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Eine Bank gegen Rassismus steht auf dem Campus der BTU. Die Uni will sich öffentlich deutlich positionieren.

© picture alliance/dpa/BTU Cottbus-Senftenberg/Sebastian Rau

BTU Cottbus: Uni will Studierende vor rechten Übergriffen schützen

Die BTU Cottbus-Senftenberg hat ein Handlungskonzept gegen rechtsextreme Einflussnahme verabschiedet – als erste Universität in Deutschland.

Wie kann sich eine Universität gegen rechtsextreme Einflussnahme wehren? Wie sensibilisiert sie Studierende und Mitarbeiter:innen für das Thema und schützt sie vor Übergriffen? Als wohl erste Hochschule in Deutschland hat sich die Brandenburgisch-Technische Universität Cottbus-Senftenberg dazu ein Handlungskonzept gegeben, das sie jetzt umsetzt.

Häufig würde das Problem Rechtsextremismus innerhalb von Institutionen und Stadtgesellschaften „tabuisiert und beschwiegen“, heißt es in dem Papier. Die BTU will das ausdrücklich anders machen. Denn die Forschung zu Gegenstrategien zeige „eindrücklich, dass eine proaktive Thematisierung die Absicherung demokratischer Kultur befördert“.

Von Anfang an habe das Präsidium das unterstützt, ebenso die universitären Gremien, in denen das Konzept debattiert wurde, sagt Heike Radvan, Professor*in für Methoden und Theorien Sozialer Arbeit mit den Schwerpunkten Gemeinwesenarbeit und Rechtsextremismusprävention. „Das ist nicht selbstverständlich, und unheimlich wichtig.“ Radvan hat die Strategie maßgeblich für die BTU erarbeitet.

Wir brauchen deutliche Signale für alle Studierenden.

Heike Radvan, Professor*in an der BTU

Hintergrund sind gewalttätige Übergriffe und Bedrohungen, „bei denen Studierende of Color von rassistisch und extrem rechter Gewalt in der Stadtgesellschaft und auf dem Campus betroffen waren“, wie es in dem Konzept heißt. Auch homo- und transfeindliche Vorfälle habe es gegeben, berichtet Radvan: So wurde etwa in einem Raum der Uni eine Regenbogenfahne abgerissen und zerstört, begleitet mit entsprechenden Drohungen.

In dem Papier ist auch von „Mobilisierungsversuchen von Seiten (extrem) rechter, völkisch autoritärer Strukturen“ auf dem Campus die Rede, sei es durch einschlägige Symbole, auf Veranstaltungen oder durch das Anmieten von Räumen der Universität.

Für eine Universität wie die BTU, die auch von vielen internationalen Studierenden besucht wird und die wie andere Unis auch ohnehin vor der Herausforderung steht Studierende anzuwerben, sind Rassismus, Queerfeindlichkeit und insgesamt Diskriminierung und Gewalt ein massives Problem. „Wir brauchen Antworten darauf“, sagt Radvan.

In einem ersten Schritt soll im Sommersemester eine Monitoringstelle entsprechender Vorfälle etabliert werden. Diese könnten dort anonym gemeldet werden. „Davon versprechen wir uns eine bessere Wahrnehmung.“ Die Fälle sollen genau ausgewertet werden – und aus der Analyse dann wirksame Interventionen entstehen.

Im Konzept ist von einem „niedrigschwelligen“ Meldesystem die Rede, das online und optional auch in Präsenz organisiert wird. Eine Dokumentation der entsprechenden Fälle wird einmal jährlich angestrebt – und ebenso ein Notfallplan, der potenziell Betroffenen unkompliziert weiterhilft.

Für Mitarbeiter:innen will die BTU Workshops und Fort- und Weiterbildungen anbieten. Diese sollen für das Thema Rechtsextremismus sensibilisieren. Auch könnte dort zum Beispiel aufgearbeitet werden, wann und wie Vorfälle auftreten, wie Reaktionen aussehen können, sagt Radvan. Die Uni will auch Antworten auf die Frage geben, wie sie mit Täter:innen umgeht. Dazu soll auch eng mit der Polizei zusammengearbeitet werden.

„Die meisten an der Universität haben verstanden, dass wir deutliche Signale für alle Studierenden brauchen“, sagt Radvan. Und so will sich die BTU in ihren öffentlichen Auftritten „deutlich für die Freiheit der Wissenschaft und gleichzeitig gegen (extrem) rechte Normalisierungsversuche an der BTU“ positionieren, verspricht das Konzept.

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