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Mitarbeiter eines chinesischen Autobauers tragen Mundschutz.

© dpa

Weniger Neuzulassungen: Autobauer fürchten das Coronavirus

Die Branche rechnet für 2020 mit drei Prozent weniger Neuzulassungen. VDA-Präsidentin Müller sieht die Autobauer vor einem steinigen Weg.

Die deutsche Automobilindustrie spürt die Folgen der Coronavirus-Epidemie. „Wir sehen negative Auswirkungen auf dem Markt“, sagte die neue Präsidentin des Branchenverbands VDA, Hildegard Müller, am Donnerstag in Berlin. Corona wirke sich spürbar auf die Prozesse und die Wertschöpfung in zahlreichen Betrieben entlang der Lieferkette aus. Auf dem chinesischen Automarkt, dem größten der Welt, seien die Folgen bereits massiv. „In China können wir derzeit nur auf Sicht fahren“, sagte Müller.

Von einer schnellen Erholung könne man nicht ausgehen. 2020 werde der chinesische Markt in jedem Fall stärker als erwartet schrumpfen, aktuell seien Szenarien von einem Minus von bis zu sieben Prozent denkbar. Der VDA hat eine Task Force eingerichtet, die Informationen über die Ausbreitung des Covid-19-Virus sammelt und zur Verfügung stellt.

Weil auch die Nachfrage in Nordamerika und Europa schwach bleibt, werde der Weltautomarkt 2020 um drei Prozent auf 78,2 Millionen Neuzulassungen sinken. „Der Weg, der vor uns liegt wird steinig“, sagte die VDA-Präsidentin. „Schwächere Märkte führen zu härterem Wettbewerb.“ Auch in Deutschland geht es nach einem starken Vorjahr stärker bergab. Der VDA senkte am Donnerstag seine Prognose für 2020 um einige Hunderttausend Neuzulassungen. Voraussichtlich würden 3,4 Millionen Neuwagen angemeldet, sechs Prozent weniger als 2019 als es 3,6 Millionen waren (plus fünf Prozent).

VDA-Präsidentin Müller will neuen Führungsstil etablieren

Hildegard Müller betonte, sie werde als Autopräsidentin für einen offenen Diskurs über die drängenden Themen der Branche werben – Klimaschutz, Elektromobilität, Transformation, Wertschöpfung, Arbeitsplätze. Auch verbandsintern hoffe sie, einen neuen Führungsstil etablieren zu können. „Ich möchte die Diskussion prägen und ich habe keine Angst davor“, sagte sie. „Das kenne ich aus der Energiewirtschaft.“

Die neue VDA-Präsidentin Hildegard Müller will Diskussionen prägen.
Die neue VDA-Präsidentin Hildegard Müller will Diskussionen prägen.

© dpa

Die frühere Staatsministerin im Kanzleramt (2005 bis 2008) war acht Jahre lang (bis 2016) Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft, bevor sie zum Energieversorger RWE und dessen Ausgründung Innogy wechselte. Müller bekräftigte, dass sie eine Debatte über „Fortschrittswachstum“ anstrebe, keine über Verbote. Damit liegt sie ganz auf der Linie von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CDU).

Noch nichts entschieden bei der IAA

Mit Blick auf die Autoausstellung IAA, die nicht mehr in Frankfurt am Main stattfinden wird, sagte Müller, es gebe noch „kein Ranking“ unter den Anwärtern Berlin, Hamburg oder München. Dem Vernehmen nach will der VDA, der die IAA veranstaltet, am kommenden Dienstag entscheiden. „Die Stadt muss stolz darauf sein, die IAA austragen zu können“, sagte Müller. Außerdem müsse eine logistische Herausforderung gemeistert werden. Nicht zuletzt solle die neue IAA „für die Menschen erlebbar sein“.

Offen zeigte sich die VDA-Präsidentin für den US-Konkurrenten Tesla, der in Brandenburg eine Elektroautofabrik baut. Noch erfülle das Unternehmen nicht die Voraussetzungen für eine VDA- Mitgliedschaft. Aber wenn Tesla in Deutschland produziere, werde sie dafür werben, dass sich der Autobauer dem Verband anschließe, sagte Müller. „Wer Elon Musk kennt, weiß, dass er nicht als zurückhaltend gilt in der Frage, sich politisch einzubringen.“

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