
© Photo by Tom Copi/Michael Ochs Archives/Getty Images
„The Köln Concert“: Ein Pianist lehrt die Welt Innovation durch Anpassung und Improvisation
Ein Tag im Januar, an dem eigentlich alles schiefgeht. Doch dann wird Musikgeschichte geschrieben. Wie Keith Jarrett das vor 50 Jahren schaffte, sollte auch die Manager von heute interessieren.

Stand:
Es ist der 24. Januar 1975. In Köln ist ein Star seines Genres zu Gast. Der Jazzpianist Keith Jarrett soll am Abend ein Solokonzert spielen. Es soll das erste Jazzkonzert in der Kölner Oper überhaupt werden. Der Saal ist ausverkauft. Vier Mark pro Platz. Die gerade einmal 18-jährige Organisatorin des Konzerts, Vera Brandes, hat eigentlich einen guten Flügel organisiert, genau den, den Jarrett braucht. Geliefert wird aber ein anderer.
Und als der junge Maestro nachmittags probeweise seine Finger über die Tasten fliegen – und in seiner charakteristischen Spielweise auch mal hämmern – lässt, ist schnell klar, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Das Piano ist verstimmt, und Jarrett auch. Sehr. Das Instrument klingt schrecklich.
Jarrett sagt, ein Konzert, sein Konzert, ist damit unmöglich. Brandes organisiert schnell einen wertvollen Ersatz-Flügel. Doch der Klavierstimmer warnt, dieser könnte durch den ad-hoc-Transport durch die nasse Kälte des Kölner Januars so sehr leiden, dass den Schaden dann niemand bezahlen könnte. Also erreicht er nie die Bühne der Oper.
Jener Klavierstimmer tut sein Möglichstes und leistet dabei offenbar Meisterhaftes, befreit klemmende Tasten, befreit das Piano-Wrack zumindest von einigen seiner Missklänge. Brandes bekniet derweil Jarrett, der schon im Auto sitzt, es sich noch einmal zu überlegen und doch bitte trotz allem zu spielen. Auf dem in seinen Möglichkeiten nach wie vor sehr beschränkten Bösendorfer-Flügel. Auch um dieses Gespräch und die dort gefallenen, angeblich von Miles Davis inspirierten und nicht ganz jugendfreien Worte, ranken sich Legenden.
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