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Protzig. Viele Resorts zeichnen sich wie hier das Delphin Palace Hotel vor allem durch eigenwillige Architektur aus.

© imago

Türkische Riviera: Bändchen am Arm

All-inclusive ist die Regel an der Türkischen Riviera. Allein im vergangenen Jahr kamen knapp 37 Millionen ausländische Besucher. Jährlich entstehen zahlreiche neue Riesenresorts.

Riesige weiße Kuppeln überwölben die fünfstöckigen Gebäude, an den großen Pools wird noch gearbeitet: Mitte Juni soll das Royal Taj Mahal Hotel an der türkischen Südküste eröffnen. Die 450-Zimmer-Anlage entsteht in bester Strandlage auf 40 000 Quadratmetern, einer Fläche, so groß wie etwa fünfeinhalb Fußballfelder.

Neun Kilometer sind es von hier bis Side im Westen, 40 Kilometer entfernt befindet sich der Flughafen in Antalya. „Pro Jahr entstehen zwischen zehn und dreißig neue Hotels“, sagt Tarkan Kilicarslan, Manager vom unweit entfernt gelegenen Hotel Club Gran Side. Das verfügt über 528 Zimmer, und es ist, wie die meisten der All-inclusive-Resorts an der Türkischen Riviera, gut gebucht. „Zwischen April und Oktober beträgt die Auslastung neunzig Prozent“, sagt der Manager. Die neue Konkurrenz des Taj Mahal macht ihm keine Sorge. „Irgendwie schafft es unsere Regierung Jahr für Jahr, neue Touristen ins Land zu locken“, sagt der 48-Jährige lächelnd.

Knapp 37 Millionen ausländische Besucher kamen im vergangenen Jahr in die Türkei, ein Drittel von ihnen landete am Flughafen von Antalya. 50 verschiedene Airlines fliegen ihn an, 75 Ziele werden bedient. Die meisten Urlauber bleiben in der Region, „Turkey’s hottest vacation spot“ – wie die touristische Website des Landes stolz wirbt. 5,2 Millionen Deutsche reisten in die Türkei, rund zwei Millionen von ihnen buchten ein All-inclusive-Resort im Süden. Wählen können sie dabei an der 120 Kilometer langen Küste unter gut 2500 Hotels, Tendenz steigend.

Bisher verbrachten im Schnitt jährlich drei Millionen Russen ihren Urlaub an der sogenannten Riviera. Die Türkische Hotelvereinigung Türofed befürchtet, dass in diesem Jahr bis zu 1,5 Millionen weniger Russen kommen werden. Auch der Wegfall der Visumpflicht und 6000 Dollar Unterstützungsgelder pro Flugzeug aus Russland dürfte den erwarteten Rückgang kaum bremsen. „Die Russen fehlen“, sagt die Deutsche Nicole bedauernd, die in Side in einer Boutique arbeitet. „Sie kaufen richtig viel, auch teurere Sachen.“

Ein Ende des Baubooms ist nicht abzusehen

Auch auf der neuen Strandpromenade hört man dieser Tage kaum Russisch. Vor allem Deutsche und Skandinavier promenieren hier. Die meisten All-inclusive-Resorts verfügen über ausladende Caféterrassen am Strand. Ausschließlich mit dem jeweils richtigen Bändchen am Arm kann man die strengen Einlasskontrollen passieren. Nur wenige Lokale dazwischen wie etwa das „Neumann“ servieren Speisen und Getränke gegen Bargeld.

Auch in „Mehmets Oase“ zwischen dem Club Gran Side und dem kitschigen Alhambra Palace kann jeder einkehren zu Osmanischem Eintopf (7,50 Euro), Pizza (sieben Euro) oder Spaghetti (vier Euro). An einem Spätnachmittag im April sitzen gerade mal sechs Gäste an den Tischen. Wie rechnet sich das? „Wir kommen zurecht“, sagt Mehmet. Denn auf der anderen Seite der Schnellstraße sind immer mehr Apartmentblocks und Ferienwohnungen entstanden. „Diese Urlauber kommen dann zu uns“, erklärt der Wirt.

Ein Ende des Baubooms ist nicht abzusehen und spiegelt die ehrgeizigen Tourismusziele der Türkei wider. Für 2023, dem 100. Gründungsjahr der Republik, peilt das Land 60 Millionen Touristen an und will dann 80 Milliarden US-Dollar Einnahmen aus dem Urlaubsgeschäft verbuchen. 2012 betrug der direkte Anteil der Erlöse aus dem Tourismus 30 Milliarden.

Investoren werden mit reduzierten Steuern gelockt, und bürokratische Barrieren sollen beseitigt werden, heißt es. Andererseits hat die türkische Aufsichtsbehörde für Alkohol und Tabak (Tapok) angekündigt, die Steuer auf diese Produkte zur Sommersaison um 300 Prozent anzuheben. All-inclusive in der Türkei könnte in Zukunft also teurer werden.

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