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Bereits Ende Januar war es zu Demonstrationen und Ausschreitungen vor Bankinstituten gekommen.

© Imago/NurPhoto

Wirtschaftskrise im Libanon: Wütende Demonstranten greifen Banken an

Brennende Reifen und eingeschlagene Fenster: Weil nur noch begrenzte Abhebungen möglich sind haben dutzende Menschen in Beirut Bankfilialen angegriffen.

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In der libanesischen Hauptstadt Beirut haben dutzende Menschen aus Wut und Verzweiflung über den wirtschaftlichen Verfall des Landes Bankfilialen angegriffen. Demonstranten warfen am Donnerstag Steine in die Fenster und zündeten Reifen vor den Geldinstituten an, wie Augenzeugen berichteten. Die Banken hätten ihre lebenslangen Ersparnisse gestohlen, sagte eine aufgebrachte Frau der Deutschen Presse-Agentur.

Die Menschen sind verzweifelt, weil dem Land die Devisen ausgehen und Banken nur noch begrenzte Abhebungen erlauben. Viele Libanesen haben Konten in US-Dollar und kommen nun nicht mehr an ihre Ersparnisse heran. Für etliche Betroffene bedeutet das, dass sie kaum über die Runden kommen, obwohl sie eigentlich Geld auf dem Konto haben. Nach UN-Angaben sind etwa drei Viertel der Bevölkerung des Landes inzwischen von Armut betroffen.

78.000
libanesische Pfund sind aktuell nur noch einen US-Dollar wert.

Weil die Bankfilialen seit der vergangenen Woche geschlossen haben, stehen die Libanesen derzeit mitunter stundenlang Schlange vor den Geldautomaten, um zumindest die erlaubten Beträge von ihren Konten abzuheben. Immer wieder überfallen Menschen im Land Banken - um ihr von der Bank eingefrorenes Vermögen zu fordern.

Es gibt bislang keinen neuen Präsidenten

Die libanesische Währung befindet sich im freien Fall. 78 000 libanesische Pfund sind aktuell nur noch einen US-Dollar wert – ein Rekordtief. Dieselbe Summe war zu Beginn der Krise im Jahr 2019 noch rund 48 US-Dollar wert.

Das kleine Mittelmeerland steckt auch in einer politischen Krise. Die Führung kann sich nicht auf einen neuen Präsidenten einigen. Bis Ende Oktober hatte Michel Aoun den Posten inne. Er schied danach aber planmäßig aus dem Amt. Die Regierung von Regierungschef Nadschib Mikati ist nur noch geschäftsführend im Amt und nur eingeschränkt handlungsfähig. (dpa)

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