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US-Notenbankchef Jerome Powell nimmt an einer Sitzung teil.

© Reuters/Kevin Mohatt

Unruhe an den US-Märkten: Trump dementiert Entlassung von Notenbankchef Powell – „außer bei Betrug“

Der US-Präsident darf den Chef der Fed nicht wegen der Geldpolitik entlassen, der Republikaner erhebt nun andere Vorwürfe.

Stand:

US-Präsident Donald Trump hat einen Medienbericht über eine baldige Entlassung des Notenbankchefs Jerome Powell zurückgewiesen. Dieser sei falsch, sagte Trump am Mittwoch (Ortszeit). „Ich schließe nichts aus, aber das ist höchst unwahrscheinlich, außer, wenn er wegen Betrugs gehen muss.“ Trump bestätigte, dass er gestiegene Renovierungskosten für das Notenbankgebäude untersuchen lässt und Powell dafür verantwortlich macht.

Trump äußerte sich nun „besorgt“, weil die Renovierung der Federal Reserve (Fed) in Washington jetzt 2,5 Milliarden Dollar (rund 2,1 Milliarden Euro) kosten soll. Das seien 900 Millionen Dollar mehr als geplant, inklusive gestiegener Zinskosten, kritisierte Trump. „Möglicherweise ist Betrug im Spiel“, fügte der Präsident hinzu.

Trump nannte Powell zuvor schon „Schwachkopf“

Der Präsident dürfte nach einer Entlassung einen Nachfolger nominieren, der dann vom Senat bestätigt werden muss. US-Finanzminister Scott Bessent sagte am Dienstag, die Suche nach einem Nachfolger für Powell laufe bereits.

In der Vergangenheit hatte Trump Powell immer wieder persönlich attackiert. Er nannte ihn einen „Schwachkopf“ und „Trump-Hasser“. Die Amtszeit des 72-jährigen Notenbankchefs endet im kommenden Jahr. Der Präsident will in den kommenden Monaten einen Nachfolger ernennen.

Powell mache „einen schrecklichen Job“, sagte Trump weiter. Er koste die USA viel Geld, weil er sich weigere, den Leitzins zu senken. Derzeit liegt dieser in einer Spanne zwischen 4,25 und 4,5 Prozent. Trump kritisiert fast täglich die Geldpolitik der Notenbank und verlangt von ihr eine Zinssenkung. Nach US-Recht kann der Präsident den Fed-Chef jedoch nicht wegen eines Streits über die Zinspolitik entlassen.

Trump erhofft sich von einem Zinsschnitt höhere Investitionen, da Kredite billiger würden. Zudem würde es für den Staat billiger, sich Geld an den Finanzmärkten zu leihen. Die Vereinigten Staaten kämpfen seit Jahren mit hohen Staatsschulden. Ein kürzlich verabschiedetes Steuer- und Ausgabengesetz Trumps dürfte die Verschuldung auf einen neuen Höchststand treiben.

Zuvor hatte die Agentur Bloomberg mit einer Meldung die US-Märkte in Aufruhr versetzt. Unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Insider hieß es, Trump werde den Fed-Chef vermutlich bald feuern. Die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr ihrerseits von einem Insider, dass Trump der Idee offen gegenüberstehe.

Trump bestätigte allerdings einen Medienbericht des Senders CBS, demzufolge er mit republikanischen Abgeordneten über eine Entlassung von Powell gesprochen habe. Er verwies auf die reguläre Amtszeit von Powell mit dem Hinweis, man werde in acht Monaten die Gelegenheit zu einem Wechsel erhalten.

Kurse steigen nach Trumps Dementi zu Powell wieder

Ein Reporter des Nachrichtenmediums Semafor berichtete später auf dem Kurznachrichtendienst X, Republikaner des Finanzdienstausschusses im Repräsentantenhaus sollten noch im Laufe des Abends Powell treffen. Eine Bestätigung dafür lag zunächst nicht vor. Die Fed wies auf frühere Erklärungen von Powell hin, wonach er seine Amtszeit zu ihrem regulären Ende im Mai 2026 erfüllen wolle. Später meldete Semafor, dass das Treffen abgesagt worden sei.

Nach der Nachricht von einer mutmaßlich bevorstehenden Entlassung des Fed-Chefs drehten die wichtigsten US-Aktienindizes nach einem freundlichen Auftakt ins Minus.

Der Dollar fiel innerhalb weniger Augenblicke um bis zu 0,7 Prozent gegenüber einem Korb wichtiger Währungen, während zinssensitive Anlagen wie die Aktien regionaler US-Banken verloren und der Goldpreis zulegte. 30-jährige US-Staatsanleihen wurden abverkauft, ihre Rendite stieg um etwa fünf Basispunkte. Nach Trumps Dementi erholten sich viele Werte wieder. (AFP, Reuters)

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