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Unbekannte Größen. In Guinea hatte nur ein Drittel der Neuerkrankten Kontakt zu bekannten Ebola-Opfern. Einzelne Dörfer sperren sich weiter gegen die Seuchenbekämpfer.

© dpa

Ebola in Westafrika: Die Null erreichen

In Guinea bleibt die Ebola-Epidemie unberechenbar, denn es werden immer noch neue Ansteckungsketten gefunden. Derweil beginnen in Liberia die Impfstoff-Tests.

Erstmals seit Juni 2014 wurden in Westafrika weniger als 100 Ebola-Neuinfektionen pro Woche gemeldet. In der Statistik der Weltgesundheitsorganisation WHO sind damit nun 22 092 Erkrankte und 8810 Tote verzeichnet. Besonders positiv ist die Entwicklung in Liberia, dort kamen in der letzten Woche vier Erkrankte hinzu. Auch in Sierra Leone entspannt sich die Lage. Es gehe nun nicht mehr darum, die Epidemie nur zu bremsen, sondern sie ganz zu beenden, schreibt die WHO in ihrem Lagebericht.

Dass das eine Herausforderung ist, zeigt das Beispiel Guinea. In dem Land, in dem die Epidemie begann, ist kein Trend erkennbar; die Fallzahlen gehen auf und ab. In der letzten Woche wurden 30 Neuinfektionen dokumentiert, mehr als zuvor. Vermutlich ist dies die Spitze des Eisberges. Zum einen sind die Fälle über das ganze Land verteilt. Zum Zweiten sind nur 30 Prozent davon Kontaktpersonen von bekannten Ebola-Opfern. Es existieren also Ansteckungsketten, von denen niemand etwas ahnte. Zum Dritten gab es allein in der letzten Woche in 27 Bezirken mindestens einen „Sicherheitsvorfall“, bei dem sich die Menschen gegen Seuchenbekämpfer wehrten oder sich ganze Dörfer abschotteten. Die meisten Kranken wurden im Bezirk Forecariah gezählt, direkt an der Grenze zu Sierra Leone. Im Frühsommer hatten ähnliche Umstände dazu geführt, dass die Ebola-Epidemie außer Kontrolle geriet.

Keine Zeit für Selbstzufriedenheit

In der letzten Woche hatte das WHO-Notfallkomitee für Ebola bestätigt, dass die Situation nach wie vor ein internationaler Gesundheitsnotfall sei. Das Ziel sei nun, „die Null zu erreichen“. Es soll keine Ebola-Neuinfektionen mehr geben, damit die Epidemie irgendwann für beendet erklärt werden kann. Selbstzufriedenheit gefährde dieses Vorhaben am allermeisten.

Unterdessen beginnt in Liberia eine Studie mit 18 000 Teilnehmern, die im Epidemiegebiet die Schutzwirkung von zwei Ebola-Impfstoffen überprüfen soll. Die ersten Spritzen hat die Pharmafirma GlaxoSmithKline bereits nach Monrovia geliefert – dorthin, wo die Epidemie ohnehin sehr erfolgreich bekämpft wird. „Es ist großartig, dass die Zahlen fallen“, sagt Michael Osterholm von der Universität von Minnesota, der an einem Bericht zur schnellen Entwicklung von Ebola-Impfstoffen beteiligt war. „Aber das macht die Impfstoffforschung noch komplizierter. Wir müssen das Studiendesign ständig an die neuen Gegebenheiten anpassen.“

Der Ebola-Impfstoff muss eventuell durch eine Auffrischung unterstützt werden

Der GSK-Impfstoff – ein verändertes Schimpansenerkältungsvirus, das dem Immunsystem ein Oberflächeneiweiß von Ebola präsentiert – sei sicher und rufe eine Immunreaktion hervor, berichten Forscher um Adrian Hill vom Jenner-Institut der Universität Oxford im Fachblatt „New England Journal of Medicine“. Nur zwei von 59 gesunden Impflingen bekamen kurz Fieber, bei vier veränderte sich die Blutgerinnung vorübergehend, bei acht wurden erhöhte Werte des Gallenfarbstoffes Bilirubin festgestellt.

Das Immunsystem der Europäer reagierte jedoch selbst bei der höchsten getesteten Dosis nicht so zuverlässig wie erhofft. Zwar bildeten in dieser Gruppe alle Probanden T-Zellen, die Körperfremdes erkennen. Affen brauchten allerdings mehr dieser Zellen, um vor einer Infektion geschützt zu sein. Ob und wie viele Antikörper die Menschen gegen Ebola bildeten, war anscheinend unabhängig von der Dosis. Dieser Teil der Immunantwort blieb in allen Gruppen hinter den Erwartungen zurück. Für einen besseren Schutz müsse man möglicherweise eine höhere Dosis wählen oder zusätzlich eine Auffrischungsimpfung verwenden.

Ideal für die Bekämpfung eines Ausbruchs wäre ein Impfstoff, der nur einmal gespritzt wird und dann 90 Prozent der Geimpften schnell und für zwei Jahre zuverlässig schützt, heißt es in einem Bericht des Wellcome Trust und der Universität von Minnesota.

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