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Eine atomare Explosion, wie in dieser Montage, ist für viele Deutsche mehr als eine eher unwahrscheinliche Bedrohung.

© imago images/blickwinkel/McPHOTO/M. Gann via www.imago-images.de

Angst vor dem Atomschlag: Umfrage zeigt große Sorgen in der Bevölkerung auf

Wie sehr sorgen sich die Deutschen vor nuklearen Unfällen und einem Einsatz von Kernwaffen? Eine repräsentative Studie des Bundesamts für Strahlenschutz zeigt, dass sich viele mehr Information zum Selbstschutz wünschen.

Stand:

In der deutschen Bevölkerung ist die Sorge vor einem Atomschlag und einer Verseuchung durch einen nuklearen Störfall weit verbreitet. Das ergab die zwischen Februar und Juli durchgeführte repräsentative Umfrage „Was denkt Deutschland über Strahlung?“ im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) und des Bundesumweltministeriums.

Durch den Ukrainekrieg wird die Bedrohung wahrgenommen

Die Möglichkeit eines kerntechnischen Unfalls beunruhigte 76 Prozent der 2002 Befragten. Angst vor einem Kernwaffen-Einsatz zeigten 67 Prozent der Studienteilnehmer. Deutlich seltener wurden Themen wie multiresistente Keime (59 Prozent) oder Luftverschmutzung (31 Prozent) als besorgniserregend angegeben.

„Die veränderte sicherheitspolitische Situation spielt für die Wahrnehmung eine große Rolle“, sagte Inge Paulini, Präsidentin des Bundesamts für Strahlenschutz zur Veröffentlichung der Studie. Demnach machen sich 58 Prozent der Befragten „große Sorgen, dass durch bei den aktuellen Konflikten und Kriegen in der Welt auch Atomwaffen eingesetzt werden könnten“ oder dadurch „ein nuklearer Unfall bei einem Atomkraftwerk ausgelöst werden könnte“ (57 Prozent).

Die „Bedrohung durch Kernkraftwaffen, über die seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine verstärkt in den Medien berichtet wird, ist als Thema bei den Menschen angekommen“, sagte Paulini.

Das BfS wolle nun verstärkt versuchen, Wissen über Strahlenschutz zu vermitteln, so Paulini. Denn die Studie ergab auch, dass nur eine Minderheit, 22 Prozent der Befragten, bisher über die Kenntnisse verfügt, was man selbst in einem radiologischen Notfall tun sollte (siehe Kasten).

Es kommt auch darauf an, wie das Umfeld sich verhält

Zwar sei die Bereitschaft der Menschen hoch, im Ernstfall staatlichen Anweisungen zu folgen: 87 Prozent würden im Haus bleiben, wenn der Katastrophenschutz das anordnet. Allerdings hänge das stark vom Verhalten des Umfelds ab: Wurde den Studienteilnehmern ein Szenario geschildert, in dem die Nachbarschaft die Autos packt und wegfährt, sinke die Bereitschaft, im Haus zu bleiben, auf 75 Prozent. Und wenn Familie oder Bekannte zur gemeinsamen Flucht drängen, würden nur noch 49 Prozent dem Katastrophenschutz vertrauen.

„Je höher der soziale Druck ist, desto geringer ist die Bereitschaft, bei einem nuklearen Notfall staatlichen Anweisungen und Empfehlungen zu folgen“, sagt Paulini. Notfallplanungen müssten das stärker berücksichtigen und die Zivilgesellschaft als Verbündete werben, so die BfS-Präsidentin.

Bislang geben nur 40 Prozent der Befragten an, gut oder sehr gut über Strahlenschutzmaßnahmen informiert zu sein. Zwar sind das neun Prozent mehr als in der Vorgängerstudie 2022, doch der am häufigsten genannte Vorschlag zur Verbesserung des Strahlenschutzes, den die Befragten in der Studie machten, war: „Mehr Aufklärung und Information“.

Für einen radiologischen Katastrophenfall betreibe Deutschland „seit Jahrzehnten“ Vorsorge, sagt Florian Gering, Leiter der Abteilung „Radiologischer Notfallschutz“ im BfS. So könne man hierzulande seit 50 Jahren auf das weltweit umfangreichste Strahlenmessnetz „ODL“ (für „Ortsdosisleistung“) zurückgreifen.

1700 Sonden, verteilt über ganz Deutschland, messen rund um die Uhr radioaktive Strahlung und würden erhöhte Werte jederzeit melden.

„Wir halten es für wichtig, dass die Grundmaßnahmen, die die Bevölkerung ergreifen sollte, besser bekannt sind“, sagt Gering, „damit wir wieder zu einem Stand zurückkehren, wie er früher, zu Zeiten des Kalten Krieges, eher üblich war als in den vergangenen drei Jahrzehnten.“

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