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Die kühle La Niña kehrt zurück: Warum Meteorologen dennoch vor steigenden Temperaturen warnen
Die Weltwetterorganisation (WMO) sieht Anzeichen für die Rückkehr des Phänomens La Niña. Doch diesmal könnte sein kühlender Einfluss deutlich schwächer ausfallen.
Stand:
Die Weltwetterorganisation (WMO) sieht klare Anzeichen dafür, dass das Wetterphänomen La Nina einsetzt. Normalerweise hat es einen kühlenden Effekt auf die Atmosphäre. Schon ab September könnte La Niña das Wettergeschehen prägen. Doch selbst mit diesem dämpfenden Einfluss, warnen die Meteorologen, werden die Temperaturen in weiten Teilen der Erde voraussichtlich über dem Durchschnitt liegen.
In einem neuen Bericht prognostiziert die WMO für September bis November in großen Teilen der Nord- und Südhalbkugel Temperaturen über dem langjährigen Mittel. Auch bei den Niederschlägen zeigen sich Muster, wie sie typischerweise während eines moderaten La-Niña-Ereignisses auftreten. Das Phänomen geht mit überdurchschnittlich hohen Luftdruckunterschieden zwischen Südamerika und Indonesien einher und verstärkt dadurch die Passatwinde.
Die WMO geht davon aus, dass La Niña zwar regional typische Abkühlungen bringen kann, der globale Erwärmungstrend durch den Klimawandel aber so stark ist, dass die Welt im Schnitt auch während einer La-Niña-Phase zu warm bleibt.
El Niño derzeit unwahrscheinlich
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Oberflächentemperaturen im äquatorialen Pazifik in den kommenden Monaten abkühlen, liegt nach Berechnungen der WMO bei rund 55 Prozent. Einer Fortsetzung neutraler Bedingungen – also ohne El Niño und ohne La Niña – zwischen September und November 2025 geben die Experten eine Chance von 45 Prozent an.

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Ein erneuter El Niño gilt im Zeitraum bis Dezember als nahezu ausgeschlossen. Eine ausgeprägte El-Niño-Phase hatte in den Jahren 2023 und 2024 weltweit für Rekordtemperaturen und extreme Wetterereignisse gesorgt.
Seit März 2025 herrschen im Pazifik nun neutrale Verhältnisse: Die Abweichungen der Meeresoberflächentemperaturen bewegen sich nahe am langjährigen Durchschnitt. Doch diese Stabilität könnte täuschen. Nach Einschätzung der Meteorologen ebnen die derzeitigen Bedingungen zunehmend den Weg für eine Entwicklung hin zu einer La-Niña-Phase, die sich in den kommenden Monaten herausbilden könnte.
Das Mädchen und der Junge
La Niña (spanisch: „das Mädchen“) ist ein natürlich auftretendes Wetterphänomen, das alle paar Jahre auftritt. Es bildet das Gegenstück zu El Niño („der Junge“), bei dem sich der äquatoriale Pazifik stark erwärmt. Beide Phänomene beeinflussen Winde, Luftdruck und Regenfälle – und damit das Wetter weltweit.
Während El Niño die globale Durchschnittstemperatur anhebt, sorgt La Niña meist für die gegenteilige Entwicklung. Regional können Dürren ebenso auftreten wie überdurchschnittlich starke Regenfälle.
Die WMO betont die große Bedeutung saisonaler Vorhersagen für El Niño und La Niña. Sie ermöglichen wirtschaftliche Einsparungen in Millionenhöhe für Schlüsselbereiche wie Landwirtschaft, Energie, Gesundheit und Verkehr.
„Als Richtschnur für Vorsorge- und Reaktionsmaßnahmen haben sie bereits Tausende von Leben gerettet“, sagte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo. Entscheidend sei, sich frühzeitig auf die Phänomene einzustellen und entsprechende Vorkehrungen zu treffen.
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