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08.03.2023, Bayern, München: Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Jörg Dittrich, Präsident Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), (von links nach rechts) bei der Veranstaltung «Zukunft Handwerk» im Internationalen Congress Center München. Foto: Uwe Lein/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Uwe Lein

Überbordende Bürokratie: „Die Zeichen im Handwerk stehen auf Abschwung“

Zum Auftakt der Internationalen Handwerksmesse warnen Experten vor weiteren Belastungen. Die Zahl der Insolvenzen stieg 2022 um 12 Prozent.

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Handwerkspräsident Jörg Dittrich hat die Politik vor zusätzlichen Belastungen der Wirtschaft in der Krise gewarnt. „Wir brauchen eine Entlastung von Steuern und Abgaben und vor allem von Bürokratielasten“, sagte Dittrich am Mittwoch zum Auftakt der Internationalen Handwerksmesse in München. „Die Bürokratie erwürgt uns inzwischen.“ Das Handwerk könne mit Krisen umgehen. Aber „wir können nicht nur schnell verbieten, wir müssen auch schnell ermöglichen“, sonst seien auch die Ziele der Energiewende nicht umsetzbar.

Die hohen Preise vor allem für Energie machen dem Handwerk zu schaffen. Die Nachfrage ist in den vergangenen Monaten zurückgegangen, wie der Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) vor der Messe mitteilte. Jeder dritte Betrieb rechne mit schlechteren Geschäften im laufenden Halbjahr.

Die Investitionsbereitschaft sei einer Creditreform-Befragung unter 1300 Handwerksbetrieben in Deutschland am Boden. Nur noch 47 Prozent der Betriebe wollten in naher Zukunft investieren. Steigende Finanzierungskosten und die schwache Auftragsentwicklung führten dazu, dass selbst auf dringend notwendige Ersatzinvestitionen zum Teil verzichtet werde. 83 Prozent der befragten Betriebe hätten außerdem Schwierigkeiten, Arbeitskräfte und Azubis zu finden. „Der Fachkräftemangel im Handwerk ist fatal“, sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, am Mittwoch auf der Messe.

Die Bürokratie erwürgt uns inzwischen.

Jörg Dittrich, Handwerkspräsident

„In Verbindung mit rückläufigen Auftragseingängen und der Zinswende stehen die Zeichen im Handwerk auf Abschwung“, fügte Hantzsch hinzu. Das zeige sich bereits an der Entwicklung der Insolvenzen: Im Handwerk sei die Zahl der Firmenpleiten im vergangenen Jahr um 12 Prozent – und damit weit stärker als in der Gesamtwirtschaft – auf 3270 Fälle gestiegen. Bedenklich sei auch, dass es häufiger als im Vorjahr zu Forderungsausfällen kam. Nur jeder fünfte Betrieb blieb von Forderungsverlusten verschont.

Am Nachmittag sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, das Handwerk werde „zur tragenden Kraft der Transformation in Deutschland“ werden: „Ich weiß, viele Betriebe ächzen und stöhnen unter den hohen Preisen“, aber „ich glaube, dass das Handwerk zu einem Konjunkturmotor wird“. Das geplante Verbot neuer Gas- und Ölheizungen ab 2024 verteidigte er. Die Bundesregierung plane, nächstes Jahr 2024 auf 500.000 Wärmepumpen zu kommen. Wer die Kosten der Umstellung nicht stemmen könne, für den werde es Förderprogramme geben. (mit dpa)

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