
© Daniel Sommer
Tijen Onaran zum Druck der USA auf deutsche Unternehmen : „Heute gehörst du zu den Cool Guys, wenn du Diversity in Frage stellst“
Die Anti-Woke-Politik des US-Präsidenten ist in der deutschen Wirtschaft angekommen. Die Unternehmerin, Beraterin und Investorin Tijen Onaran erklärt, wie in Firmen trotzdem die Vielfalt erhalten bleibt.
Stand:
Frau Onaran, Sie setzen sich für Diversität und Chancengerechtigkeit in Unternehmen und die Sichtbarkeit von Frauen in der Wirtschaft ein. Nach Trumps Dekret gegen Vielfalt haben sämtliche US-Konzerne ihre Diversitätsprogramme gestrichen, deutsche Unternehmen folgen ihnen. Und jetzt?
Viele Unternehmen sind abhängig vom US-amerikanischen Geschäft und natürlich haben die Entwicklungen in den USA auch Folgen hier. Manche machen jetzt eine totale Kehrtwende, passen sich dem an, schaffen tatsächlich ihre Diversity-Initiativen ab. Das geht so weit, dass alles von ihren Websites verschwinden muss, was auf Pro-Diversity hindeuten könnte.
Der Softwarekonzern SAP begründet den Schritt damit, dass das Unternehmen auf Aufträge der US-Administration angewiesen ist. Können Sie nachvollziehen, dass sich auf dem US-Markt präsente Unternehmen Trumps Diktat beugen?
Zum einen ja, zum anderen nein: Es kommt jedenfalls nicht gut, wenn man sich in den vergangenen Jahren für Diversity eingesetzt hat, wenn man es nett fand, schicke Bilder vom Christopher Street Day auf LinkedIn zu posten. Weil man damit eine super Reichweite erreicht hat. Aber jetzt, wo der Tenor wieder dagegen ist, ist man plötzlich gegen Vielfalt.
Wer gegen Diversität ist, den kann man nur schwer umstimmen, selbst wenn die Argumente dafür noch so gut sind.
Tijen Onaran
Manche begründen ihren Diversitäts-Rückzug sogar damit, dass sie das mit dem Gendern sowieso von Anfang an doof fanden. Alles wieder zurück auf Los. Ihre Mitarbeitenden sollen sich doch bitte nur in ihrer Freizeit für Diversity engagieren. Diversity-Stellen, die sie vor Jahren eingeführt haben, werden wieder abgeschafft.
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