
© I. Haas, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin
Marodes Mittelmeerhaus wird nicht saniert: Botanischer Garten Berlin fürchtet um Sammlung
Das Abgeordnetenhaus gibt das Geld für die Sanierung des hundertjährigen Gewächshauses nicht frei. Jetzt drohen Schließung und Verlust seltener Pflanzen. Der Leiter des Gartens ist fassungslos.
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Wissenschaftlich wertvoll, architektonisches Kleinod, ein Publikumsmagnet – und ein Sanierungsfall. Das über hundertjährige Mittelmeerhaus im Botanischen Garten Berlin wird nun doch vorerst nicht saniert, wie nach der Hauptausschusssitzung des Berliner Abgeordnetenhauses am Mittwoch feststeht.
2024 war die Generalüberholung des Hauses auf der Streichungsliste des Berliner Senats gelandet, die erste Tranche in Höhe von 500.000 Euro war sodann gesperrt. Noch im Dezember sollte entschieden werden, ob die Mittel doch freigegeben werden. Nach zweimaliger Verschiebung der Entscheidung kam im Hauptausschuss nun das Aus für diese Idee.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hat ihren Antrag auf Entsperrung „zurückgezogen, da die Finanzierung der Baumaßnahme zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gesichert ist“, wie sich in einem Parlamentsdokument nachlesen lässt.
„Wir sind fassungslos und können die Entscheidung nicht nachvollziehen“, wird der Gartendirektor Thomas Borsch in einer Mitteilung zitiert. Das Haus sei in seiner Statik angegriffen, weshalb es womöglich bald für Besucher und Mitarbeiter gesperrt werden müsste. Sollte das Gewächshaus schließen müssen, entgehen dem Garten Einnahmen, denn es wird regelmäßig an Hochzeitsgesellschaften vermietet.
Wie Borsch zuvor im Gespräch mit dem Tagesspiegel geschildert hatte, sei noch schwerwiegender, dass wegen der maroden Heizungsanlage die wertvollen wissenschaftlichen Sammlungen bedroht seien. „Ein Ausfall der Heizungsanlage könnte unmittelbar zu starken Schäden an der mediterranen Pflanzensammlung führen“, heißt es in der Mitteilung des Gartens. Gefährdet ist auch die Farnsammlung, die auch seltene Baumfarne umfasst, die 120 Jahre alt sind.
Jahrelang sei die Sanierung verschleppt, Mängel notdürftig geflickt worden, hatte Borsch gesagt. „Es ist so lange nichts passiert, dass es nun leider teuer wird.“ Die Überholung des Gebäudes von 1904 soll insgesamt 26 Millionen Euro kosten. Je länger die Überholung verzögert wird, desto stärker steigen die Kosten. Die Sanierung sollte eigentlich im dritten Quartal 2025 beginnen, vieles war dafür bereits vorbereitet.
So werden die Vorarbeiten des Gartenpersonals, etwa die Anzucht neuer Pflanzen für den Umzug, zunichtegemacht. Hier dürften beträchtliche Arbeitsstunden investiert worden sein, die das Haus auf Anfrage aber nicht beziffern konnte.
Die Hoffnung ganz aufgegeben hat die Leitung des Gartens nicht: „Wir wünschen uns, dass jetzt möglichst schnell Gespräche in Gang kommen, um eine Finanzierung für die Sanierung dieses einzigartigen Gebäudes auf die Beine zu stellen“, so Borsch. Es handele sich immerhin um ein Kulturdenkmal Berlins. Bei der Verteilung von Fördermitteln solle der Botanische Garten schon deshalb Berücksichtigung finden, weil er Touristen in die Außenbezirke locke.
Das Gewächshaus ist fast 16 Meter hoch und erinnert an eine Kirche: Die dreischiffige Anlage besitzt zwei Türmchen, in denen Treppenhäuser untergebracht sind. Fassade und Eisenskelett sind noch im Original erhalten, aber stark angegriffen.
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