
© LoroParque, Adrian Azcárate
Abgeguckt und nachgemacht: Papageien lernen Tricks durch Zuschauen
Wie lernen Tiere, wie lernen Menschen? Blaukehlaras – eine Papageien-Art – überraschen mit Fähigkeiten, die bislang nur Menschen zugeschrieben wurden.
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Auf einem Bein stehen, sich drehen oder auf Kommando mit den Flügeln schlagen: Papageien können sich solche Tricks von anderen Artgenossen abschauen und dadurch lernen.
Ein Forschungsteam von der Universität Sao Paulo erklärt in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“, wie Blaukehlaras etwas erlernen können, indem sie zwei andere interagierende Individuen beobachten.
Die Tiere lernen durch Beobachten
Die lernende Person – oder in diesem Fall das lernende Tier – erhält keine direkte Anleitung, sondern erlernt durch Beobachten der Interaktionen zwischen anderen, die es dann nachahmt. Menschen eigneten sich so beispielsweise soziale Normen oder kulturelle Praktiken an, erläutert das Team um Esha Haldar und Auguste von Bayern. Bei Tieren sei diese Form des Lernens bislang nicht gesichert nachgewiesen worden.

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Für das Experiment, das der Studie zugrunde liegt, beobachteten die Forschenden 14 Blaukehlaras (Ara glaucogularis) auf der Insel Teneriffa. Zwei der Papageien waren acht Jahre alte, bereits trainierte Vögel. Diese machten vor, wie die Vögel auf bestimmte Befehle in Form von Gesten der Forscher reagieren sollten – etwa mit Flügelschlag oder einer Drehung. Das Team testete fünf Aktionen, darunter auch Kopfschütteln und eine hörbare Reaktion.
Sechs Vögel beobachteten die Reaktion auf die jeweiligen Befehle und bekamen danach die gleichen. Eine Kontrollgruppe von fünf Vögeln bekam hingegen nur die Befehle, ohne vorher die Reaktionen auf diese bei den trainierten Artgenossen beobachtet zu haben.
Das Ergebnis: Die Papageien, die zunächst bei anderen zugeschaut hatten, lernten mehr der fünf geforderten Tricks, im Schnitt etwa vier im Vergleich zu etwa zwei, und dies auch schneller. Auf Befehle wie „Heb ein Bein an“ reagierten sie doppelt so akkurat wie jene Artgenossen, die ohne vorheriges Abschauen auf die Befehle reagieren sollten.
Wo sogar Hunde scheitern
„Es ist erstaunlich, dass sogar Hunde an dieser Art des Lernens durch Nachahmung Dritter scheitern“, schreibt das Forschungsteam. Dabei hätten sie viel Erfahrung in der Reaktion auf menschliche Befehle und eine lange Geschichte der Domestizierung.
Die Papageien lebten in Kontexten, in denen sie sich häufig in neue Gruppen integrieren müssten. Möglicherweise mache dies sie empfänglicher für indirekte Reize ihrer Artgenossen, die zur Nachahmung anregen, mutmaßt die Gruppe.
Als Schwäche ihrer Studie sehen die Autoren die geringe Zahl einbezogener Vögel an. Es sei unklar, ob sich die Erkenntnisse bei größer angelegten Studien bestätigten. (dpa)
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