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Übernahmegefahr: Unterstützung für Hochtief

Die SPD will dem übernahmegefährdeten Baukonzern mit einem Gesetz helfen. Der Hochtief-Finanzchef deutet ein Interesse des Emirats Katar an.

Knapp sechs Wochen nach Beginn des Übernahmekampfes um Hochtief wird eines immer deutlicher: Auf die SPD und ihren Vorsitzenden Sigmar Gabriel kann sich der größte deutsche Baukonzern verlassen. Zehn Tage nach seinem medienwirksamen Auftritt in der Konzernzentrale in Essen legte Gabriel am Montag nach. Um Hochtief aus den Fängen des spanischen Großaktionärs ACS zu befreien, dringt der SPD- Chef auf eine rasche Änderung des deutschen Übernahmerechts.

Der hochverschuldete Baukonzern ACS hatte am 16. September überraschend ein Übernahmeangebot für Hochtief angekündigt, war aber mit seiner ursprünglich geplanten Offerte bei der Finanzaufsicht Bafin abgeblitzt. Die Spanier, die bereits knapp 30 Prozent an dem Essener Konzern halten, streben die Mehrheit an. Für je fünf Hochtief-Papiere bieten sie acht eigene Aktien. Durch dieses freiwillige Angebot umgehen die Spanier ein teures Pflichtangebot, das sie kaum stemmen könnten.

An diesem Punkt setzt Gabriel an: Es gehe darum, eine Lücke im deutschen Recht zu schließen, sagte er nach Beratungen mit Hochtief-Arbeitsdirektor Burkhard Lohr, Betriebsräten und Gewerkschaftsvertretern des Konzerns in Berlin. Konkret plädiert der SPD-Chef dafür, dass ausländische Firmen, die bereits 30 Prozent an deutschen Unternehmen halten, verpflichtet werden, ein neues Angebot an die übrigen Aktionäre abzugeben, wenn sie ihre Anteile weiter aufstocken. Dies sei in Deutschland anders als etwa in Spanien und einigen anderen großen EU-Ländern bislang nicht der Fall.

Die Bundesregierung fährt in Sachen Hochtief keinen klaren Kurs. Einen Tag nach Gabriels Auftritt in Essen hieß es zunächst, Berlin werde prüfen, ob das Übernahmegesetz geändert werden soll. Nur drei Tage später hieß es, eine Verschärfung sei „nicht sinnvoll“.

Nach Gabriels Angaben hat die SPD den anderen Parteien einen Vorschlag für eine Gesetzesänderung zugeleitet, der mit einer Zwei-Drittel- Mehrheit im Bundestag verabschiedet werden könnte. Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) kündigte derweil einen entsprechenden Vorstoß auch im Bundesrat an.

Hochtief-Finanzvorstand Burkhard Lohr, der am Montag an einer Sitzung des SPD-Präsidiums teilgenommen hatte, betonte, man wolle keine „Lex Hochtief“. Die gesamte deutsche Wirtschaft würde von einer solchen Änderung profitieren.

Derzeit sucht Hochtief an verschiedenen Stellen Unterstützung, um eigenständig bleiben zu können. „Es gibt auch in der jetzigen Situation viele Investoren, die Interesse haben, ihre Beteiligung an Hochtief aufzustocken oder neu einzusteigen“, sagte Finanzvorstand Burkhard Lohr zu Reuters TV. Die ACS-Offerte wollten sie nicht annehmen. Lohr deutete indirekt ein Interesse des Emirats Katar an einem Einstieg bei Hochtief an. „Wir bauen dort derzeit ein Projekt im Wert von 1,3 Milliarden Euro, und es sind noch weitere Milliardenprojekte in der Pipeline“, sagte er. „Und dass man da auch über andere Themen spricht, ist im Bereich des Möglichen.“ Unterstützung erhielt Hochtief in Australien: Dort rief die Tochter Leighton den Übernahme-Ausschuss an, um die eigenen Minderheitsaktionäre gegen eine ACS-Übernahme zu schützen. (mit Reuters)

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