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Leere Sitze. Kongresse und Messen werden abgesagt.

© imago images/fStop Images

Versicherungen gegen das Coronavirus: Unternehmen wollen jetzt Seuchenpolicen abschließen

Viele Firmen fürchten wegen des Virus um ihre Existenz, doch versichert sind nur wenige. Jetzt ist es zu spät.

Es sieht wirklich nicht gut aus für die Wirtschaft. Flugzeuge bleiben am Boden, weil die Menschen nicht mehr fliegen wollen oder können, Hotels haben Zimmer frei, weil Messen und Kongresse abgesagt werden, Urlaubsreisen werden storniert, Lieferketten sind unterbrochen, Mitarbeiter melden sich krank.

Covid-19 gefährdet nicht nur die Gesundheit der Bürger, sondern auch die Existenz von Unternehmen. Es sei denn, sie sind versichert und der Versicherer springt ein, wenn die Produktion wegen der Epidemie nicht mehr läuft oder Veranstaltungen ausfallen.

Die Deag ist gegen Ausfälle geschützt

Peter Schwenkow, Chef des Berliner Konzertveranstalters Deag, hat eine solche Versicherung. Nach der Sars-Pandemie 2003 hatte sich der Unternehmer entschieden, dass er den Versicherungsschutz ausweiten muss. Heute ist er gerüstet: Inzwischen ist die Deag auch gegen den Ausfall von Veranstaltungen wegen pandemischer Infektionen versichert. Jetzt, wo das Coronavirus dazu führt, dass reihenweise Konzerte, Shows oder Musicals abgesagt werden müssen, erweist sich das als Glücksfall.

Leeres Flugzeug: Auf dem Flug von Frankfurt nach Linz reisen nur wenige Passagiere mit.
Leeres Flugzeug: Auf dem Flug von Frankfurt nach Linz reisen nur wenige Passagiere mit.

© dpa

Doch Schwenkow ist ein Einzelfall. Zwar gibt es Policen, die Ertragsausfälle aufgrund von Betriebsunterbrechungen abdecken. Doch standardmäßig decken diese Angebote nur Schäden ab, die durch Brand, Diebstahl, Sturm oder sonstige Naturgefahren verursacht werden. „Die Absicherung einer Betriebsunterbrechnung durch das Risiko übertragbarer Krankheien ist derzeit kaum verbreitet“, warnt Fabian Konopka vom Versicherungsmakler Funk in Hamburg.

Policen sind selten und teuer

Entsprechende Policen sind selten und teuer. Denn die Folgen eines Virusausbruchs sind schwer zu kalkulieren.

Eine Pandemie, also eine Seuche, die mehrere Länder oder gar mehrere Kontinente erfasst, kann in sehr kurzer Zeit sehr große Schäden anrichten. Versicherer schrecken vor solchen Kumulrisiken zurück, weil sie die Versicherungsgesellschaften schnell überfordern können. „An einem bestimmten Punkt ist die Grenze der Versicherbarkeit erreicht – zumindest im Hinblick auf klassische Produkte“, betont Gunther Kraut von der Munich Re.

Die Unternehmen sagen, sie seien "marktüblich versichert"

Gefragt, ob sie sich gegen Epidemien oder Pandemien versichert haben, reagieren die großen deutschen Unternehmen schmallippig.

Siemens verfüge über „markt- beziehungsweise industrieüblichen Versicherungsschutz“, heißt es auf Tagesspiegel-Anfrage. Auch Bayer betont lediglich, man sei „gegen wirtschaftliche Schäden aus versicherbaren Risiken im industrieüblichen Rahmen versichert“. Rewe führt derzeit Gespräche darüber, wie der Versicherungsschutz denn nun genau zu fassen ist. „Wir betrachten jeden einzelnen Fall“, sagt ein Sprecher, also Markt für Markt. Doch was wird, falls eine ganze Region in Quarantäne geschickt werden sollte? Das ist unklar.

Leeres Stadion: Wer trägt die Einbußen?
Leeres Stadion: Wer trägt die Einbußen?

© imago images/Jan Huebner

Die Munich Re hat bereits 2017 eine eigene Geschäftseinheit gegründet, die „Epidemic Risk Solutions“ bietet maßgeschneiderte Versicherungsprodukte für Unternehmen etwa aus dem Gastgewerbe, Tourismussektor, Eventgeschäft oder der Bauindustrie. Diese Policen decken spezielle Risiken in Zusammenhang mit Epidemien ab wie vorübergehende Standortschließungen oder die Absage von Veranstaltungen. Vor dem Ausbruch des neuen Coronavirus war die Nachfrage nach diesen spezifischen Produkten gering, heißt es bei dem Rückversicherungsunternehmen. Das ist jetzt anders. Momentan seien diese Angebote „stark nachgefragt", sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel.

Doch für die aktuelle Seuche kommt die Einsicht zu spät. „Nachträglich können sich Unternehmen nicht gegen Covid-19 bei uns versichern“, betont man bei der Munich Re.

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