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Der 20-Milliarden-Schatz: Die ersten Münzen des „Heiligen Grals der Schiffswracks“ sind geborgen
Smaragde, Silber, Gold: In der „San José“ verbirgt sich der wohl wertvollste Schiffsschatz überhaupt. Nun könnte er gehoben werden. Fragt sich nur, wem er gehört.
Stand:
Gustavo Petro ist der Präsident Kolumbiens. Er setzte vor einigen Jahren eine für Politiker eher ungewöhnliche Priorität: Schatzsuche.
Der damalige Kulturminister Juan David Correa sagte seinerzeit der Nachrichtenagentur Bloomberg, es gehöre zu den Zielen des Präsidenten, das Wrack der „San José“ zu heben, bevor seine Amtszeit 2026 ende. In dem Zweidecker werden Gold, Silber und Edelsteine im Wert von bis zu 20 Milliarden Dollar vermutet.
Das Wrack liegt in etwa 600 Metern Tiefe, was eine Bergung des Schatzes sehr anspruchsvoll macht. Doch dass es rein technisch gelingen kann, gilt als sicher. Das Schiff, das 1708 im Spanischen Erbfolgekrieg von den Engländern versenkt wurde, ist westlich der kolumbianischen Karibik-Hafenstadt Cartagena sicher lokalisiert. Fotos und Videos gibt es seit Jahren. Auf diesen Aufnahmen ist die wertvolle Fracht auch teilweise zu sehen.
Der Schatz der Karibik
Jetzt ist es mithilfe eines Tauchroboters erstmals gelungen, einen winzigen Teil des Schatzes zu bergen. Es sind zwei Porzellantassen sowie drei Gold- und Bronzemünzen. Eine Kanone wurde ebenfalls mit an Land gebracht.

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Aber wie es mit Schätzen der Karibik häufig so ist: Sie werden gerne zum Fluch. Wer sie findet und an sich bringt, wird zumindest nicht zwangsläufig glücklich damit. Oder er oder sie muss zumindest teilen.
Eine Unesco-Konvention legt jedenfalls fest, dass gesunkene Schiffe dem Land gehören, unter dessen Flagge sie fuhren. In diesem Falle wäre das Spanien. Kolumbien hat dieses Abkommen aber wohlweislich nie unterschrieben. Ansprüche meldet Spanien trotzdem an.
Dann wären da noch die Rechte jener, die den Schatz gefunden haben oder dies zumindest behaupten. Eine amerikanische Schatzsuch-Firma namens „Glocca Morra“, die sich inzwischen in „Sea Search Armada“ umbenannt hat, will das Wrack 1981 lokalisiert haben.
Gold, Silber, Edel-Anwälte
Unter den damals genannten Koordinaten habe man aber gar nichts orten können, argumentiert die kolumbianische Regierung. Mit eigenen Tauchbooten habe Kolumbien das Schiff schließlich 2015 gefunden. Wo das Wrack genau liegt, halten die Kolumbianer geheim. „Sea Search Armada“ hat die kolumbianische Regierung schon vorab auf zehn Milliarden Dollar verklagt, was etwa der Hälfte des angenommenen Sachwertes entspricht.
So ergibt sich die etwas absurde Situation, dass schon jetzt, da gerade einmal drei Münzen nach über 300 Jahren am Meeresboden wieder an die Oberfläche kommen, die Sache vor Gericht verhandelt wird. Tatsächlich ziehen sich diese rechtlichen Auseinandersetzungen schon seit Jahrzehnten hin.
Hinzu kommen Ansprüche, die die Nachfahren derjenigen erheben, ohne die die Ladung nie an Bord gekommen wäre. Die Qhara Qhara aus Bolivien behaupten, es seien vor allem ihre Vorfahren gewesen, die unter sklavenähnlichen Bedingungen etwa das Gold geschürft hätten, aus dem die Münzen geprägt wurden.
Am wohl größten Schatz der Karibik – mit geschätzten 200 Tonnen Silber, 116 Kisten voller Smaragde und angeblich bis zu elf Millionen Goldmünzen – verdienen also bisher nur ein paar Elite-Anwälte.
Nur sechs Überlebende
Die nun geborgenen Münzen wurden nach Angaben des Kulturministeriums fachgerecht konserviert, um sie in Kürze in einem Forschungsinstitut untersuchen zu lassen.

© picture alliance/dpa/Kulturministerium Kolumbien
Die Bergung werde es den „Bürgern ermöglichen, sich anhand materieller Zeugnisse mit der Geschichte der Galeone ,San José’ auseinanderzusetzen“, erklärte Alhena Caicedo Fernández, Direktorin des kolumbianischen Instituts für Anthropologie und Geschichte, in einer Stellungnahme.
Kolumbiens Strategie angesichts des Rechtsstreits ist es offenbar, den Schatz als primär kulturelles und wissenschaftliches Gut darzustellen. Dessen Wert wäre damit kaum bezifferbar, ein einklagbarer Anteil daran somit auch nicht. Der Schatz soll laut kolumbianischer Regierung entsprechend behandelt und in einem möglicherweise eigens dafür konzipierten Museum ausgestellt werden.
Da die Kosten für die Bergung und einen Museumsbau sehr hoch wären, könnte die Regierung des südamerikanischen Staates möglicherweise argumentieren, dass sie einen Teil des Schatzes deshalb doch zu Geld machen muss. Legalen Zugriff auf das Wrack hat jedenfalls nur Kolumbien, da es in dessen Hoheitsgewässern liegt.
Die „San José“ trug 62 Kanonen. Im Juni 1708 führte sie eine Schatzflotte von 18 Schiffen von Südamerika nach Europa an. Dann wurde sie von englischen Kriegsschiffen angegriffen. Das Galeonenschiff sank laut vorherrschender Forschermeinung während der Schlacht. Ob es auch explodierte, ist umstritten. Es trägt heute den Beinamen „Heiliger Gral der Schiffswracks“.
Von den 600 Besatzungsmitgliedern und Passagieren überlebten, soweit bekannt, nur elf.
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