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Erbsen statt Rind: der "Beyond Burger" aus Kalifornien.

© Lidl

US-Kultburger bei Lidl: Sieht aus wie Fleisch, ist kein Fleisch

Vegane Burger liegen im Trend. Jetzt kommt der „Beyond Burger“ aus USA nach Deutschland. Aber: Ist er wirklich besser für das Klima?

Preisfrage: Was ist das? Es ist rund, man kann es grillen oder braten, manchmal tropft etwas roter Saft heraus, und man isst es am liebsten zwischen zwei Brötchenhälften. Ein Burger, jawohl. Doch Fleischliebhaber könnten in dieser Grillsaison eine Überraschung erleben. Immer häufiger ist nämlich das, was wie Fleisch aussieht, Gemüse. Vegane Burger liegen im Trend. Konzerne investieren viel Geld in ihre Entwicklung, Supermärkte bevorraten sich, McDonald’s hat den „Big Vegan TS“ in sein Kernsortiment aufgenommen.

Das Blut kommt von der Roten Beete

Mit den Grünkern-Brätlingen der Öko-Anfangsjahre haben die neuen Veggie-Burger nichts zu tun. Erbsen oder Soja werden so verarbeitet, dass sie Hackfleisch ähneln, rote Beete sorgt für das „Blut“. Lidl-Kunden können einen solchen fleischartigen veganen Burger der US-Kultmarke Beyond Meat (jenseits von Fleisch) Ende Mai kaufen, Nestlé ist mit seiner europäischen Alternative, dem „Incredible Burger“ von Garden Gourmet bereits seit April in den Supermärkten vertreten und liefert auch die Patties an McDonald’s.

Dass die Großen mitmischen, ist kein Zufall. Glaubt man der Unternehmensberatung A. T. Kearney, dürfte der Absatz von veganen Fleischimitaten und künstlichem Fleisch explosionsartig wachsen. Bis 2030 könnte der Anteil der Fleischalternativen weltweit auf 28 Prozent des gesamten Fleischmarkts anwachsen, 2040 könnte er sogar 60 Prozent betragen, zitiert der „Spiegel“ die Studie.

Börsenlieblinge: Gründer Ethan Brown (links) und Finanzchef Brent Taylor von Beyond Meat.
Börsenlieblinge: Gründer Ethan Brown (links) und Finanzchef Brent Taylor von Beyond Meat.

© imago images / ZUMA Press

Essen für das gute Gewissen

Längst sind nicht mehr nur Veganer und Vegetarier die Zielgruppe. Selbst großzügige Schätzungen kommen auf maximal zehn Millionen Menschen in Deutschland, die sich komplett fleischlos ernähren. Deutlich größer ist die Gruppe derjenigen, die eigentlich gern Fleisch essen, doch das immer seltener oder mit wachsendem schlechten Gewissen tun. Bilder von Tieren in Massentierhaltung, der Klimawandel oder die Sorge um die eigene Gesundheit verderben den Appetit auf Fleisch. Die Ernährungsindustrie reagiert: Nestlé will sich von der Wursttochter Herta trennen, bei der Rügenwalder Mühle baut man das Geschäft mit fleischloser Wurst aus, in den USA will der Fleischriese Tyson Foods Fleischersatzprodukte auf den Markt bringen.

Sieht aus wie Fleisch, ist aber keins

Die moderne Alternative zum Fleisch sind Lebensmittel, die wie Fleisch aussehen und schmecken, aber eben kein Fleisch sind. Dafür sorgt die Wissenschaft. Nestlé hat parallel Forscher in den USA und Deutschland auf die Entwicklung seines „Incredible Burgers“ angesetzt. Nach einem Jahr Entwicklungszeit war der Veggie-Burger auf dem deutschen Markt. Nun bekommt er Konkurrenz aus den USA – vom neuen Börsenstar und Promiliebling Beyond Meat. Leonardo di Caprio und Bill Gates gehören zu den Investoren, die Firmengründer Ethan Brown unter die Arme gegriffen haben.

Anfang Mai ging das kalifornische Unternehmen an die Börse. Obwohl Beyond Meat bei einem Jahresumsatz von 80 Millionen Dollar 2018 einen Verlust von 30 Millionen Dollar gemacht hat, verkaufen sich die Aktien wie warme Semmeln. Der Ausgabepreis lag bei 25 Dollar, inzwischen kostet die Aktie über 90 Dollar. Seit November vergangenen Jahres gibt es die „Beyond Burger“ im Großhandel bei der Metro, mit Lidl steigen die Amerikaner jetzt in das Massengeschäft ein. Knapp fünf Euro soll die Zweier-Packung kosten, die Aktionsware wird aber zunächst nur vorübergehend angeboten.

Klimasünder? Das hängt davon ab, wie die Rinder gehalten und ernährt werden.
Klimasünder? Das hängt davon ab, wie die Rinder gehalten und ernährt werden.

© picture-alliance/ dpa

Während die Nestlé-Burger aus amerikanischem Soja bestehen, sind beim „Beyond Burger“ Erbsen die Basis, hinzu kommen Raps-, Kokosnussöl, Kartoffelstärke und viele weitere Zutaten. Die Universität Michigan hat errechnet, dass der „Beyond Burger“ 90 Prozent weniger Treibhausgasemissionen verursacht und seine Produktion deutlich weniger Wasser und Energie verbraucht als ein Quarterpounder mit Fleisch. Allerdings muss man wissen, dass die Studie von Beyond Meat in Auftrag gegeben worden ist.

Sind Veggieburger besser fürs Klima?

Dass Veggieburger grundsätzlich besser fürs Klima sind, sagen aber auch deutsche Umweltexperten. Bei einem 100 Gramm Burger aus Rindfleisch liegen die Treibhausgasemissionen bei 1,3 Kilogramm CO2-Äquivalenten, teilt das Umweltbundesamt auf Tagesspiegel-Anfrage mit. Bei 100 Gramm frischen Erbsen seien es nur 0,08 Kilogramm bei Dosenware 0,12 Kilogramm.

Dass Erbsen die Basis der „Beyond Burger“ bilden, sieht auch Susanne Rolinski vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung positiv. „Erbsen binden Stickstoff aus der Luft und brauchen kaum mineralischen Dünger. Auch das in den Burgern verarbeitete Rapsöl ist als pflanzliche Alternative durchaus sinnvoll“, sagt die Wissenschaftlerin. Für die Ökobilanz müsste man jedoch wissen, woher Beyond Meat die Zutaten für die Burger bezieht und wie aufwendig der Herstellungsprozess ist. Hinzu kommt: Die Burger werden in den USA produziert und kommen mit dem Schiff nach Europa.

Nicht alle Rinder sind Klimasünder

Und was ist mit der Alternative, dem Rind? Rinder, die im Stall stehen und mit Kraftfutter ernährt werden, sind zwar sehr effizient, verbrauchen aber viel Land und Wasser anderswo, sagt Rolinski. Aber manche Rinder sind besser als ihr Ruf: „Tiere, die in Brandenburg auf der Weide stehen und sich ausschließlich von Gras ernähren, sind unterm Strich positiv für die Umwelt. Die Weideflächen binden nämlich CO2.“

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