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Weniger seltene Erden aus China: Industrie warnt vor „Metallkrise“ und Produktionsstopp in Deutschland
Für E-Autos, Roboter, Handys oder auch Drohnen werden die Rohstoffe benötigt. Das Monopol-Land in Asien exportiert seit Wochen deutlich weniger. Nun gibt es positive Signale aus Peking.
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Anfang April hatte China im Zollstreit mit den USA sieben seltene Erden und daraus gefertigte Magnete mit Ausfuhrkontrollen belegt. Die Folge: Unternehmen mussten sich den Export dieser für Elektromotoren oder Sensoren dringend benötigten Rohstoffe mit aufwendigen Anträgen genehmigen lassen.
China deckt nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) 99 Prozent des weltweiten Bedarfs an schweren seltenen Erden und 93 Prozent an Magneten ab.
Die temporären Ausfuhrbeschränkungen von sogenannten schweren seltenen Erden und Magneten aus China seien „alarmierend für die deutsche Industrie“, sagte Wolfgang Niedermark, BDI-Hauptgeschäftsführer, dem „Spiegel“. Halte Peking daran fest, könne es „zeitnah zu sektorübergreifenden Problemen“ wie Produktionsstopps kommen. „Uns droht eine Metallkrise, ähnlich wie die Energiekrise 2022, als Russland kein Gas mehr lieferte“, sagte Niedermark.
Kaum ein Unternehmen in Deutschland dürfte für mehr als zwei Monate seltene Erden oder Magnete auf Lager haben.
Jost Wübbeke, Mitgründer der Beratungsfirma Sinolytics
Besonders betroffen seien die Autoindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau sowie Energie- und Verteidigungstechnologien: „Bei E-Motoren, Robotik oder Drohnen ist die Importabhängigkeit nicht nur hoch, sondern systemkritisch“, warnte Niedermark. Magnete würden etwa in E-Autos, Kraftstoffpumpen, Motoren für Fensterheber oder Lautsprechern eingesetzt.
Der Autozulieferer ZF sieht dem Bericht zufolge bereits erste Auswirkungen bei einem Teil seiner Lieferanten: „Die Erteilung von Exportlizenzen muss sich beschleunigen, um kurzfristige Bandstillstände zu vermeiden.“ Experten befürchten, dass die Vorräte hiesiger Betriebe bald zur Neige gehen. „Kaum ein Unternehmen in Deutschland dürfte für mehr als zwei Monate seltene Erden oder Magnete auf Lager haben“, sagt Jost Wübbeke, Mitgründer der Beratungsfirma Sinolytics.
Hoffnungen machen der Industrie nun Signale aus Peking, denn China hat offenbar in Aussicht gestellt, Anträge europäischer Firmen auf den Export seltener Erden schneller zu bearbeiten. Bei einem Treffen mit EU-Handelskommissar Maros Sefcovic in Paris unter der Woche habe Chinas Handelsminister Wang Wentao gesagt, die Volksrepublik messe den Bedenken der Europäer große Wichtigkeit bei, erklärte ein Sprecher des Handelsministeriums in Peking einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa zufolge.
Handelsgespräch der USA und China am Montag
China sei bereit, einen „grünen Kanal“ für Anträge, welche die Bedingungen erfüllten, einzurichten, um die Prüfung zu beschleunigen. Wang hoffe im Gegenzug, dass die europäische Seite Maßnahmen ergreife, damit der Handel von Hightech-Produkten mit China einfacher erfolge, sagte der Sprecher demnach.
Der Zugang zu seltenen Erden dürfte auch beim geplanten Handelsgespräch der USA und China am Montag in London ein wichtiges Thema sein. Das Treffen hatte US-Präsident Donald Trump angekündigt. Aus Peking lag dem Bericht zufolge zunächst keine Bestätigung dafür vor.
Trump hatte versichert, dass China die Lieferung seltener Erden wieder aufnehmen werde. Die Volksrepublik ist ein Hauptverarbeiter der Metalle, aber bei Hightech-Produkten wie bestimmte Ausrüstungen für Flugzeuge oder Chip-Design-Software vom Ausland abhängig. Zum Ärger Pekings hatten die USA unlängst den Export dieser Technologie nach China eingeschränkt. (lem)
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