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GreenTec-Gala in Berlin: Welt retten mit Porsche, Promis und 200.000 Lampen

Öko hat offenbar nichts mit Verzicht zu tun. Bei der Verleihung von Europas größtem Umwelt- und Wirtschaftspreis, den GreenTec-Awards, am Freitagabend in Berlin wurde geprasst und geprotzt. "Topmodels" trafen auf politische Schwergewichte.

Den Spruch brachte Peter Altmaier, Chef des Kanzleramts und ehemaliger Umweltminister, zwar nicht zum ersten Mal in einer Begrüßungsrede. Doch auch im Berliner Tempodrom kam er an: "Ich bin zwar nicht der wichtigste Minister. Da gibt es viel wichtigere. Aber ich bin nachweislich der ge-wichtigste Minister". Sigmar Gabriel habe vergeblich versucht ihn einzuholen, wusste er zu berichten. Das kam an.

Auf dem Grünen Teppich der GeenTec Awards: TV-Moderatorin Tanja Bülter.
Auf dem Grünen Teppich der GeenTec Awards: TV-Moderatorin Tanja Bülter.

© Kevin P. Hoffmann

Der schwere Mann mit gesunder Selbstironie fand sich bei der Gala mit rund 800 Gästen wieder neben jüngeren Prominenten, denen man unterstellte, sie hätten eher mit zu wenigen Kilos zu kämpfen: So stürzten sich die Fotografen auf Heidi Klums frisch gekürtes "Topmodel" Vanessa Fuchs, 19 Jahre. Unter den Geladenen waren auch Künstler wie Nena, die Band The BossHoss und Box-Schwergewichtsweltmeister Wladimir Klitschko. Viele ließen sich mit dem VIP-Fahrservice von Sponsor Porsche (Hybrid-Version des Modells Cayenne) zur Umwelt-Party kutschieren.

Ihnen allen hatte der CDU-Politiker Altmaier aber dann doch auch eine politische Botschaft zu überbringen: "Es ist wichtig, dass Green-Tech auch schön sein kann und reich machen kann". Mit Verzicht allein werde man die Welt nicht retten. 14 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung habe direkt oder indirekt mit Umwelttechnologien, also Green Technologies, zu tun, referierte Altmaier.

Kanzleramtsminister Peter Altmeier (CDU) bei seiner Begrüßungsrede bei den GreenTec Awards 2015 in Berlin.
Kanzleramtsminister Peter Altmeier (CDU) bei seiner Begrüßungsrede bei den GreenTec Awards 2015 in Berlin.

© Kevin P. Hoffmann

Die jährliche Verleihung der Green-Tec Awards fand bereits zum achten Mal statt, diesmal in zehn Kategorien und vier Sonderpreisen. Den Preis in der Kategorie Lifestyle ging an ein Projekt des in Berlin lebenden Künstlers Ólafur Elíasson. Der Isländer hatte 2012 gemeinsam mit dem dänischen Ingenieur Frederik Ottesen und Hilfe von Investoren die Firma Little Sun gegründet.

In weniger als drei Jahren hat dieses Unternehmen rund 200.000 LED-Lampen im Design einer Plastik-Sonne in alle Welt verkauft, 85.000 davon in Regionen ohne jeden Anschluss ans Stromnetz.

Die Lampe, die auch schon in der Tate Gallery of Modern Art in London ausgestellt worden ist, wird über ein kleines Fotovoltaikelement gespeist. Ihre Akkus sichern bis zu zehn Stunden Licht und verdrängen so nach und nach giftige und klimaschädliche Petroleumlampen. Elíassons Litte Sun vertreibt Lampen über lokal ausgebildete Händler unter anderem in Zimbabwe, Uganda, Äthiopien, Kenia, Burundi. Sie ist auch in Europa und Amerika zu kaufen – hier für etwa 20 bis 30 Euro.

Gewonnen hat auch ein erfolgreich in die Wirtschaft übertragenes Forschungsprojekt der Berliner Wasserbetriebe. Diese haben ein Verfahren entwickelt, um besonders umwelt- und kostenschonend Phosphor aus Abwässern zu filtern. Das gewonnene Mineral hat hervorragende Düngeeigenschaften und wird mittlerweile als Phosphordünger mit dem Markennamen „Berliner Pflanze“ verkauft – mehrere Hundert Tonnen pro Jahr.

Ein Lizenznehmer hat das das Verfahren europaweit bereits in vier Anlagen installiert, fünf weitere nach dem Berliner Modell sind weltweit derzeit geplant. Die Wasserbetriebe waren bereits vorab im April über die Ehrung informiert worden.

Besucher der GreenTec Awards 2015 vor der Show: Porsche, Promis und Cocktails satt.
Besucher der GreenTec Awards 2015 vor der Show: Porsche, Promis und Cocktails satt.

© Kevin P. Hoffmann

Unter den Preisträgern fand sich gleich zwei mal der Autohersteller BMW, in der Kategorie „Kommunikation“ für eine Werbekampagne zum Start des Hybrid-Modells BMW i8 und in der Kategorie Automobilität für ein Navigationssystem, der dem Fahrer auch das Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr nahelegt - sofern er damit schneller ans Ziel kommt. Schneller als mit einem BMW.

Die Organisatoren bezeichnen die Awards als Europas größten Umwelt- und Wirtschaftspreis, „auf dem besten Weg zum bedeutendsten Umweltpreis weltweit“, wie Initiator Marco Voigt am Freitag erklärte. „Glamour gehört dazu“, sagte Jury-Vorsitzende Heike Schiffler, Managerin beim Verpackungshersteller Tetra Pak. „Die Awards faszinieren mich, weil das eigentlich sperrige und wolkige Thema Nachhaltigkeit hier für alle Gesellschaftsgruppen greifbar wird. Und weil sie nicht nur etablierte Unternehmen, sondern auch junge Erfinder, würdigen“.

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