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Nach einer guten Beziehung sah lange Zeit das Verhältnis von Catherine Dussmann zu "ihrem" Vorstandschef Dirk Brouwers aus. Offenkundig ein Irrtum.

© dpa

Dussmann: Zoff an der Spitze

Streit um die Strategie: Vorstandschef Dirk Brouwers tritt überraschend zurück. Catherine Dussmann beruft den Ex-Politiker Roland Koch in den Stiftungsrat.

Er hat lange durchgehalten. Knapp sechs Jahre führte Dirk Brouwers den Vorstand der Dussmann Group, am Donnerstag wurde der Spitzenmanager „mit sofortiger Wirkung“ und „im beiderseitigen Einvernehmen“ von seinen Aufgaben entbunden. Neben Brouwers verlässt mit Finanzvorstand Hans-Jürgen Meyer der zweitwichtigste Mann das Unternehmen. Die wichtigste Frau bleibt an Bord: Catherine von Fürstenberg-Dussmann, Eigentümerin und Vorsitzende des Stiftungsrats, der die Vorstandsmitglieder ernennt und abberuft.

Jetzt soll es eine "Neuausrichtung" geben

In einer Mitteilung wird Dussmann indirekt zitiert: Mit einer veränderten Führungsmannschaft wolle man nun „neue Wege im operativen Geschäft gehen und die Neuausrichtung zu mehr Wachstum vorantreiben“. Bis ein neuer Vorstandschef gefunden ist, werde Jörg Braesecke, der für die Pflegesparte Kursana zuständig ist, die Geschäfte führen. Pietro Auletta, seit 2014 im Vorstand und für das Italien-Geschäft zuständig, bleibt Mitglied im Gremium, das er eigentlich Richtung Italien verlassen wollte.

In 16 Ländern ist der Konzern tätig

An der Person Auletta wird der Hintergrund des Konflikts innerhalb des Vorstands deutlich: Brouwers und Meyer waren offenbar für ein behutsames Wachstum und die Konsolidierung einiger schlecht laufender Ländergesellschaften, konnten sich damit aber nicht durchsetzen. Dussmann beschäftigt derzeit gut 63 000 Mitarbeiter in 16 Ländern mit Dienstleistungen rund ums Gebäude und mit der Versorgung von Senioren.

Im Unternehmen wurde der Abgang Brouwers am Donnerstag als „Katastrophe“ bewertet. Der bedächtige Brouwers, seit 2005 im Vorstand und dann im Frühjahr 2011 von Frau Dussmann zum Nachfolger des damals geschassten Vorstandsvorsitzenden Thomas Greiner befördert, ergänzte sich lange gut mit der emotionalen Catherine Dussmann. In den letzten Monaten verschlechterte sich das Verhältnis, weil Brouwers einige Einschätzungen und Entscheidungen der Eigentümerin nicht teilte, heißt es in der Unternehmenszentrale an der Friedrichstraße. Dabei war Brouwers durchaus erfolgreich, in seiner Zeit legte der Umsatz fast um ein Drittel zu und sprang über die Zwei-Milliarden-Marke.

Ein neuer Job für Roland Koch

Außer dem Abgang der Vorstände hatte Dussmann noch eine Personalie mitzuteilen. Roland Koch, ehemals CDU-Ministerpräsident in Hessen und danach glückloser Chef von Bilfinger, wurde zum Mitglied des Stiftungsrats berufen. Da trifft er nicht nur Catherine Dussmann, sondern auch den ehemaligen SPD-Politiker Wolfgang Clement wieder. "Mit Roland Koch haben wir einen erfahrenen Politiker und Wirtschaftsmann gewinnen können, der beide Welten – Politik und Wirtschaft – sehr gut kennt", ließ sich Catherine Dussmann in der Pressemitteilung zitieren. Sie freue sich, "dass wir seine Expertise, zumal in diesen Bereichen, für das Unternehmen und seine vielfältigen Aktivitäten weltweit nutzen können“. Das Unternehmen erbringt nicht zuletzt Dienstleistungen im Auftrag der öffentlichen Hand, in Italien etwa kommen mehr als zwei Drittel der Aufträge von Behörden oder staatlichen Institutionen. Gerade in diesen Bereichen können ehemalige Politiker hilfreich sein.

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