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Im Maschinen- und Anlagenbau sind deutsche Firmen weltweit führend.

© imago/Jürgen Heinrich

Weniger Aufträge, sinkende Produktion: Auch der deutsche Maschinenbau schwächelt

Der Verband der deutschen Maschinenbauer hat seine ohnehin schon triste Erwartung für dieses Jahr nach unten korrigiert. Die Betriebe sind nur zu drei Viertel ausgelastet.

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Es wird immer schlimmer: Der Verband der deutschen Maschinenbauer (VDMA) hat seine ohnehin schon triste Erwartung für dieses Jahr nach unten korrigiert. Voraussichtlich produzieren die deutschen Unternehmen acht Prozent weniger als 2023, bis vor kurzem lag die Prognose bei minus vier Prozent. Doch mit rückläufigen Aufträgen schrumpfen die Erwartungen. Derzeit sind die Kapazitäten nur zu 75 Prozent ausgelastet, das sind gut zehn Prozent weniger als normal.

Elf Prozent weniger Aufträge gingen in den ersten sieben Jahresmonaten ein, weil China schwächelt, die USA Dynamik verlieren und in Deutschland kaum noch jemand investiert. Mit einer Verbesserung rechnet der Verband erst im Laufe des nächsten Jahres und sofern weltweit die Zinsen sinken. Doch selbst dann wird 2025 die Produktion voraussichtlich weiter sinken, wenn auch nur noch um zwei Prozent.

In dieser schwierigen Branchensituation veranstalten die Böckler-Stiftung des DGB und die IG Metall vom 9. bis 11. September eine Maschinenbaukonferenz in Berlin. Die Gewerkschaften sehen die „innovationsstarke Branche als Anwenderin und Anbieterin von zahlreichen neuen Technologien mittendrin im Strukturwandel der Industrie“. 

Das sieht Boston Consulting in einer aktuellen Studie für den Bundesverband der Industrie ganz ähnlich. „Der wichtigste Hebel zur Unterstützung des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus wäre die Beschleunigung der deutschen und europäischen Klimatransformation.“ Wirtschaftsstaatssekretär Michael Kellner (Grüne) wies hin auf die neue „Bundesförderung Industrie- und Klimaschutz“ für den Mittelstand. „Ein weiterer wichtiger Schritt soll mit dem im Juni 2024 in Kraft getretenen Net Zero Industry Act umgesetzt werden“, sagte Kellner auf der Konferenz.

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Million Beschäftigte haben die deutschen Maschinenbauer.

Gut eine Million Menschen sind in Deutschland im Maschinenbau beschäftigt, trotz Krise ist die Zahl noch stabil. Auf vielen Märkten sind deutsche Firmen mit ihren innovativen Produkten Weltspitze, rund drei Viertel der Produktion geht ins Ausland. Im ersten Halbjahr sanken die Maschinenexporte jedoch um nominal 4,8 Prozent auf 100,6 Milliarden Euro.

„Zweifelsfrei als Risiken einzustufen sind Handelsbeschränkungen im Allgemeinen, ein verschärfter Handelskrieg der USA mit China, der auch Europa erfasst, die weitere Eskalation des Russland-Ukraine-Kriegs sowie ein anhaltender militärischer Konflikt im Nahen Osten mit Ausweitung auf weitere Länder“, beschreibt VDMA-Ökonom Ralph Wiechers die Exporterwartungen.

Deutschland bekommt trotzdem Bestnoten

Trotz aller Kritik an den Unzulänglichkeiten der nationalen und internationalen Politik, an den hohen Steuern und Energiekosten hierzulande sowie der Bürokratie, bekommt Deutschland als Innovationsstandort von den Firmen die besten Noten. „Besonders positiv werden die Leistungsstärke der Ingenieurwissenschaften, das Hochschul- und Wissenschaftssystem sowie FuE-Kooperationen mit anderen Unternehmen bewertet.“

Das sind Ergebnisse einer neuen VDMA-Umfrage in knapp 400 Unternehmen. „In Mitteleuropa mit Deutschland als Gravitationszentrum verfügen wir über ein starkes Maschinenbau-Cluster, das seinesgleichen immer noch sucht“.

Auf Rang zwei der attraktivsten FuE-Standorte folgen die USA. Den letzten Platz der 13 verglichenen Länder belegt China. „Für viele Unternehmen scheinen in China die Risiken die denkbaren Nutzwerte deutlich zu überwiegen“, kommentiert der VDMA. Die innovativsten Wettbewerber wähnt die Mehrheit der Befragten (73 Prozent) nach wie vor in Deutschland. Es folgen China (50 Prozent) und die USA (40 Prozent).

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