Aufsichtsrat Cromme rausgeworfen wurde, trimmt den Konzern auf Profit. Anlässlich des 200. Geburtstag des Gründers freute er sich über "das beste operative Ergebnis aller Zeiten".

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