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Gründerzeit mit Wooga-Chef Jens Begemann, Klaus Wowereit, Katrin Suder und Christian Malorny von McKinsey (von links)

© DAVIDS

Wowereit und Start-ups: Berlin soll spitze werden

McKinsey hat einen Plan, wie Berlins junge Wirtschaft wachsen kann. Hierzulande ist die Hauptstadt in Sachen Gründer zwar vorne - für London, Tel Aviv oder Silicon Valley reicht es aber lange nicht.

Klaus Wowereit will Berlin zur Gründungsmetropole Nummer eins in Europa machen. Eines der wichtigsten Ziele dabei sei, mehr Menschen in Arbeit zu bringen. „Und der Zeitpunkt für Wachstum ist günstig“, konstatierte der Regierende Bürgermeister am Montag. Unter anderem könnte es bald einen „Start-up-Fonds Berlin“ mit 100 Millionen Euro geben und eine „Delivery Unit“, eine Einsatzgruppe, die dafür sorgen soll, dass die beschlossenen Maßnahmen auch umgesetzt werden. Wowereit kann bei seinem Vorhaben auf viele Unterstützer bauen – unter anderem auf die Gründer selbst, wie etwa Jens Begemann vom Spieleentwickler Wooga, und das Beratungsunternehmen McKinsey.

Dieses stellte am Montag die Studie „Berlin gründet“ vor. Darin schlagen die Autoren fünf Initiativen vor, die Berlin zur Start-up-Metropole Europas machen sollen. Bereits 2010 hatten die McKinsey-Berater eine Studie mit Maßnahmen vorgelegt, wie zwischen 2010 und 2020 in Berlin insgesamt 500 000 neue Arbeitsplätze entstehen können. Dies sei aber nur mit „starker fokussierter Gründungsdynamik zu erreichen“, schreiben die Berater nun.

Zunächst stellen die Autoren fest, dass die Ausgangslage nicht so schlecht ist: Berlin ist bereits die führende Gründungsstadt in Deutschland. Während es 2011 an der Spree 727 Gründungen gegeben habe (in den fünf Wirtschaftszweigen, die zu den technologischen Schwerpunktfeldern gehören und die Kriterien Innovation und Wachstum erfüllen), seien es in Hamburg nur 422 und in München nur 263 gewesen. Und während 2012 in Berlin die Zahl der Erwerbstätigen um 2,5 Prozent gewachsen sei, seien es in Hamburg und München jeweils nur 1,5 Prozent gewesen. „Berlin hat fast dreimal mehr Betriebsgründungen und eine 1,6-mal höhere Erwerbstätigendynamik als München“, sagte Katrin Suder, die Leiterin der Studie. Die Hauptstadt stehe also quasi an der Spitze der Bundesliga. „Jetzt geht es darum, Berlin in die Champions League zu bringen.“

Im weltweiten Ranking der Start-up- Metropolen liegt Berlin nämlich nur auf Platz 15. Ganz vorn stehen das Silicon Valley und Tel Aviv. Und in Europa sind auch London, Paris und Moskau noch vor Berlin, wenn man die Anzahl der Gründungen, die Kapitalverfügbarkeit, die entstandenen Umsätze und Arbeitsplätze sowie andere Kriterien wie etwa die Gründungsbereitschaft und das Ansehen der Start-ups betrachtet. Während es genug Geld gebe, um erst einmal zu gründen, fehle es später an Wachstumskapital, sagte Suder. Und auch Wooga-Chef Jens Begemann stellte fest: Die Wachstumsdynamik lasse sich beschleunigen. Aber um Kapital anzuziehen, fehle es in Berlin an erfolgreichen Beispielen, an Start-ups, die Käufer gefunden haben oder an die Börse gegangen sind. Nur bei solchen „Exits“ verdienen die Risikokapitalgeber Geld und können neu investieren. Erfolgreiche Exits wiederum ziehen neue Geldgeber an. Ein weiteres Problem: „Es finden zu wenig Gründungen aus den Universitäten heraus statt“, findet Begemann. „Da können wir mehr tun.“

Das ist auch die erste der fünf Handlungsempfehlungen, die die Studie gibt: Studierende und Professoren stärker für das Thema Selbstständigkeit zu begeistern. Zweitens: eine „One-Stop-Agentur Berlin“, die zentraler Anlaufpunkt für ausländische Gründer sein und Hilfestellung beim Gang durch den Behördendschungel bieten soll. Drittens: ein Gründer-Campus auch als zentraler Anlaufpunkt für Unternehmen, Geldgeber und Förderer. Idealer Standort: der ehemalige Flughafen Tempelhof. Viertens: ein neuer privater Fonds, ausgestattet mit rund 100 Millionen Euro, speziell für junge Unternehmen mit einem Kapitalbedarf ab drei Millionen Euro. Als Geldgeber kommen vor allem Konzerne und Mittelständler in Frage. Erste Gespräche würden bereits geführt, sagten Wowereit und Suder. Fünftens: ein Gründernetzwerk, das junge und etablierte Unternehmen zusammenbringt.Insgesamt sollte sich Berlin dabei auf die aussichtsreichsten Felder digitale Wirtschaft, Bio- und Medizintechnik sowie urbane Technologien konzentrieren, schlagen die Berater vor. Schließlich soll die „Delivery Unit“ dafür sorgen, dass auch alles umgesetzt wird.

Die Industrie- und Handelskammer begrüßte die vorgeschlagenen Initiativen. „Es ist ungemein wichtig, dass Klaus Wowereit das Thema an sich gezogen hat und dabei alle Partner von Beginn an mit ins Boot genommen wurden“, sagte Jan Pörksen, IHK-Geschäftsführer Existenzgründung und Unternehmensförderung. „Jetzt gilt es, den Worten Taten folgen zu lassen.“ An der Zusammenstellung der „Delivery Unit“ werde bereits gearbeitet, sagte Wowereit. Und demnächst soll auch die Beschilderung im Roten Rathaus mehrsprachig werden.

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