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Haustiere wie Yaks hinterlassen weit deutlichere Spuren auf der Erdoberfläche als Wildtiere.

© dpa/Purbu Zhaxi

Biberdamm und Termitenhügel: Tiere als Landschaftsarchitekten

Regenwürmer bewegen jede Menge Erde, auch andere Tiere graben Löcher, tragen Hügel zusammen und verändern den Verlauf von Flüssen. Die deutlichsten Spuren hinterlassen aber nicht Wildtiere.

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Mit Baggern, Bulldozern und Planierraupen verändern Menschen die Landschaft, aber sie sind nicht die Einzigen. Auch Tiere agieren als Architekten und Landschaftsplaner. Biber schaffen ganze Feuchtgebiete, Termiten erbauen meterhohe Hügel, Lachse formen Flussbetten um. Wie sehr sie die Erdoberfläche gemeinschaftlich umgestalten, haben sich Forschende der Queen Mary University of London nun erstmals für eine Studie angeschaut.

„Diese Forschung zeigt, dass die Rolle der Tiere bei der Gestaltung der Landschaften der Erde viel bedeutender ist als bisher angenommen“, sagte Hauptautorin Gemma Harvey. Die meisten Studien, die bisher erstellt worden seien, betrachteten nur einzelne Tierarten. Für die Analyse trug das Forschungsteam systematisch Informationen über Süßwasser- und Landökosysteme zusammen.

Skorpione und Flusspferde

„Süßwasserkrebse verändern die Ufererosion und den Sedimenttransport“, nennen die Forschenden ein Beispiel, „Ameisenhügellandschaften beeinflussen die Bodenerosion und den Abfluss.“

Würden Biber in bestimmten Gegenden wieder angesiedelt oder daraus entfernt, habe das starke Auswirkungen darauf, wie Flusslandschaften aussehen. Auch grabende Skorpione und zahlreiche Fische wirkten auf die Landschaft ein, genauso wie Flusspferde, deren Spuren den Beginn von Entwässerungsnetzwerken darstellen könnten.

Die Studie, die in den „Proceedings“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA veröffentlicht wurde, kommt zu dem Schluss, dass Wildtiere zusammengenommen die Erdoberfläche mit viel Energie umgestalten. Diese Energie entspreche „Hunderttausenden extremer Überschwemmungen“.

Das Team hat Effekte von mehr als 500 Wildtier- und fünf Nutztier-Arten zusammengetragen, darunter Insekten, Säugetiere, Fische, Vögel und Reptilien. Die Forschenden merken aber an, dass gerade Tiere in den Tropen und Subtropen durch mangelnde Forschung unterrepräsentiert seien. Global könnte es noch viel mehr Tiere geben, die Landschaften umgestalten.

Effekte von Nutztieren noch größer

Nutztiere, also Rinder, Yaks, Ziegen, Schafe und Pferde, dürften die geomorphologischen Prozesse sogar noch viel stärker beeinflussen, schreiben die Forschenden, weil es weltweit viele davon gebe und es sich um große Säugetiere handele. Ihr Beitrag wird in der Studie auf das 450-Fache des Beitrags von Wildtieren geschätzt.

Abschließend schreiben die Autorinnen und Autoren, dass zahlreiche tierische Akteure wahrscheinlich übersehen werden, weil sie zu klein sind. Dazu gehören etwa Insekten oder Tiere, die unter Wasser oder unter der Erde leben. Bei anderen seien die Auswirkungen vielleicht nicht so offensichtlich.

Die Berechnungen stellten „ein Minimum und wahrscheinlich eine erhebliche Unterschätzung“ dar. Auch Küsten- und Meeresgebiete wurden nicht betrachtet. (dpa)

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