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Rene Benko bei der Verhandung im Konkursverfahren gegen den Signa-Gründer.

© dpa/APA/Johann Groder

Update

Signa-Gründer droht U-Haft: Österreichischer Unternehmer René Benko festgenommen

Die Staatsanwaltschaften ermitteln seit geraumer Zeit gegen den 47-Jährigen. Auch in Deutschland ist Benko im Fadenkreuz der Justiz. Die Festnahme erfolgte Berichten zufolge in seiner Villa in Tirol.

Stand:

Der österreichische Unternehmer und Milliardär René Benko ist Medienberichten zufolge am Donnerstag festgenommen worden. Grund seien der Verdacht auf Betrug und Korruption sowie Verdunklungsgefahr, teilte die zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption in Wien am Donnerstag mit.

Obendrein habe er das in einer Stiftung vorhandene Vermögen dem Zugriff von Behörden, Masseverwaltern und Gläubigern entzogen. Zuvor berichtet die „Krone“ über die Festnahme.

Demnach sei Benko in seiner Villa in Tirol festgenommen und bereits U-Haft für den 47-Jährigen beantragt worden. Sein Rechtsanwalt Norbert Wess hat die Festnahme der österreichischen Tageszeitung „Standard“ bestätigt.

WKStA-Sprecher Rene Ruprecht sagte der Nachrichtenagentur APA, Benko sei vernommen worden. Nun werde über die weiteren Schritte entschieden. Die Ermittler haben 48 Stunden Zeit, einen Antrag auf Untersuchungshaft zu stellen. Über diesen Antrag müsse dann das Landesgericht Wien wiederum innerhalb von 48 Stunden entscheiden, berichtete APA.

Auch in Deutschland wird gegen Benko ermittelt. Die WKStA habe jüngst ein Joint Investigation-Team (JIT) mit den Staatsanwaltschaften Berlin und München I gebildet, um in den Verfahren rund um die Signa-Holding „unbürokratischer und effizienter“ grenzüberschreitend ermitteln zu können.

Demnach ermitteln die Staatsanwälte auch wegen Verdachts auf Investmentbetrug beim Immobilienprojekt Franz am Bahnhofsplatz München. Ein Großteil des Geldes von Anlegern soll demnach „zweckwidrig verwendet“ worden sein.

Gläubiger wollen 2,4 Milliarden Euro von Benko

Benko, der mit 17 Jahren das Wirtschaftsgymnasium ohne Abschluss verließ, stieg in das Immobiliengeschäft ein und häufte ein Millionen-Vermögen an. Neben der Warenhauskette Galeria gehörten auch das Luxuskaufhaus KaDeWe in Berlin und das berühmte Chrysler Building in New York zu seiner Signa Holding.

Auch die deutsche Kaufhausgruppe KaDeWe gehörte zur Signa Holding.

© IMAGO/Jürgen Held/IMAGO/Jürgen Held

Dem rasanten Aufstieg folgte aber ein ebenso steiler Abstieg: Ende November 2023 meldete Signa Insolvenz an. Hohe Baukosten, steigende Kreditzinsen und hausgemachte Probleme hatten den Handels- und Immobilienkonzern in Schieflage gebracht. Im März 2024 stellte Benko auch einen Antrag auf Privatinsolvenz.

Nach Angaben des Insolvenzverwalters summiert sich die Summe der Forderungen an Benko auf etwa 2,4 Milliarden Euro.

Gegen den Österreicher wird auch wegen mutmaßlichen Betrugs im Zusammenhang mit staatlichen Corona-Geldern ermittelt. Dabei geht es um Hilfsgelder für das luxuriöse „Chalet N“ im Skiort Lech am Arlberg. Untersucht wird, ob die Corona-Gelder als wirtschaftliche Unterstützung während der Pandemie genutzt oder für andere Zwecke missbraucht wurden.

Vorwürfe: Kredit- und Bestechungsversuch

Zuvor waren schon Ermittlungen wegen mutmaßlichen Kreditbetrugs und eines mutmaßlichen Bestechungsversuchs bekannt. Außerdem steht der Ex-Milliardär im Verdacht, Teile seines Vermögens unrechtmäßig beiseitegeschafft zu haben. Benkos Anwalt hat auch diese Vorwürfe bestritten.

Benko ist nach eigenen Angaben zahlungsunfähig, doch immer wieder erregte er mit Berichten über seinen luxuriösen Lebenswandel Aufsehen. Die Staatsanwaltschaft war ihm auf den Fersen: Seine Telefonate wurden überwacht, sein Nachrichtenverkehr wurde ausgewertet, und seine Geschäftspartner und Mitarbeiter wurden befragt.

Laut WKStA ergaben die Ermittlungen, dass Benko im Rahmen seines persönlichen Insolvenzverfahrens verheimlicht habe, dass er faktisch die Kontrolle über eine Familienstiftung habe.

Benko soll demnach auch eine Rechnung gefälscht haben, um drei wertvolle Schusswaffen vor dem Zugriff von Gläubigern, Insolvenzverwaltern und Behörden zu entziehen. Auch Uhren und andere Vermögenswerte seien verborgen oder ohne angemessene Bezahlung verkauft worden. Investoren seien mittels eines „Geldkarussells“ im Rahmen einer Kapitalerhöhung getäuscht worden. Benkos Anwalt äußerte sich nicht zu den Vorwürfen.

Bereits Anfang Dezember hat die italienische Polizei einen europäischen Haftbefehl gegen den österreichischen Unternehmer René Benko erlassen. Die Staatsanwaltschaft der norditalienischen Stadt Trient begründet dies mit Ermittlungen in Zusammenhang mit groß angelegten Immobilienspekulationen. Benko wurde damals in Österreich von der Polizei vernommen, blieb aber bisher auf freiem Fuß. (dpa, AFP, Tsp, Reuters)

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