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Tiny drops of spray frozen in expansion.

© Getty Images/Moment RF

Deo-Gas als Wasserstoffspeicher: Forscher entwickeln emissionsfreies Kreislaufsystem

Deutsche Forscher arbeiten an einer neuen Methode, klimaneutral erzeugten Wasserstoff per Schiff zu importieren. Dafür wandeln sie ihn in einen Stoff um, der aus Deoflaschen bekannt ist.

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Das in vielen Deo-Sprühflaschen verwendete Treibgas Dimethylether (DME) eignet sich nach Einschätzung von Forschern auch als Wasserstoffspeicher für lange Transportstrecken. Darauf haben Wissenschaftler mehrerer Forschungsinstitute in einem neulich erschienenen Beitrag für die Fachzeitschrift „Energy & Environmental Science“ aufmerksam gemacht.

Wie das Forschungszentrum Jülich am Mittwoch berichtete, schlagen die Forscher ein Kreislauf-Speichersystem vor. Dabei soll in den Erzeugungsregionen wie etwa Südamerika oder Australien klimaneutral erzeugter Wasserstoff in einem Syntheseverfahren mit Kohlendioxid zu Dimethylether verbunden werden. Unter Druck verflüssigt, könnte dieser dann per Schiff in die Abnehmerregion kommen, wo er etwa in Nordseehäfen angelandet wird. Dort würde mit einem anderen Verfahren, der sogenannten Dampfreformierung, das DME wieder in seine Ausgangsstoffe Wasserstoff und CO₂ zerlegt.

Man kann das Handling von DME mit einem Gas wie Butan vergleichen, das in einer Campinggasflasche aufbewahrt werden kann.

Michael Alders vom Institut für nachhaltige Wasserstoffwirtschaft

Der grüne Wasserstoff kann dann etwa in der Industrie genutzt werden. Das Kohlendioxid soll im gleichen Schiff wieder in die Erzeugungsregion zurückgebracht werden, wo es erneut für den Prozess verwendet werden soll.

„Wir reden über einen emissionsfreien Kreislauf, bei dem das eingesetzte CO₂ vielfach zum Wasserstoff-Transport genutzt wird und nicht in die Atmosphäre gelangt“, erklärte Autor Sebastian Thill vom Institut für nachhaltige Wasserstoffwirtschaft (INW) am Forschungszentrum Jülich. Neben dem INW waren auch das Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg für erneuerbare Energien (HI-ERN) und das Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE an dem Artikel beteiligt.

Die Forscher sehen Vorteile gegenüber dem Wasserstofftransport in Form anderer sogenannter Derivate: „Pro Masse transportiertem DME wird deutlich mehr nutzbarer Wasserstoff freigesetzt als im Fall von Ammoniak oder Methanol.“ DME sei außerdem ungiftig und deshalb einfacher zu handhaben.

„Man kann das Handling von DME mit einem Gas wie Butan vergleichen, das in einer Campinggasflasche aufbewahrt werden kann“, erklärte Michael Alders vom INW. Nach seinen Angaben werden jetzt Versuchsanlagen für die Dampfreformierung von DME gebaut, um das Verfahren zur technischen Reife zu bringen. Er rechnet damit, dass geschlossene DME/CO2-Kreisläufe Anfang der 2030er Jahre kommerziell genutzt werden können. (dpa)

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