
© dpa/Julian Stratenschulte
Weniger Treibhausgase aus Energiesektor: Emissionen sinken um 18 Prozent – stärkster Rückgang seit 2005
Der vom Emissionshandel erfasste CO₂-Ausstoß geht in Deutschland deutlich zurück. Vor allem in der Energieversorgung und infolge der Konjunkturschwäche. Der Staat nimmt dadurch 18 Milliarden Euro ein.
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Der Treibhausgasausstoß in der Energiewirtschaft, der energieintensiven Industrie und dem europäischen Luftverkehr ist im vergangenen Jahr um 18 Prozent zurückgegangen. Die vom Europäischen Emissionshandel (EU-ETS 1) erfassten Emissionen in Deutschland betrugen 2023 damit nur noch rund 289 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Das teilte das Umweltbundesamt (UBA) am Dienstag mit. Das ist der größte Rückgang seit Beginn des EU-ETS 1 im Jahr 2005.
„Der erhebliche Rückgang der Emissionen im Energiesektor ist ein großer Schritt zur Erreichung unserer Klimaschutzziele“, sagte UBA-Präsident Dirk Messner. Gründe seien vor allem der Ausbau erneuerbarer Energien und der Rückgang der Kohleverstromung. Daran habe der Emissionshandel einen wichtigen Anteil.
Rückgang zum Teil auch durch Wachstumsschwäche
In der Energieversorgung sanken die Emissionen 2023 um 22 Prozent auf 188 Millionen Tonnen. Tatsächlich hat die Bundesregierung das Tempo beim Ausbau der Solarenergie deutlich erhöht; auch im Windkraftausbau geht es voran. Dazu wird deutlich weniger Kohle verstromt. Dass die Emissionen in dem Bereich so stark zurückgingen, lag allerdings auch an der geringeren Nachfrage aus Industrie und Haushalten.
Auch in der Industrie ist der Rückgang von 10 Prozent auf 101 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente vor allem auf die Konjunkturschwäche geschuldet. Im Luftverkehr stiegen die Emissionen gar um 4,5 Prozent gegenüber 2022 auf 7,6 Millionen Tonnen (was weiterhin weniger ist als vor Ausbruch der Coronapandemie).
Emissionen sinken europaweit
Auch außerhalb Deutschlands gingen die Emissionen im Rahmen des Emissionshandels zurück. Nach Angaben der EU-Kommission ist der Rückgang mit 17 Prozent nur etwas schwächer. Der EU-ETS 1 erfasst etwa 40 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen in der EU. Neben den 27 Mitgliedstaaten nehmen auch Norwegen, Island und Liechtenstein am teil. Seit 2005 haben sich die Emissionen europaweit um fast die Hälfte (48 Prozent) reduziert.
Jedes Jahr wird die Obergrenze der zulässigen Emissionen reduziert, sodass es stetig teurer und damit unwirtschaftlicher wird, CO₂ zu produzieren. Emittenten müssen über den Emissionshandel Zertifikate erwerben, mit denen sie sich das Recht erkaufen, CO₂ ausstoßen zu dürfen. Die Erlöse aus dem Handel mit diesen CO₂-Zertifikaten fließt zurück an den Staat – in Deutschland in den Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung. Auch diese stiegen im vergangenen Jahr auf einen neuen Rekordwert von 18 Milliarden Euro.
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„Um einen Ausgleich für die privaten Haushalte sicherzustellen, sollte die Politik jetzt zügig das im Koalitionsvertrag vereinbarte Klimageld kombiniert mit spezifischen Förderprogrammen für vulnerable Haushalte einführen“, sagte UBA-Klimaexperte Jürgen Landgrebe. So könne der Emissionshandel auch bei steigenden Preisen ambitionierten Klimaschutz und Sozialverträglichkeit vereinen.
Sektorübergreifend ging der Treibhausgasausstoß in Deutschland im vergangenen Jahr um 10 Prozent zurück und damit so stark wie zuletzt 1990. Die Minderung im EU‑ETS 1 fiel damit gegenüber der Entwicklung der Gesamtemissionen deutlich größer aus.
Am Montag hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Klimaschutzgesetz unterzeichnet. Dadurch werden einklagbare Sektorziele für die Senkung der Treibhausgasemissionen abgeschafft. So entfällt die Pflicht zur Vorlage von Sofortprogrammen für einzelne Sektoren, etwa den Verkehrsbereich, wenn andere Bereich dessen Überschreiten überkompensieren. Umweltverbände kritisieren die Gesetzesänderung und haben Klagen dagegen angekündigt oder bereits eingereicht.
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