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Eine 13-jährige Waise in Kenia nimmt ihre Medikamente gegen die Infektion mit HIV.

© Simon Maina/AFP

Die ältere Pandemie: Covid-19 bedroht Erfolge im Kampf gegen Aids

Die Bilanz im weltweiten Kampf gegen HIV und Aids ergibt ein "gemischtes Bild", sagt die Direktorin von UNAIDS. Covid-19 ist ein zusätzliches Problem.

Das letzte Mal, dass eine Krankheit weltweit Aufmerksamkeit erregte wie heute Covid-19, ist rund 40 Jahre her. Damals starben weltweit jeden Tag etwa 4000 Menschen an den Folgen einer Infektion mit dem Aids-auslösenden HI-Virus. Seither wurde im Kampf gegen diese Pandemie viel bewirkt.

Aktuell werden über 25 Millionen der rund 38 Millionen weltweit infizierten Menschen gegen die Immunschwächekrankheit behandelt, teilt die Organisation „One“ anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember mit.

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Die Zahl der Todesfälle ist gesunken, sie betrug 690.000 im Jahr 2019.

12,6 Millionen Menschen haben derzeit aber keinen Zugang zu Medikamenten gegen das Virus und Aids und Erkrankungen im Zusammenhang mit der Immunschwächekrankheit sind die häufigste Todesursache für Frauen unter 50.

Das Ende dieser Pandemie ist nicht in Sicht: Im Jahr 2019 haben sich nach Angaben von UNAIDS 1,7 Millionen Menschen angesteckt, mehr als die Hälfte davon in Afrika südlich der Sahara. „Und nun droht uns die Covid-19-Pandemie noch weiter vom Kurs abzubringen“, heißt es in der Mitteilung von One.

Knappe Ressourcen

In einer Pressekonferenz der Organisation erklärte Winnie Byanyima, die Exekutivdirektorin von UNAIDS, dass das Ziel die Zahl der Neuinfektionen zu senken verfehlt wurde, sie liegt dreimal höher als der angestrebte Wert.

„Jede Woche wurden 5500 junge Frauen neu infiziert“, berichtete Byanyima. „Das ist eine Krise.“ In Osteuropa im Mittleren Osten und in Nordafrika nähmen die Infektionszahlen sogar zu.

Regional gebe es jedoch Erfolge, vor allem im am stärksten betroffenen östlichen und südlichen Afrika. Für die Regierungen einkommensschwacher Länder sei es jedoch eine große Herausforderung Covid-19 zu bekämpfen und Maßnahmen gegen Aids aufrechtzuerhalten.

„Die Menschen in diesen Ländern wissen, wie man gegen eine Pandemie kämpft“, sagte Byanyima. Doch ihre Mittel seien begrenzt. „Die Knappheit finanzieller Mittel wirft diese Länder zurück.“

Ein Albtraumszenario

Bislang beziehe sich globale Gesundheitspolitik vor allem auf Krankheiten, die Menschenleben in reichen Ländern bedrohen, sagt Peter Sands, Direktor der Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria.

„Wir sollten keine Welt sein, in der übrig gebliebene Pandemien unter den armen Menschen wüten“, fordert der Ökonom.

Sobald in wohlhabenden Ländern wie Deutschland, Großbritannien und den USA Impfprogramme gegen Covid-19 ausgerollt werden, erwartet er den starken Drang sich anderen Themen zuzuwenden. Für ärmere Länder, in denen die Mittel nicht zur Verfügung stehen, wäre das eine Tragödie.

„Es ist mein Albtraumszenario, dass der Globale Fonds dann mit dem gleichen Budget Aids, Tuberkulose, Malaria und Covid-19 bekämpfen muss“, sagt Sands.

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