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Hundert- und Tausendfüßer wie der Chinesische Rotkopfhundertfüßer meiden das Licht und krabbeln lieber im Schutz der Dunkelheit.

© Shilong Yang/Rutgers University

Blinde aber findige Tausendfüßer: Der versteckte Sinn für die Sonne

Die Dunkelheit bietet Schutz vor Fressfeinden. Doch wie meidet man das Licht, wenn man gar keine Augen hat, um es wahrzunehmen? Hundert- und Tausendfüßer haben einen Weg gefunden.

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Algen haben lichtempfindliche Proteine, Insekten Facettenaugen, Menschen und Tintenfische Linsenaugen. All das fehlt Hundert- und Tausendfüßern. Und dennoch reagieren die Tiere auf Sonnenlicht und wissen, in welche Richtung sie sich bewegen müssen, um sich im schützenden Dunkeln verkriechen zu können. Bloß wie machen sie das?

Ein Forschungsteam um Shilong Yang von der Rutgers University in New Jersey, USA, ist diesem Rätsel nun auf die Spur gekommen. Zunächst blockierten sie das Sonnenlicht an verschiedenen Stellen des wurmartigen Körpers der Tiere mithilfe von Alufolie. Als sie die Antennen der Tausendfüßer am Kopf abschirmten, reagierten die Tiere nicht mehr mit dem sonst typischen Ausweichverhalten: Ein Hinweis, dass die Antennen mit der Lichtwahrnehmung zu tun haben müssen.

Sonnendetektoren in den Antennen

Weitere Untersuchungen ergaben, dass in den Zellmembranen der Antennen ein wärmeempfindliches Rezeptormolekül sitzt, BRTNaC1. Dieses Kanalprotein öffnet sich, sobald sich die Temperatur in einem Bereich von 33 bis 48 Grad Celsius ändert, sodass Ionen zwischen Zellinnerem und -äußerem fließen können, schreiben Yang und Kolleg:innen im Fachblatt „PNAS“.

Blockierten die Forschenden diesen Kanal mithilfe des Hormons Testosteron, unterblieb auch das Sonnenlicht-Vermeidungsverhalten. Offenbar ist allein die wärmeabhängige Strukturänderung dieses Kanalproteins dafür verantwortlich, dass eine Signalkaskade ausgelöst wird, die das Tier in Richtung einer dunklen, schützenden Umgebung krabbeln lässt.

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